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The Division: Neue Inhalte, alte Sorgen – Ein Reisebericht nach 150 Stunden in New York

Noch vor kurzem verging kein Tag, an dem nicht über Ubisofts The Division berichtet wurde: „Neue Spielszenen aufgetaucht“, „Ist The Division der Destiny-Killer?“, „Was bietet das Endgame?“, „Wurde New York im Bezug auf DLCs geschnitten?“. Diese und viele weitere Meldungen flatterten jeden Tag durch unsere Timeline.

Nun ist das Spiel seit etwas mehr als einem Monat auf dem Markt und das Medienecho ist spürbar ruhiger geworden. Doch wie sieht es nun aus mit The Division? Ein Rebell schildert seine Eindrücke nach 150 Spielstunden und berichtet, wie er zur Akte „The Division“ steht und wieso das Spiel einen so schweren Stand hat.

Doch kommen wir kurz zu meiner Person, um die folgenden Zeilen besser nachvollziehen zu können. Ich selbst bin 27 Jahre alt und zocke seit ich 8 bin alles was mit Rollenspielen zu tun hat. Westliche Rollenspiele, japanische Rollenspiele oder auch Onlinerollenspiele. Angefangen bei Final Fantasy und Dragon Quest Anfang der 90er, endend bei aktuellen MMORPGs: Kann man in einem Spiel leveln und looten, bin ich gefangen wie in einer Venusfliegenfalle. So stehen inzwischen unter anderem 600 Stunden Destiny auf meiner Uhr, 1300 Stunden Diablo 3 und bislang rund 150 Stunden The Division. Von World of Warcraft und Konsorten mag ich gar nicht anfangen zu sprechen, denn die dort bislang investierte Zeit würde jeden Rahmen sprengen.

Dieser intensive Rollenspiel-Konsum sorgt dafür, dass man jede erdenkliche Art von End-Gaame-Content schon mal in einem Onlinespiel gesehen hat. Dementsprechend skeptisch stand ich The Division anfangs gegenüber. Wie man sich bei 150 Stunden denken kann, macht mir The Division inzwischen aber großen Spaß, doch wie geht es weiter?

Diese Frage ist die Kernfrage eines jeden Online-Titels. Ganz gleich welches Onlinespiel, es dauert nicht lange bis die Stimmen laut werden und nach mehr End-Game-Content schreien. Jedes verdammte Mal wieder. Vor 12 Jahren bei World of Warcraft, vor 5 Jahren bei Rift, vor 1,5 Jahren bei Destiny oder vor einem Monat bei Black Desert Online. Das sind nur vier Beispiele von unzähligen Spielen, die das Problem betrifft und dennoch hat sich bis heute nicht viel daran geändert. Doch woran liegt das? Die Antwort ist leicht: MMO-Spieler ist nicht gleich MMO-Spieler. Wir unterscheiden in Casual,- und Progress-Spieler.

Die einen lassen sich Zeit, erleben die Spielwelt in aller Ruhe und setzen sich nicht unter Druck. Die anderen Spieler wiederum „leben für das Spiel“. Besser gesagt: Sie leben für den Wettkampf. Der Wille der / die Erste zu sein überschattet alles. Gutes Equip ist noch lange nicht ausreichend, denn man möchte – nein man will – das beste Equip und man weiß genau welcher Gegner was / wo und wann droppt. Ich selber zähle mich zu zweiter Spezies, doch durch den aktuellen Zeitmangel liege ich eben irgendwo in der Mitte beider Schichten. Jeder Entwickler muss also eine Lösung für beide Spielerschichten finden. Der Gelegenheitsspieler soll sich nicht ausgegrenzt fühlen und keine Angst haben müssen, nicht mehr hinterher zu kommen und der Progress-Spieler möchte aber gefordert,- und für seine intensive Arbeit belohnt werden.

Nach diesem kurzen Schwenk zur Problematik eines Onlinespiels landen wir nun bei The Division und meinen 150 Spielstunden. Denn vor dieser Schwelle steht The Division aktuell. Der End-Game-Content in The Division besteht mit der Dark Zone aus einem PvE- / PvP-Part und mit den Hard- und Challenge Missionen aus einem reinen PvE-Part. Das heißt unsere beiden genannten Spielergruppen unterscheiden sich auch noch in PvE und PvP. Ihr merkt: Es wird nicht einfacher für den Entwickler. Ich habe mir die Dark Zone auch schon viele Stunden angeschaut und fleißig gelootet, doch mich reizt eher der PvE-Anteil im Endgame. Also was habe ich bislang gemacht in meinen 150 Stunden?

Ich habe täglich meine Daily-Missionen erledigt und habe fleißig Challenge-Missionen gefarmt. So lange bis mein Equip auf nahezu höchstem Stand war. Entweder durch gutes Lootdrop oder aber durchs herstellen von Items. So wie ich es seit Jahren in WoW mache. Oder in Destiny. Oder in Diablo. Nach rund 110 Stunden war es dann soweit: Alle Items befanden sich auf dem aktuell höchstem Level. Und da mir eine gute Waffe nicht reicht, habe ich mir direkt alle Waffentypen einmal besorgt. Ich habe also das Endgame durchgespielt, kann man sagen. Bis gestern.

Am gestrigen Tag erschien dann das erste Inhaltsupdate von The Division und brachte einige Neuerungen ins Spiel. Mit den sogenannten Übergriffen gibt es sogar einen neuen Endgame-Content. Eine Art Horde-Modus, in dem man 15 Gegnerwellen abwehren und besiegen muss. Dieser Modus trifft bei der Spielerschaft, mir inkusive, auf gemischte Gefühle. Viele Spieler freuten sich auf eine Art Raid und bekamen “nur” einen Horde-Modus. So hat doch die Mission Warrengate Kraftwerk auf höchstem Schwierigkeitsgrad klar aufgezeigt, wie gut ein Raid in The Division funktionieren würde. Ergänzend dazu hat man einen Gearscore eingeführt und neue Ausrüstung ins Spiel gebracht.

Wie gut der Gearscore ins Spiel passt, wird sich erst noch zeigen. Klar braucht man ein Mindestmaß an Ausrüstung, um diverse Aufgaben zu bewältigen, doch ein öffentlich einsehbares Itemlevel hat schon in World of Warcraft soziale Strukturen zerschlagen. Schnell war man der Spieler, den keiner mitgenommen hat, weil das Equip zu schlecht war. Ob es in The Division bald genau so läuft, wird sich in naher Zukunft zeigen.

Und damit wirklich keine Langeweile aufkommt, steht nächsten Monat schon das nächste Inhaltsupdate an, sowie in zwei Monaten bereits der erste DLC. Es gibt also wieder massig zu tun. Doch sind wirklich alle Spieler damit zufrieden?

Jein, denn nun kommen wir zum nächsten Problem vieler Spieler: Ohne neues Equip kommt schnell Langeweile auf. Das hart erkämpfte Equip ist also jedes Mal nur für kurze Zeit das Maß der Dinge. Das ist für einen ehrgeizigen Spieler Fluch und Segen zugleich. Bis gestern hatte ich das beste Equip im Spiel und nun fange ich wieder von vorne an. Und noch viel schlimmer: Ubisoft hat bereits den Gearscore vorgegeben für den im Mai erscheinenden Übergriff. Daher weiß ich jetzt schon: Das Equip was ich seit gestern anstrebe, ist nächsten Monat lediglich wieder das Mindestmaß. Wenn der aktuelle, gestern gestartete Content abgegrast ist und ich endlich bestmöglich ausgerüstet bin, geht es im Mai also wieder von vorne los.

Jeden Monat droppt also ein noch besseres Teil, wenn ich zum x-ten Mal die Mission „Lexington Event Center“ auf Herausfordernd abschließe. Der Gelegenheitsspieler wiederum profitiert jeden Monat davon, da ihm das neue Loot direkt zugänglich gemacht wird ohne viele Mindestanforderungen zu erfüllen – denn sonst käme er ja nicht mehr hinterher. Sofern Ubisoft die aktuelle Formel beibehält. Eventuell folgen ja noch Updates, die den Gelegenheitsspieler ausgrenzen werden.

Angenommen es bleibt aber so, wie es eben ist: Wieso direkt in den neuen Content reinknien, wenn man keinen wirklichen Vorteil davon hat? Nun, diese Frage stellte ich mir jahrelang und die Antwort ist denkbar einfach: Weil es mir Spaß macht und weil diese „stupide“ Art und Weise nach einem stressigen Arbeitstag entspannend sein kann. Einfach Kopf aus und machen. Dabei noch stetig besseres Loot bekommen. Es ist simpel as fuck, aber es funktioniert. Jedes verdammte Mal.

Doch nicht jeder Spieler ist gemacht für diese Art von Langzeitmotivation, daher werden schnell Stimmen laut, dass das Spiel “tot sei”, “eh keiner mehr spielt” und “dauernd das gleiche ist”. Doch so funktionieren Online-Rollenspiele seit 1999. Und was sich seit 17 Jahren durchsetzt, wird sich so schnell auch nicht ändern. Aber Fakt ist: The Division befindet sich nun an dem Punkt, wo sich auf der einen Seite eine feste Spielerschaft aufbaut und auf der anderen Seite Spieler abspringen und erneut enttäuscht sind, dass es wieder auf diese Endlosspirale hinausläuft. Wie gut, dass ich mich in dieser Spirale verlieren kann.

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