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Bloodborne ist schwer – oder bin ich es nicht gewohnt?

Es ist nicht leicht mit Bloodborne. Gut, das klingt jetzt schon beinahe kitschig einleuchtend, dass der neue Streich von From Software nun auch kein Kindergeburtstag ist. Und es stimmt: Nach Demon’s Souls und den beiden Dark Souls-Teilen ist das japanische Studio noch nicht dazu gekommen, den „Difficulty“-Regler etwas zu senken. Nein, ich meine das ganz anders. Wie man es dreht und wendet: Bloodborne lässt sich in keine Schublade schieben.

From Software ist nicht erst seit diesem Jahr zum Meister der knallharten, aber unheimlich motivierenden Action-Rollenspiele avanciert. Mit Demon’s Souls feierte das Studio einen ziemlichen Überraschungs-Erfolg – der Titel war anfänglich nicht einmal auf dem europäischen Markt erhältlich. Bei den Nachfolgern Dark Souls 1 & 2 wusste jeder Fan der Reihe schon seine Aufgabe: Zähne zusammenbeißen und bei jedem Boss eine ordentliche Portion Adrenalin abholen. Die Vermutung liegt also nah, dass die Schwierigkeit eines Spiels von From Software ein Kernpunkt des Gameplays ist. Am Liebsten brüsten sich Spieler damit, das Spiel ganz einfach durchgespielt zu haben – manchmal ohne Level Ups, manchmal mit einem Rock Band-Controller.

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In unserem Test zum PS4-exklusiven Bloodborne finde ich das Spiel besonders schwer. Ich bleibe dabei: Bloodborne ist knallhart und wird niemandem den Hintern pudern. Der Eindruck bei jedem Spiel von From Software ist anfangs gleich: Die Gegner haben zu lange Lebensleisten, machen zu viel Schaden und mein Zahnstocher dafür umso weniger. Dass aber gerade die japanischen Genies die Schwierigkeit durch so simple Faktoren wie Lebenspunkte oder Schaden beeinflussen, das macht die Spiele gleichzeitig so besonders – und das wurde mir bei Bloodborne besonders klar.

Weiter schreibe ich im Test: Bloodborne gibt nicht viele Freiheiten, was die Charakterentwicklung betrifft. Kaum nennenswerter Fernkampf, keine Magie im eigentlichen Sinne, keine Schilde – mit seinen brachialen Waffen und dem abgespeckten Upgrade-System drängt mich Bloodborne in die Offensive. Nach jedem Treffer muss ich sofort zurückschlagen, um meine Lebenspunkte zurück zu bekommen – sonst geht es an die kostbaren Blutgefäße. Bei Bloodborne geht es immer geradeaus, ob man will oder nicht.

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Und da liegt die wirkliche Schwierigkeit von Bloodborne. All die Spieler, die in Dark Souls 2 eine andere Spielart hatten, sind anfangs aufgeschmissen – zu der Fraktion gehöre ich auch. In Bloodborne ist es mir nicht möglich, einen Kleriker mit dicker Rüstung, breitem Schwert und einigen kräftigen Zaubern zu spielen. Ich trage eine Lederrüstung, einen Schild suche ich aber vergebens. Bei vielen Bossen ist es sogar dringend notwendig, aggressiv zu spielen – ansonsten gerät man unweigerlich zwischen die Mühlsteine. Und so passiert es auch, dass einige Spieler Bloodborne als schwer und andere als viel zu einfach einstufen. Man ist den aggressiven Spielstil aus Bloodborne entweder gewohnt, oder beißt sich die Zähne am Spiel aus. Ich gehöre wohl zu den ganz sturen Klerikern letzterer Sorte.

Ganz nüchtern betrachtet ist Bloodborne aber nicht der schwerste Teil der Reihe – den Titel behält Demon’s Souls. Es gibt schließlich viele Komfortfunktionen: Man kann seine Waffen dank verschiedener Inschriften an die jeweilige Situation anpassen, die Upgrades sind schnell verfügbar und dank dem erweiterten Coop-Modus sind auch die schwersten Bosse kein Thema mehr. Bei einem Teil der Spieler rührt der hohe Schwierigkeitsgrad von Bloodborne lediglich daher, dass es den Spieler in ein enges, offensives Korsett zwängt und jeder Alternative beraubt. Und das fordert Frustresistenz, Geduld und Gewöhnung.

Sicher, From Software hat mit Bloodborne kein offizielles Souls-Games geliefert und viel Neues probiert. Und klar, die besondere, wenn auch erzwungene Spielweise macht den düsteren, so blutigen Reiz von Bloodborne aus. Aber mehr Möglichkeiten zur Charakterentwicklung täten dem Spiel sicher nicht schlecht. Vielleicht ein bisschen Magie, etwas wirkungsvoller Fernkampf? Es müssen ja nicht direkt wieder sonnenhelle Lichtspeere sein. Wobei: Stellenweise ist Yharnam doch ganz schön düster… Wieso nicht etwas die Sonne preisen? Bittende Grüße nach Japan, Jungs! Überlegt euch die Sache mit der Charakterentwicklung doch nochmal.

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