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The Last of Us: Remastered im Test – Ein Meisterwerk in 1080p

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Jede Konsolengeneration hat ihr Spiel. Einen definierenden und Industrie und Spieler gleichsam prägenden Titel, der in der Lebensspanne der Konsole alles überragt. Eben jener überragende Titel der letzten Generation war für mich “The Last of Us”. In einem ausführlichen Test haben wir bereits berichtet, warum The Last of Us und dessen DLC “Left Behind” für uns Journalisten, Spieler oder einfach Kunstliebhaber ein Pflichttitel in jeder Sammlung geworden ist. Die liebevolle und aufrührende apokalyptische Anekdote zwischen Joel und Ellie hat nach viel Zuruf aus der Community einen Ableger auf der PS4 bekommen, der technisch stark aufgebessert und inhaltlich als “Game of the Year”-Version daherkommt. Aber lohnt sich die Investition für die technischen Neuerungen? Oder will man hier etwa nur an unser Geld?

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Vereinzelte Sonnenstrahlen schimmern zwischen den Ruinen umher, es muss gerade Mittag sein. Die Stadt ist still, als wir in der Haut von Joel und mit der kleinen Ellie an unserer Seite in einem verfallenen Bürogebäude umherwandern. Unser Ziel ist die nächstgelegene Stadt, dort kennt Joel jem… Ein Schrei! Aber da braucht niemand Hilfe – jedenfalls niemand außer uns. Das sind Runner und sie kommen zu uns.
Was Naughty Dog auf technischer, atmosphärischer und erzählerischer Ebene mit The Last of Us geschafft haben, hat alle Grenzen der letzten Generation zum Bersten gebracht. Dem Spieler wird eine emotionale Geschichte und eine dynamische Beziehung der beiden Protagonisten geboten. Im Singleplayer-DLC “Left Behind” werden zusätzlich einige Lücken in der Geschichte zwischen Ellie und Joel eindrucksvoll beleuchtet. Alle Zusatzinhalte – dazu zählen auch zwei Multiplayer-DLCs – sind mit in der remasterten Version von The Last of Us enthalten.

Spätestens aber im “Making Of” zu The Last of Us wurde klar, wie stark Naughty Dog während der Entwicklung an die technischen Grenzen der PS3 gestoßen ist. Ideen wurden eingebracht und wieder verworfen, jeder Byte berechnet und jede Ressource minutiös verplant. Dank dem Remaster für die PS4 wurden die technischen Grenzen durchbrochen und der kreative Geist von Naughty Dog vollendet. Damit bietet sich für das Studio aus Kalifornien die Gelegenheit, endlich das umzusetzen, was den kreativen Köpfen im Studio lange vorschwebte.

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Für die Remastered-Version sollte nämlich einiges hinzukommen: Naughty Dog verspricht eine Auflösung von 1080p und eine Bildwiederholungsrate von 60 Bildern pro Sekunde. Dazu kommen diverse Zusätze wie verbesserte Texturen, erhöhte Sichtweite und eine Verringerung der Pop-Ups. Zusätzlich enthält die PS4-Fassung neben dem Singleplayer-DLC noch zwei Multiplayer-DLCs – unter anderem das Abandoned Territories-Pack, welches neue Karten hinzufügt. Dazu kommt ein neuer Schwierigkeitsgrad namens “Erbarmungslos”, in dem Vorräte kaum vorhanden sind und die Gegner dreifachen Schaden zufügen.

Insgesamt kann The Last of Us auf der PS4 als Hybrid aus Game of the Year und HD-Remake bezeichnet werden. Da dieses “HD-Remake” aber kein alter Klassiker ist, stellt sich unweigerlich die Frage: Wenn man die PS3-Version besitzt, lohnt sich der Vollpreis für eine technisch verbesserte Version eines Spiels, das gerade mal ein Jahr alt ist? Die Antwort dieser Frage ist fest daran geknüpft, in welchem Maße sich die technischen Verbesserungen bemerkbar machen.

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Um einen Eindruck über den technischen Stand der PS4-Version zu bekommen, kann die Quarantänezone am Anfang des Spiels wunderbar als Beispiel herangezogen werden. Wie viele andere Gebiete von The Last of Us hat auch diese Zone unheimlich viele Details, unterschiedliche Texturen und Charaktermodelle zu bieten. Verfallene Gebäude, mehrere Hauptcharaktere und diverse Hintergrundaktionen wie vorbeirollende Militärs – hier kann The Last of Us auf der PS4 zeigen, was es gelernt hat. Spätestens nachdem wir die schäbige Gasse nach dem Prolog verlassen haben, lächeln uns von allen Seiten merklich verbesserte Texturen an – sofern in dieser Zukunft überhaupt irgendwas lächelt. Man darf bei (quasi) HD-Remakes nie vergessen, dass sie ursprünglich für eine andere – und ältere – Konsolengeneration entwickelt worden sind. Das bedeutet gleichzeitig auch immer einen gewissen Grundstandard, den auch ein Remaster nicht ändern kann. Die Bewertungsstandards richten sich also an ein schöneres PS3-Spiel, nicht etwa an einen reinen PS4-Titel.

Davon abgesehen ist aber eine wesentliche Steigerung in der Qualität der Texturen zu bemerken. Die obligatorischen, ressourcensparenden Matschtexturen sind bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr vorhanden und wurden durch schärfere Versionen ersetzt. Besonders bei den Hauptfiguren fallen die schöneren Texturen auf – aber auch unwichtige NPCs haben nun glattere Kanten und knackige Texturen. Ob nun eine kalte Neonleuchte oder die Sonnenstrahlen in den Ruinen – auch die Beleuchtung wurde merklich aufpoliert und rundet das Gesamtbild passend ab. Auf der PS3 war The Last of Us schön – auf der PS4 ist es wesentlich schöner!

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Die erhöhte Bildrate von 60 Bildern pro Sekunde tut dem Spiel auch enorm gut. Bei Spielen wie Dark Souls 2, dessen erster Teil auf dem PC eine echte Software-Krücke war, haben wir bereits den signifikanten Einfluss der Bildrate bemerkt. Und das ist bei The Last of Us nicht anders: Nicht nur ergibt die erhöhte Bildrate ein flüssigeres Bild, auch die tollen Animationen wirken dadurch noch flüssiger. Praktisch: Das flüssigere Bild erleichtert auch das Zielen.

Ob nun in verfallenen Ruinen, Nachts oder in dunklen Gebäuden: Insgesamt kann man am Gesamtbild der technischen Neuerungen ein nochmal kompletteres, runderes Bild von “The Last of Us” erkennen; mit all seinen grafischen Nuancen, die Naughty Dog vermutlich schon gerne auf der PS3 implementiert hätte. Dieses The Last of Us ist endlich komplett und könnte – und das nur vielleicht – nur besser werden, würde man es komplett neu entwickeln. All die grafischen Verbesserungen, die stellenweise wirklich markant ins Auge springen, tragen zu einem komplett wirkenden Bild bei.

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Und auch der Multiplayer-Modus hat in der Remastered-Version noch seine Daseinsberechtigung. Hat man sich hier für eine von zwei Fraktionen entschieden, gilt es auch auf der PS4, in Matches Ressourcen zu sammeln und somit seinen eigenen Clan am Leben zu erhalten und zu erweitern. Dadurch schaltet man dann neue Ausrüstungen frei. Außerhalb der Matches kann man dann den Stand seines Clans einsehen und freudig bemerken, dass die kleine Johanna gerade Netze herstellt. Innerhalb der Matches entstehen durch die verwinkelten Karten spannende Schussgefechte, in denen unvorsichtige Spieler schnell bestraft werden. Es gilt vorsichtig und umsichtig durch die Karten zu wandern, um den Gegner im guten Moment zu erlegen. So wird das Gefühl der ständigen Gefahr auch in den wirklich interessanten Multiplayer transportiert. Durch die zwei DLCs bekommt der Multiplayer neues Futter und durch den Port eventuell neuen Zulauf.

Inhaltlich kam neben den Multiplayer-DLCs noch der Singleplayer-DLC “Left Behind” dazu. Left Behind ist der leider einzige Singleplayer-Inhalt und beschäftigt sich in zwei Teilen mit einem Abschnitt innerhalb der Geschichte von The Last of Us und mit einer eigenständigen Geschichte vor dem Hauptspiel. In knappen zwei Stunden kann man hier eine interessante und emotionale Erzählung vorfinden, die das Erlebnis des Spiels – und das ist unüblich für DLCs – keineswegs verwässert. Für einen genaueren Einblick, empfehlen wir unseren Test zu “Left Behind”.

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The Last of Us ist nach wie vor das erzählerische Meisterwerk uns eines der besten oder gar das beste Spiel seiner Generation. Die Beziehung zwischen Joel und Ellie, die eben nicht mit dem emotionalen Holzhammer daherkommt, sich behutsam vortastet und selbst starre Beschützer-Rollen dynamisch anmuten lässt, ist ein großer Meilenstein der Erzählkunst in Videospielen. Ob man nun Fan vom Endzeit-Genre ist oder nicht: Gepaart mit der grandiosen Instrumentalmusik des Gustavo Santaolalla überzeugt die knallhart ehrliche Geschichte um das große Ganze der Menschheit jeden Spieler und brennt The Last of Us tief in das kollektive Gedächtnis einer Community ein, die nach dem Besonderen in Spielen sucht.

Fazit: Zuallererst sollten sich die The Last of Us auf der PS4 kaufen, die es noch nie gespielt haben. Die grandiose Geschichte und das spannende Gameplay werden durch die stark aufgebohrte Technik grandios ergänzt. Nur die ganz großen Fans, die es schon auf der PS3 besitzen und vergöttern, sollten sich das Spiel ein zweites Mal kaufen. Wer von der PS3-Fassung nicht begeistert war, dem wird auch die vollpreisige Neuauflage nicht umstimmen. Kurz und knapp: The Last of Us auf der PS4 ist mitreißend, emotional und technisch einwandfrei.

Unsere Wertung:

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