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Dark Souls 3 im Test: Konstant gut

Dark Souls ist ein Spiel der Begegnungen. Jede Begegnung in der Souls-Reihe ist etwas besonderes. Denn jedes Aufeinandertreffen mit Untoten, mit riesigen Ratten, mit Drachen, Schwarzen Rittern und gigantischen Krebsen fordert vom Spieler alles, was er geben kann.

Und genau das ist es, was die inzwischen ikonische Rollenspiel-Reihe aus dem Hause From Software so besonders macht: Wie schnell und wie effizient wir das Spiel beenden, das hängt nur von unseren Fähigkeiten und den Entscheidungen ab, die wir auf dem Weg zum finalen Boss treffen. Und weil die Souls-Reihe das seit dem 2009 erschienenen Demon’s Souls so erfolgreich macht, hat das Ende März erschienene Dark Souls 3 wirklich große Fußstapfen zu füllen.

Seid beruhigt: Dark Souls 3 wandelt mit großen Kettenstiefeln durch die Spielewelt. Wie gut der dritte Teil der Reihe im Vergleich abschneidet, das erfahrt ihr im Folgenden.

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Asche. In Dark Souls 3 geht es um Asche. Während seine Vorgänger noch vom Fluch der Untoten handelten, befasste sich das quasi-Spinoff Bloodborne mit dem Blut. Nun geht es in der Welt von Lothric aber um Asche, passend zu den Ereignissen, die das Ende von Dark Souls 1 besiegelten. Deswegen sind wir auch kein “Brave Undead” mehr, sondern der “Unkindled One”, der “Champion of Ash”. Unsere Aufgabe ist es, die auferstandenen Lords of Cinder wieder auf ihren Thron zu führen. So weit, so gut – viel mehr Story gibt es aber nicht so einfach. Wie in der Souls-Reihe üblich, wird dem Spieler im normalen Spielverlauf nur ein kleiner Teil der sehr umfangreichen Geschichte präsentiert. Wer sich dazu noch mit den zahlreichen, allesamt toll geschriebenen und vertonten NPCs unterhält – oder sie überhaupt findet – und durch Item-Beschreibungen schlägt, der bekommt zahlreiche Erklärungen zu einer spannenden Story.

Erstmals kränkelt aber auch ein Spiel der Souls-Reihe an dieser Art des Storytellings. Während die Vorgänger noch einen essentiellen Teil der Story auch ohne großes Nachforschen offenbart haben, bietet Dark Souls 3 nur einen kleinen Teil seiner Geschichte als Standard-Paket an. Die zahlreichen Bosse, die bisweilen durch ihr Design oder ihre schiere Größe den Atem stocken lassen, hätten mehr Hintergrundgeschichte außerhalb optionaler Dialoge oder Item-Beschreibungen gut getan. Das führt letztlich dazu, dass besonders neue Spieler nur schwer einen Zugang zum düsteren und spannenden Universum der Souls-Reihe finden.

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Dabei bemüht sich From Software sichtlich, Dark Souls 3 auch für Spieler außerhalb des harten Kerns unersättlicher Fans zugänglich zu machen. Dafür sind die Bosse in Dark Souls 3 wesentlich leichter ausgefallen, als noch im Vorgänger. Wirklich harte Bossfights, wie es sie in den Vorgängern mit Ornstein & Smough oder dem Smelter Demon gab, sucht man vergebens. Kaum einer der so eindrucksvoll und berunruhigend gestalteten Endgegner hält uns länger als ein paar Versuche auf. So weist Dark Souls 3 leider kaum Spannungskurven auf und verläuft auf beinahe flacher Linie, bis dann überraschend auch schon der Endboss vor der Tür steht. Letztlich ist das Kritik auf hohem Niveau, da Dark Souls 3, besonders in den New Game Plus-Zyklen, unverändert einen knackigen Schwierigkeitsgrad aufweist. Für verweichlichte Schwierigkeitsgrad-Runtersteller ist Dark Souls 3 nach wie vor nichts.

Dazu kommen eine Vielzahl von scheinbar selbstverständlichen Komfort-Funktionen, die noch in Dark Souls 1 freischaltbar oder garnicht erst verfügbar waren. Dazu gehört der Teleport zwischen den Bonfires, also den Checkpoints. Diese “Reise”-Funktion wurde in Dark Soul 2 zum Standard. Außerdem ist es in Dark Souls 3 nun möglich, seine Fertigkeitspunkte mehrere Male – ganz ohne Item – zurückzusetzen. Besonders spannend: Ähnlich wie in Bloodborne ist es weiterhin möglich, mit passwortgeschützten Servern mit seinen Freunden zu spielen – dieses Mal sogar ohne Levelbegrenzung. Sollte der helfende Spieler ein höheres Level haben, so wird er auf das Level des Hosts runterskaliert. Alles in allem bietet Dark Souls 3 dank seiner Komfort-Funktion und Sparflamme-Bossen einen vergleichsweise niedrigschwelligen Zugang zur Reihe.

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Dennoch setzt auch Dark Souls 3 das Erfolgskonzept der Reihe fort. Die Welt von Lothric ist nicht minder mitreißend, bedrückend, beeindruckend und sogwirkend als die seiner Vorgänger. Sie ist düster ausgefallen, diese Welt der Asche. Während in Dark Souls 1 besonders der zweite Teil des Spiels und sogar beinahe das gesamte Dark Soul 2 sehr hell ausgefallen sind, kehrt Dark Souls 3 zu der ersten Stunden von Dark Souls 1 zurück. Wir werden in eine düstere Welt geworfen, die gleichermaßen vom Feuer der Drachen und von der Asche dessen überzogen ist, das die geschuppten Leviathane mit ihrem Atem vernichtet haben.

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Ebenso ist die gesamte Spielerfahrung, durch die wir uns auf unserem Wege, mit unseren Entscheidungen, Fähigkeiten und besonders so schnell bewegen, wie wie in der Lage sind, hervorragend inszeniert. Der mal orchestrale, mal symphonische Soundtrack macht aus jeder Erkundung ein Abenteuer und aus jedem Bosskampf – zumindest musikalisch – eine erbitterte Schlacht. Dazu kommt die grafisch nicht nur schön anzusehende, sondern auch technisch stabile und unheimlich detailverliebte Welt von Dark Souls 3. From Software schafft es in jedem Teil der Reihe, egal, welche Entscheidungen das Studio umsetzt, den Sweet Spot von Fantasy-Fans zu treffen.

Unser Fazit:
Dark Souls 3 ist ein durchweg gutes Spiel. Besonders auf musikalischer, grafischer, atmosphärischer und dramaturgischer Ebene kann es genau wie seine Vorgänger überzeugen. Letzteres macht Dark Souls 3 aber unzugänglicher als je zuvor: Wer die Geschichte von Dark Souls 3 erleben möchte, muss seine Augen noch mehr als in den Vorgängern offen halten. Im direkten Kontrast dazu stehen die zahlreichen Versuche des Entwicklers, das Spiel für eine breitere Spielerschaft zugänglich zu machen: einfachere Bosse und zahlreiche Komfort-Funktionen. Das sollte aber für den großten Teil der Spieler keinen großen Unterschied machen, denn auch der dritte Ableger der beliebten Dark Souls-Reihe weiß zu begeistern. Leider tut er das ohne große Highlights auf einer gleichbleibenden Spannungskurve – konstant gut eben.

Rene’s Fazit
In vielen Dingen kann ich mich Niko nur anschließen. Ich bin Souls-Veteran erster Stunde und verschlinge seit Demon’s Souls jeden Ableger, den From Software mir liefert. Dementsprechend gespannt war ich auf das große Finale der Souls-Trilogie. Doch nach zweimaligem durchspielen verspüre ich nicht diese typische Euphorie – und irgendwie verspüre ich sie doch. Dark Souls 3 ist wieder düsterer, stellenweise nahezu unangenehm, die Musik ist fantastisch und die Welt erschließt sich einem wieder mehr als in Dark Souls 2.

Doch auf der anderen Seite hat es mich an keiner Stelle so sehr gefordert, wie seine Vorgänger. Bis zum Ende hin habe ich bei nahezu keinem Boss mehr als eine handvoll Versuche gebraucht. Auch die Spielwelt selbst erscheint mir kleiner denn je – so sind manche Gebiete bereits nach einer Stunde gänzlich abgefrühstückt und bieten mir keinen Reiz, sie erneut zu durchlaufen. Genau so verhält es sich mit der Leuchtfeuer-Dichte. An vielen Stellen dachte ich mir “Wie? Schon wieder ein Leuchtfeuer?”. Man kann nicht abstreiten, dass es Quereinsteiger mit Dark Souls 3 einfacher haben werden, als mit seinen Vorgängern. Doch das ist Nörgeln auf sehr hohem Niveau. Dark Souls 3 ist trotz aller Kritik ein würdiger Souls-Ableger, dem lediglich ein Hauch von Schandstadt fehlt.

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