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Olli Olli 2: Welcome to Olliwood im Test – Auch Pixelbeton tut weh

Indie-Spiele sind oft schwer. Sie müssen schließlich hervorstechen – Kindergeburtstag im Pixelbrei will eben keiner spielen. Und ob man in Super Meat Boy zum dreißigsten Mal an die Kreissäge klatscht oder in Hotline: Miami gnadenlos geknüppelt wird – Nervenzusammenbrüche haben in Indie-Spielen lange Tradition. Olli Olli 2: Welcome to Olliwood ist da keine Ausnahme, sondern ein knallharter Arcade-Skater. Ob es trotzdem Spaß macht, das erfahrt ihr in unserem Test.

Ich gehöre zu den glücklichen Menschen, die mit einem Tony Hawk-Spiel auf der Playstation 1 aufgewachsen sind. Und ich war auch auf jede große Combo stolz, die ich in Tony Hawk’s Pro Skater 2 geschafft habe. Olli Olli 2 hat mir gezeigt, dass das nichts wert ist – und mich mit seinem anspruchsvollen Gameplay voll gegen die Wand fahren lassen.

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Simpler Einstieg mit viel Potential

Das Spielprinzip von Olli Olli 2 ist simpel. In insgesamt 25 Leveln muss man nur die Ziellinie erreichen. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Gebiete, durch die man sich kämpfen muss – und die wunderbar gestaltet sind. Wir starten im kitschigen Hollywood-Verschnitt, schlagen uns durch Maya-Gebiete mit goldenen Rails und landen im herrlichen „Carnival of the Dead“. Trotz der einfachen Zielsetzung und überschaubaren Anzahl der Level ist man nicht zu schnell durch – da hat die Schwierigkeit noch ein Wörtchen mitzureden.

 

„Leicht reinkommen, lange drinbleiben.“

 

Wenn da nicht die Hindernisse zwischen uns und dem Ziel wären! Theoretisch würde es schließlich reichen, einfach am Ziel anzukommen und all die Herausforderungen und Combos links liegen zu lassen – aber dann würde das Ego ja hungern. Deshalb wird fleißig getrickst, gegrindet und sauber gelandet. Dabei können oft verschiedene Wege durch die Level eingeschlagen werden. Der leicht verständliche Einstieg mit viel Potential ist ein großer Pluspunkt, denn letztlich ist das der Weg zum Spielerherzen. Kurzum: leicht reinkommen, lange drinbleiben.

Leider ist es so einfach auch nicht: Olli Olli 2 trügt heimtückisch mit seiner simplen Steuerung. Für die ersten Level genügt der linke Stick und die X-Taste – damit werden Tricks gemacht und sauber abgeschlossen. Je näher wir uns am Boden befinden, wenn wir X drücken, desto sauberer die Landung und desto höher der Punkestand. So können auch Geländer abgegrast und zwischen den Rails ein paar Manuals eingeschoben werden. Alles nur mit zwei Tasten. Später kommen noch mehr Tasten hinzu – einfach ist das Spiel aber weder am Anfang und schon gar nicht später.

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Herausforderungen fürs Ego

Vor jedem Level werden uns also Herausforderungen gestellt. Das geht von simplen Sachen wie erfolgreichen Landungen bis zu echten Brechern wie sechsstelligen Combos und einem perfekten Durchlauf. Wer genug Ehrgeiz hat, sammelt in allen Levels die fünf zusätzlichen Sterne. Wer mit seiner mentalen Gesundheit nicht zufrieden ist, macht das auch. Und sonst gibt es den RAD-Modus, der jedes Level noch etwas schwerer macht. Der RAD-Modus war ursprünglich dafür gedacht, die Spieler zu belohnen, die das Spiel beendet haben. Und zwar mit der Schwierigkeit, die das Entwicklerstudio ursprünglich im Sinn hatte – und es schnell als zu schwer verwarf. Das sagt doch einiges über Olli Olli 2 aus.

Besonders sind auch die Spielmodi “Spots” und “Daily Grind”. In beiden geht es einfach gesagt darum, eine möglichst gute Combo zu schaffen – alles im internationalen Vergleich. Bei Spots muss eine möglichst lange, punktereiche Combo gelandet werden. Die ist natürlich dann am besten, wenn sie möglichst bis zum Ende des Levels andauert. Beim Daily Grind ist es noch ein Stück schwieriger: Hier möchte ein möglichst langer Grind erreicht werden – und dafür hat man jeden Tag nur einen Versuch. Wird der verhauen, muss man bis zum nächsten Tag warten. Herausfordernd!

Für einen erfolgreichen Abschluss müssen die verschiedenen Geländer mit Manuals miteinander verbunden werden. Landet man ohne Manual auf dem Boden, ist gleich bei beiden Modi der Durchlauf vorbei. Hier erzielt der Weltbeste gerne mal ein paar Millionen Punkte.

 

„Ein gediegener Soundtrack mit stimmigen Songs“

 

Der visuelle Stil von Olli Olli 2 ist simpel gehalten. Statt sich im extrem pixeligen Gewand vieler anderer Indie-Titel zu sonnen, zeichnen die Entwickler einen schlichten, aber eindrucksvollen Look auf den Bildschirm. Viele Details bietet Olli Olli 2 nicht, wenn sich der Skater vor regungslosen und starren Hintergründen bewegt. Dafür sind es einige kleine Details, die besonders herausstehen: Ein bunter Vogelschwarm oder ständig wechselnde Filmtitel im Kino am Ende der Olliwood-Levels setzen schöne Akzente. Passend dazu liefert Olli Olli 2 einen gediegenen Soundtrack mit stimmigen Songs, die das Geschehene passend untermalen. Dabei sticht der Soundtrack etwas aus dem schlichten Design heraus und unterlegt die kleinen, aber schönen Details mit mal treibenden, mal ruhigen Elektro-Stücken.

Unser Fazit:
Olli Olli 2 zieht seine Faszination aus einer alten Formel: Dinge, die in anderen Titeln noch so einfach sind, werden einfach zu einer bockschweren Aufgabe gemacht – bei Olli Olli 2 sind das eben die Tricks auf dem Rollbrett. Ein Manual, ein perfekter Ollie, nicht einmal eine 900°-Drehung waren in anderen Arcade-Skatern ein großes Problem. Bei Olli Olli 2 wird selbst ein einfacher Trick zur nervlichen Zerreißprobe.
Fans des Vorgängers dürfen sich auf eine ganze Menge neuer Tricks und alternativer Level-Abläufe freuen. Einsteiger bekommen einen fordernden Arcade-Skater, der mit seinem fairen, aber extrem anspruchsvollen Gameplay einiges Suchtpotential entfaltet. Die Sucht nämlich, den perfekten Durchlauf zu schaffen – und dass, ohne es überhaupt zu müssen.

Olli Olli 2: Welcome to Olliwood ist im Monat März kostenlos via Playstation Plus erhältlich.

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