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Mittelerde: Mordors Schatten im Test – Tolkiens Phönix?

Mittelerde Mordors Schatten

Seit dem 2. Oktober steht Mittelerde: Mordors Schatten für den PC, die PS4 und die Xbox One in den Händerregalen. Entwickler Monolith Productions aus den USA schickt uns dafür in der Haut eines Waldläufers nach Mittelerde und verspricht einen abwechslungsreichen Titel, der bis zu 30 Stunden unterhalten soll. Ob Mittelerde: Mordors Schatten die Rettung für das spielerische Mittelerde ist, erfahrt ihr im Test.

Wie das bei den ganz großen Lizenzen so üblich ist, wurden Spiele mit “Der Herr der Ringe”-Setting in verschiedensten Genres veröffentlicht. Jeder der drei Teile bekam ein eigenes Action-Adventure mit Aragon, Legolas und Gimli spendiert. Dazu kamen mit “Schlacht um Mittelerde” zwei unter Fans sehr beliebte Echtzeitstrategie-Titel. Selbst ein MMORPG und ein MOBA erschienen 2007 und 2012: Titel wie “Lord of the Rings Online” und “Guardians of Middle-Earth” versuchten neue Genres zu erschließen. Wirklich großen Erfolg hatten die meisten Titel nicht. Mit Mittelerde: Mordors Schatten versucht Entwickler Monolith einen anderen Weg zu gehen und ein spielerisch reichhaltigeres Erlebnis zu bieten.

Mittelerde Mordor Schatten 3

Mittelpunkt der Geschichte in Mittelerde: Mordors Schatten ist Talion, Waldläufer aus Gondor. Stationiert am schwarzen Tor, der eisernen Trennlinie zwischen Mordor und Gondir, und Captain der Garde, erlebt Talion dort den Angriff Saurons. Im Zuge des Angriffs verliert Talion nicht nur seinen Sohn und seine Frau, sondern auch sein eigenes Leben. Abspann! Stop, Nicht ganz – Denn der Tod stößt ihn zurück und Talion teilt sich ab sofort den Körper mit einem mysteriösen Geist. Gemeinsam suchen sie Rache an den Schuldigen.

Wer sich vor einer zugegebenermaßen austauschbar klingenden Geschichte fürchtet: Keine Angst. Talion und die anderen durchaus glaubhaften Figuren werden gut in die an Peter Jacksons Filmtrilogie orientierte Welt integriert und sogar eine “ringrevelante” Figur wie Gollum hat einen Auftritt. Die Qualität der Szenen mit Gollum erinnern stark an die Großartigkeit der Vorlage: Mittelerde: Mordors Schatten spielt zwischen dem Hobbit und der Herr der Ringe. Letztlich ist das Spiel Nutznießer seiner qualitativ hochwertigen Vorlage, samt der feinst skizzierten Charaktere in Mittelerde. Die Geschichte samt Dialogen ist gut vertont und schließt mit einem spannenden Finale ab, kann aber interessante Charaktere nicht langfristig in die Geschichte integrieren. Interessante und liebgewonnene Figuren erfahren nicht die Rolle in der Geschichte, die man sich wünscht. Erzählerische Ersatzelemente wie das Nemesis-Feature erreichen dann naturgemäß auch nicht die erhoffte Dramaturgie, die man von der Hauptgeschichte erwartet.

Mordor 2

Letztlich dient das Nemesis-System aber auch nicht zur dramaturgischen Inszenierung, sondern ist das zentrale Gameplay-Element von Mittelerde: Mordors Schatten. Alle Gegnergruppen der Uruks werden von einer Hierarchie umspannt: Während mehrere Uruk-Häuptlinge an der Spitze stehen, sind ihnen Hauptmänner und letztlich normale Soldaten untergeordnet. Werden höherstehende Gegner getötet, so hat das direkte Auswirkungen auf die Nachfolger der nun vakanten Stellen. Die wechselnden Gegner haben ihr eigenes Profil und zu den anderen Uruks und Talion ganz dynamische Beziehungen: Meistens nehmen euch die Gegner so manchen vorhergegangenen Kampf mehr als Übel. Das Nemesis-System bewirkt damit bis zum Finale ganz eigene Spielerlebnisse und einen eigenen dynamischen Realismus, der stark zur Vielfalt in Mittelerde: Mordors Schatten beiträgt. Monolith haben dieses Feature nicht umsonst zum Flagschiff ihres Marketings gemacht und schaffen damit jenes abwechslungsreiche Umfeld, das sich so manche PR-Abteilung zurecht zimmern möchte.

Mordor 4

So einzigartig und positiv das Nemesis-System auch sein mag, eindeutige Parallelen zu anderen Spielen lassen sich kaum abstreiten. Wer Mittelerde: Mordors Schatten das erste mal spielt, könnte glauben, einen fünften Teil von Assassin’s Creed vor sich zu haben. Der Spieler als geschickter Kletterer, schnelle Stealth-Kills und das Besteigen von Aussichtstürmen: Mehr als von jedem anderen Titel scheinen sich Monolith von Ubisofts Franchise inspiriert haben zu lassen. Diese berechtigten Vergleiche müssen sich Monolith von vielen Seiten anhören, die verblüffende Ähnlichkeit sorgte vor Release sogar für heftige Zweifel. Wenn es um den Nahkampf geht, entdeckt man sogar Parallelen zu der Arkham-Reihe von Rocksteady. Ein flüssiges Kampfsystem, in dem stylische Animationen mit einer griffigen Steuerung einhergehen, erinnert an den großen Pluspunkt der Reihe rund um Arkham City.

Es ist offensichtlich, dass sich Monolith an einigen Stellen Inspiration gesucht hat und diese recht offen in das Gameplay integriert. Dadurch wird das Spiel aber höchstens aufgewertet: Nicht nur Fans von Batman: Arkham City oder den ersten Teilen von Assassin’s Creed bekommen hier – auch aufgrund des tollen Zusammenspiels von Talion und seinem Geisterfreund – ein sättigendes und rundes Paket abgeliefert. Die Inspiration fließt positiv ein, etwas mehr Eigeninitiative seitens Monolith hätte aber sicherlich nicht geschadet. Letztlich setzen sich aber die verschiedenen Elemente, unter anderem das flüssige Kampfsystem eines Batman: Arkham City und das spaßige Klettern eines Assassin’s Creed, zu einem qualitativ hochwertigen Ganzen zusammen.

Mordor 3

Auf allen Plattformen zaubert Monolith mit Mittelerde: Mordors Schatten ein schönes Bild. Die hohen Anforderungen auf dem PC (3GB Grafikspeicher für hohe Einstellungen!) münden in der schönsten Version. Die für den Normalo erstmal ungewöhnliche Landschaft Mordors ist schön gestaltet und bietet hier und da nette Effekte. Ab und an schwächelt zwar die Framerate, mega störend ist das aber nicht. Die PS4- und Xbox One-Version sind ebenfalls sehr schön anzusehen. Eine vollends überzeugende Präsentation der Power dieser Konsolen erwartet uns aber auch hier nicht.

Der Titel hat mit 20-30 Stunden, vielen Nebenaufgaben wie dem Sammeln von Artefakten, massig Upgrades und einer breiten Karte einen ordentlichen Umfang und fesselt den Spieler überdurchschnittlich lang ans Gamepad oder an die Tastatur.

httpv://youtu.be/LsicioczKqo

Fazit:
Besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden! Diesen Vorsatz hat sich Monolith bei der Entwicklung von Mittelerde: Mordors Schatten wohl sehr zu Herzen genommen. Der amerikanische Entwickler nimmt sich Elemente aus Spielen wie Assassin’s Creed und Batman und macht daraus ein rundes und spaßiges Erlebnis. Nicht zuletzt das Nemesis-Feature trägt zu einer dynamischen und mitreißenden Welt bei, in der wir uns gerne öfter verlieren. Lediglich ein paar Löcher in der Story und fehlende Eigeninitiative seitens Monolith kreiden wir Mittelerde: Mordors Schatten an. Insgesamt erwartet den Spieler aber ein spaßiger und überzeugender Mix, der auch jene begeistern kann, die mit Tolkiens Lebenswerk nicht so viel anfangen können.

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