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Neu installiert: Gothic 3

Manchmal fallen gerade die betagten Titel aus der Spielesammlung besonders ins Auge. Wenn man so durch seine breit gefächerte Bibliothek blättert, vorbei an Strategie- oder Action-Titeln, dann lächelt einen manchmal ein unscheinbares Spiel aus früheren Jahren an. Auch Gothic 3 stammt aus jener einfachen Zeit von vor fast 10 Jahren – und deshalb habe ich zurückgelächelt und Gothic 3 wieder installiert.

Als Gothic 3 im Spätherbst 2006 erschien, waren große Erwartungen an das Rollenspiel aus dem Hause PiranhaBytes geknüpft. Spätestens seit dem umfangreichen Gothic 2 hatte sich eine breite Community um das mittelalterliche Rollenspiel geschart. Gothic 1 legte 2001 den Grundstein: Die lebhafte Welt, die motivierende Charakterentwicklung und die dichte Atmosphäre stellten viele Genrekollegen in den Schatten – selbst die Mittelalter-Rockband In Extremo hatte einen Auftritt in der Gefängniskolonie aus Gothic 1.

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Leider trübten gravierende technische Probleme, massenhaft Abstürze und grafische Macken den Spielspaß erheblich und Gothic 3 zerschellte an der erwartungsvollen Community. Bis heute hat Gothic 3 auf dem Wertungs-Aggregator Metacritic eine magere Wertung von 63 Punkten. Dass Gothic 3 überhaupt spielbar wurde, ist der Community und maßgeblich der Modding-Gruppe “Ritter des 12. Kelches”, zu verdanken. Es wurden zahlreiche Community-Patches veröffentlicht – der letzte erst sechs Jahre nach Release des Originals. Der Name der Gruppe von Moddern hat übrigens einen witzigen Hintergrund: Zahlreiche Spieler konnten aufgrund eines Bugs in Gothic 3 einen wichtigen Kelch nicht wie vorgegeben abliefern – das hat einige Gothic-Fans dermaßen gestört, dass sie kurzerhand mit der Entwicklung von Community-Patches begannen.

Ein brüchiges Spiel aus der Zeit von James Blunt

Die zahlreichen Verbesserungen der Kelch-Ritter nehme ich liebend gerne an und installiere kurzerhand den Community-Patch 1.75. Direkt der Beginn eines neuen Spielstandes zeigt die zahlreichen Veränderungen und Verbesserungen, die die Community in all den Jahren erarbeitet hat. Technisch ist alles sauber: Trotz stundenlanger Spielzeit ist Gothic 3 nicht ein einziges Mal abgestürzt. Auch läuft das Spiel beinahe durchgehend flüssig und grafische Verbesserungen werten das Gesamtbild massiv auf. Auch ein neues Kampfsystem samt alternativem Balancing wird uns angeboten. Man glaubt kaum, ein eigentlich brüchiges Spiel aus der Zeit zu spielen, als James Blunt noch “You’re Beautiful!” trällerte.

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Auch fast 10 Jahre nach seiner Veröffentlichung kann Gothic 3 noch eine ziemlich einzigartige Atmosphäre aufbauen. Während ich durch die dichten Wälder und grasigen Wiesen von Myrtana laufe, fühle ich mich fast so in die Welt eingesogen, wie es bei Gothic 1 und 2 der Fall war. Auf den Trampelpfaden stoßen wir immer wieder auf Hirschherden, die nach unserem Aufkreuzen lieber vom Grasen ablassen und die Flucht antreten. Verlassen wir die Trampelpfade, werden wir mit versteckten Truhen, unerforschten Höhlen und vielen Nebenquests belohnt, die das Erkunden in Gothic 3 so besonders motivierend machen.

Es scheint fast so, als wäre die packende Atmosphäre von Gothic 3 nur unter einem enormen Haufen an technischen Macken vergraben gewesen. Erst die umfassenden Community-Patches haben den maroden Zustand von Gothic 3 behoben und sein wirkliches Potential offenbart. Nachdem 2012 der letzte Patch mit knapp 1,5 Gigabyte erschien, wurde Gothic 3 zu dem, was es ursprünglich werden sollte: Eine gelungene Fortsetzung zweier großartiger Rollenspiele. Es erreichte nie ganz die Faszination seiner Vorgänger, aber ganz sicher fesselte es mich stundenlang an den Bildschirm. Und was kann es für uns Zocker besseres geben, als in einer Spielwelt zu versinken und die Uhrzeit danach nicht wieder zu erkennen?

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