in ,

Arizona Sunshine im Test: Zombie-Apokalypse hautnah

Arizona Sunshine ist bereits seit Dezember 2016 auf Steam erhältlich. Somit stand das Spiel bisher für die HTC Vive und die Oculus Rift zur Verfügung. Doch ab heute dürfen auch die Besitzer einer PlayStation VR in der brütenden Hitze Arizonas schwitzen. Der Titel wurde von Grund auf für die virtuelle Realität entwickelt. Doch ist den Entwicklern die Portierung auf die PlayStation VR gelungen? Wir haben das Spiel der Entwickler Vertigo Games und Jaywalkers Interactive für euch getestet.

Wir erwachen in unserer notdürftig zusammengeschusterten Unterkunft im Nirgendwo. Kaum haben wir die Augen offen, rollt uns auch schon der Kopf eines Zombies vor die Füße. Er blickt uns hasserfüllt an und versucht uns zu beißen. Wir schnappen uns die Waffe und erlösen ihn mit einem gekonnten Schuss zwischen die Augen von seinem Leid: Willkommen in der Welt von Arizona Sunshine!

Während wir unser kleines Versteck verlassen, finden wir den Rest unseres Besuchers – zwischen zwei Bärenfallen liegend. Wir schnallen uns den Patronengürtel um und machen ein paar Schießübungen. Natürlich rufen die lauten Schüsse noch mehr Seelenlose auf den Plan. Nachdem wir auch diese über den Haufen geschossen haben, machen wir uns auf die weite Reise. Aber wohin eigentlich? Und vor Allem warum? Immerhin haben wir einen scheinbar sicheren Zufluchtsort in einer Schlucht, den wir ohne Weiteres einfach aufgeben.

Dadurch zeigt sich gleich zu Beginn eine große Schwäche des Shooters: Die kaum vorhandene Story. Wir erfahren nicht einmal warum die Untoten unter uns wandeln – wir können es nur vermuten. Zum Glück finden wir kurz nach unserem Aufbruch ein Radio, welches schwache Signale empfängt – Ein Hoffnungsschimmer? Jedenfalls haben wir jetzt einen Grund für unseren Fußmarsch.

Der Weg zum Ziel führt uns durch viele, kurze und linear gestaltete Level. Ab und zu öffnen sich die Areale etwas und bieten Raum zur Erkundung. Zum Beispiel können wir Häuser und Autos nach Nahrung, Waffen und Munition durchsuchen. Leider glänzt Arizona Sunshine hier durch die Abwesenheit von Rätseln und Interaktionsmöglichkeiten. Ab und zu müssen wir einige Gegenstände finden, die uns den weiteren Pfad durch das Level öffnen – das war es allerdings auch schon. Doch genau hier hätten die Entwickler ansetzen können: Beispielsweise mit persönlichen Gegenständen, wie zum Beispiel Fotos oder Tagebücher, die etwas über die Bewohner der Häuser erzählen. Geschichten von verschiedenen Personen oder Familien hätten der Story deutlich mehr Tiefe verliehen.

Unterm Strich müssen wir uns mit den Kommentaren des Protagonisten zufrieden geben. Diese lockern die Stimmung etwas auf und tragen zur Atmosphäre bei. Doch auch die detailliert gestalteten Level leisten ihren Anteil. Durch die ganzen Barrikaden, vernagelten Fenster und verlassenden Gegenden fühlt man sich wie in einer Zombie-Apokalypse. Insgesamt macht das Spiel in Hinblick auf das Leveldesign einiges richtig und nur ein wenig falsch. Etwas schlechter schneidet der Titel allerdings in Anbetracht der Gegner ab. So gibt es lediglich zwei Arten von Kanonenfutter: langsame und schnelle Zombies. Schleim-spuckende Boomer, wie man sie zum Beispiel aus Left 4 Dead kennt, sucht man vergebens. Hier hätte etwas mehr Abwechslung gut getan.

Die Kampagne von Arizona Sunshine endet recht schlagartig, nach ungefähr vier Stunden Spielzeit – zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad. Doch für Spieler, die eine Herausforderung suchen, bietet der Titel den Apokalypse-Modus. Das heißt deutlich weniger Munition und Nahrung und zum Ausgleich mehr Zombies! Da wird taktisches Vorgehen und genaues Zielen zur Pflicht. Wer sich nicht alleine gegen die Untoten zur Wehr setzen möchte, kann die Kampagne über das Internet mit einem Mitspieler bestreiten. Hat man sich an der Kampagne satt gesehen, kann man sein Glück im Horde-Modus versuchen. Dabei tretet ihr gegen nie endende Zombie-Wellen an – alleine oder mit bis zu drei Mitstreitern. Die Ergebnisse werden in einer Highscore-Liste festgehalten. Allerdings beinhaltet das Spiel bis jetzt nur eine einzige Map für den Horde-Modus – leider! Trotz dem mageren Inhalt sorgt der Zombie-Shooter somit für etliche Stunden an enormen Spielspaß. Dies liegt nicht zuletzt am gelungenen Gameplay.

Neben Farpoint (unseren Test findet ihr hier) ist Arizona Sunshine das zweite Spiel, welches den neuen VR Aim Controller unterstützt. Aus diesem Grund haben die Entwickler dem Spiel einen extra Kampagnen-Modus spendiert. Dieser ersetzt die normalen, einhändigen Waffen durch beidhändige Ballermänner wie zum Beispiel die AK47 und das M16. Dadurch lässt sich der Zombie-Shooter deutlich intuitiver mit dem Aim Controller steuern. Außerdem erhöht dies die Anzahl der spielbaren Knarren beträchtlich. Generell stellen euch die Entwickler viele Wummen zur Auswahl. Neben den tragbaren Bleispuckern stehen euch auch stationäre Waffen zur Verfügung. Beispielsweise das Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr – anlegen, zielen, wegpusten!

Die Steuerung mittels VR Aim Controller arbeitet auch bei diesem Titel akkurat und flüssig – wenn auch nicht ganz so gut wie beim Vorreiter Farpoint. Ab und zu möchte diese verdammte Kugel einfach nicht den Weg zu ihrem Ziel finden. Doch auch mit den Move Controllern könnt ihr wunderbar euren Spaß haben. Einzig der Dualshock schwächelt beim Grad der Immersion – das dürfte allerdings nicht verwundern. Wir empfehlen daher zumindest die Move Controller.

Standardmäßig bewegt ihr euch mittels Teleport durch die Spielwelt. Jedoch kann dies während den Gefechten mit größeren Gruppen schnell hektisch werden. Daher lässt sich die Art der Fortbewegung in den Optionen einstellen. Dabei habt ihr die Auswahl zwischen Teleport und freier Bewegung. Die freie Bewegung funktioniert am besten mit dem Dualshock oder dem Aim Controller. Die Handhabung mit den Move Controllern wirkt etwas fummelig. Zudem lässt sich die Art der Drehung zwischen fest und frei umstellen. Damit kann das Spiel auch für Motion Sickness-empfindliche Leute angenehm eingestellt werden.

Grafisch kann Arizona Sunshine unter anderem durch schöne Lichteffekte punkten. Wenn die Schüsse eine dunkle Höhle für den Bruchteil einer Sekunde ausleuchten, macht das schon einiges her. Doch auch das Wasser sieht für die vergleichsweise schwache Rechenleistung verhältnismäßig gut aus. Obwohl die Kanten der Pflanzen recht stark flimmern, besitzt das Grünzeug bei näherer Betrachtung doch viele Details. Zudem sind die Modelle der Waffen sehr ansehnlich gestaltet.

Auch die Zombies können durch schöne Modelle und Animationen überzeugen. Allerdings wirken die Texturen der Untoten etwas fad. Ähnlich verhält es sich mit den Autos. Zwar macht das Äußere einiges her, im Inneren wirken die Fahrzeuge jedoch notdürftig texturiert – hier hätten mehr Details zur Atmosphäre beigetragen. Die typischen Schwächen, wie zum Beispiel verwaschene Texturen und das Flimmern der Kanten, sind der Leistung der Plattform geschuldet und daher verzeihbar. Im Allgemeinen haben die Entwickler bei der Anpassung an die schwache Hardware eine gute Arbeit abgeliefert. Das Spiel läuft, auch bei viel Action, durchweg flüssig.

Besitzer einer PlayStation 4 Pro dürfen sich zudem über eine verbesserte Darstellungsqualität freuen. Diese wird unter anderem durch Multisample-Anti-Aliasing (MSAA), höhere Render-Scales und eine erhöhte Darstellungs-Distanz erreicht. Durch die Verbesserungen werden die Kanten und Objekte schärfer dargestellt.

Wer viel Wert auf eine gute deutsche Synchronisierung legt, wird bei Arizona Sunshine leider nicht glücklich. Die deutsche Synchronstimme wirkt kindlich und unpassend. Aufgrund der Übersetzung geht leider einiges an Wortwitz verloren. Allerdings haben die Entwickler dieses Manko elegant gelöst: In den Einstellungen lässt sich die Sprache des Spiels umstellen, ohne das ihr die Systemsprache der Konsole ändern müsst. Somit kommen auch deutsche Spieler in den Genuss der englischen Sprachfassung. Dort klingt der Protagonist gleich viel rauer und stimmiger. Abgesehen von der sprachlichen Lokalisierung kann der Sound durchaus überzeugen. Die Waffen klingen wuchtig, aber nicht übertrieben und die musikalische Untermalung des Spielgeschehens trägt zum allgemeinen Spielgefühl bei. Zudem lassen sich die Hirn-hungrigen Widersacher durch den 3D-Sound präzise orten.

Unser Fazit:
Mit Arizona Sunshine haben Vertigo Games und Jaywalkers Interactive einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Die Portierung für PlayStation VR ist den Entwicklern durchaus gelungen. Die größten Knackpunkte sind jedoch die kaum vorhandene Story und der verschwindend geringe Inhalt. Hier fehlen definitiv mehr Rätsel, Interaktionsmöglichkeiten und eventuell ein paar Sammelobjekte. Die inhaltliche Leere kann Arizona Sunshine dafür mit mehreren Spielmodi und einer ordentlichen Portion Spielspaß wiedergutmachen.

Lohnt sich der Kauf von Arizona Sunshine? Wenn man im Besitz der PlayStation VR und ein Fan des Zombie-Apokalypse-Settings ist, dann lohnt sich der Kauf durchaus. Ein Anschaffungsgrund für die VR-Hardware aus dem Hause Sony ist der Titel jedoch nicht.

Wertung: 3.4 out of 5 stars (3,4 / 5)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert