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Die Kommerzialisierung von Counter Strike – Oder: A Silent Farewell

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Erste Runde Eco, über A-Kurz mit kurzem Delay. Anschließend A-Lang mit der altbewährten M4 – Gut, meine glorreichen Tage der Clan Wars und ESL-Matches in Counter Strike 1.6 sind schon ein paar Jahre her. Jene Stunden – oder eher Nächte – in denen ich mich im Teamspeak redend und Chips mampfend auf Publics amüsiert und auf Privates gemessen habe, sind als rosarote Erinnerungen in meinem Kopf eingebrannt. Das später erschienene Counter Strike: Source habe ich schnell als “Arcade-Version” meines geliebten 1.6 abgetan und lange gemieden – nur um dann von einem guten Freund überzeugt zu werden und auch Source als Konsistenteres der beiden Spiele genießen zu können. Zugegeben: Mit Counter Strike: Global Offensive habe ich mich bis heute nicht anfreunden können. Die skurrilen Modelle der Waffen und die marginalen Neuerungen haben das lang erloschene Feuer nicht wieder entfachen können. Dass ich der neuesten Entwicklung von Counter Strike aber skeptisch und sorgenerfüllt entgegenstehe, das hat ganz andere Gründe.

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Erst vor wenigen Tagen hat der asiatische Entwickler Nexon (WarRock, Counter Strike Online) in Zusammenarbeit mit Valve angekündigt, einen Zombie-Ableger der CS-Reihe namens Counter Strike Nexon: Zombies veröffentlichen zu wollen. (Wir berichteten) Noch in diesem Jahr soll Counter Strike mit neuen Waffen, Modi und eben Zombies gesäumt werden. Das Ganze erscheint als Free to Play-Titel – mit der impliziten Gefahr von Mikrotransaktionen. Zwar hat Valve eine liberale Politik diesbezüglich und verseucht keines seiner Spiele mit gewinnbringenden Kaufitems, aber leider ist mit Nexon ein zweiter, vermutlich wesentlich bemühterer Faktor dazugekommen. Die in Nexons Multiplayer-Shooter WarRock beinhalteten Mikrotransaktionen sind nämlich genau das, wovor wir uns alle in kostenlosen Spielen fürchten: Pay. To. Win. Dieser Umstand und die ungleiche Marktstellung beider Unternehmen lässt die Sorge um ein weiteres “Dungeon Keeper”-Trauma in Shooterform weiter auflodern.

Letztlich wirkt die Idee, Zombies in einen Taktik-Shooter zwängen zu wollen, wie ein krampfhafter Versuch. Eine Idee, die zwar Games wie Left 4 Dead oder Red Dead Redemption gut umgesetzt haben, verkommt zum idiotensicheren Weg, ein Spiel kaum zu verändern und doch Geld zu machen. Es besteht keinerlei Bedarf danach, Counter Strike durch irgendwelche Franchise-fremden Ansätze zu verwässern und dafür auch noch externe Free-to-Play-Entwickler ins Boot zu holen. Kein Hahn kräht mehr nach unpassenden und generischen Zombie-Adaptionen beliebter Spielereihen. Selbst mein Bedarf als riesiger Fan von Zombiegames und -filmen ist lange gesättigt. Und dieser Ankündigung von Nexon fehlt zur reinen Surrealität nur noch der Wunsch, ein Counter Strike-MOBA zu veröffentlichen.

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Meine Sorge über die Entwicklung von Counter Strike besteht aber nicht erst seit der kommenden Zombieapokalypse, sondern spätestens seit Global Offensive. Global Offensive begann als innovationsarmer Fortsatz von Counter Strike: Source und entwickelte sich zum Spiel mit ganz eigenen Finanzierungsstrategien. Weder 1.6 noch Source wies irgendeine Form von kaufbaren Zusatzinhalten (vom Morast-Addon “Condition Zero” abgesehen) auf und konnte dennoch Tausende begeistern. Counter Strike: Global Offensive bietet als kostenpflichtiger Titel diverse Items gegen Echtgeld an. Das verschafft zwar nur kosmetische Änderungen, aber ob nun Access Passes, Namensschilder oder altbekannte Truhenschlüssel – man kann eine ganze Menge Geld in einem Spiel lassen, das auch so schon Geld kostet. Global Offensive verbindet Charakteristika eines Free to Play-Titels mit einem Festpreis. Das ist nicht nur selten, es ist auch ungewöhnlich und besorgniserregend. Während früher an der Config-Datei rumgebastelt wurde, stehen nun Skins und Items im Vordergrund. Aus einem der innovativsten Taktik-Shooter wurde ein Nachbau des grandiosen Team Fortress 2 – nun mit roten Glocks statt Hüten und ohne all die Originalität.

Keine dieser Entwicklungen scheint aber bisher dem Erfolg des Taktik-Shooters geschadet zu haben. Den Steam-Statistiken zufolge rangiert Counter Strike: Global Offensive direkt hinter DOTA2 auf Platz 2 der meistgespielten Spiele. Unter den Top 15 finden sich sogar alle drei Ableger der Reihe mit bis zu sechsstelligen Spielerzahlen am Tag. So sehr das auch angesichts der oft nachtragenden Community honoriert werden muss, mit der Ankündigung von Counter Strike Nexon: Zombies wurde eine Sorge in mir entfacht. Die Sorge um ein Erbe einer der innovativsten und tiefsten Shooter-Reihen. Ich wünsche mir keine Zombies, keine Skins und keine reflexstimulierenden Truhen in einem Counter Strike. Auch wenn die glänzenden Marktanalysen der großen Publisher etwas anderes behaupten: Der Ruf nach Titeln ohne DLCs, ohne Mikrotransaktionen, ohne Drops und ohne “Customization” ist ein Lauter geworden. Und deshalb sollte er von den Publishern umso ernster genommen werden.

Antworten
  1. Ich spiele ab und zu noch sehr gerne Ranked Matches auf den guten alten Maps, die machen dann auch noch Spaß, mit dem ganzen Zombiekram kann ich auch nichts anfangen. CS ist im Kern immer noch großartig, wenn man es denn so spielt, wie die Entwickler es auch wollten 😉

  2. Jominathor

    Mittlerweile kann ich auch keine Zombie-Mods/-Erweiterungen/-witzig gemeinte DLC’s mehr sehen. Was CSGO im allgemeinen angeht finde ich aber, dass solange der pure Spieinhalt abgesehen von kosmetischen Änderungen von digitalen Erweiterungen verschont bleibt, ich damit leben kann.

    Ich habe schon ewig kein CS mehr gezockt. Ich bin wirklich gespannt, wie die Zukunft dieser Marke aussieht.

  3. Mittlerweile kann ich auch keine Zombie-Mods/-Erweiterungen/-witzig gemeinte DLC’s mehr sehen. Was CSGO im allgemeinen angeht finde ich aber, dass solange der pure Spieinhalt abgesehen von kosmetischen Änderungen von digitalen Erweiterungen verschont bleibt, ich damit leben kann.

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