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Darum liebe ich Destiny 2 – während es andere hassen

Wie fängt man einen Artikel mit so einer Headline an? Am besten nicht so. Egal. Ich schreibe einfach weiter. Es gibt aktuell zwei Games / Studios, die in der Welt der Videospiele ziemlich in der Kritik stehen. Studio 1: EA. Der Grund: Mikrotransaktionen in Star Wars Battlefront 2. Studio 2: Bungie. Der Grund: der Endgame Content in Destiny 2. Diese Zeilen hier sollen sich um Destiny 2 drehen.

Ab 500 kommen die Arschlöcher.

Bevor wir loslegen: Ich finde es cool, dass wir Spieler mittlerweile nicht mehr alles schlucken, was uns die Entwickler / Publisher vor die Füße werfen. Und gerade die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die Community wirklich viel Macht hat und einiges bewegen kann. Aber wie sagte Olli Schulz einmal so schön? “Ab 500 kommen die Arschlöcher.” Mit anderen Worten: Wenn etwas oder jemand erfolgreich ist, dann wird früher oder später die Kritik lauter. Fast schon automatisch. Das war schon immer so und das wird auch immer so bleiben. Und hier kommen wir zu Destiny 2.

Ich bin kein Hardcore-Spieler, zocke Destiny 2 aber ziemlich regelmäßig. Mit Sicherheit häufiger als der Durchschnitt. Und wenn man die News der letzten Wochen so im Netz verfolgt, möchte man meinen, dass Bungie mit Destiny 2 alles falsch macht. Es ist von zu wenig Endgame Content die Rede, der erste DLC “Fluch des Osiris” sei zu kurz, das Belohnungssystem stinkt und so weiter. Ich kann die Kritik bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, aber kürzlich hatte ich ein Erlebnis, das all diese Negativaspekte nichtig erscheinen lässt. Das hat mich daran erinner, warum Destiny so ein gutes Spiel ist.

Ich stand Calus gegenüber – mit fünf Spielern, die ich nicht kannte.

Ich wollte zum ersten Mal den Raid-Boss Calus erledigen (ich hatte einige Tage zuvor bis zu diesem Checkpoint gezockt). Und ich verstehe nach wie vor nicht, warum es Bungie einem so schwer macht, eine Raid-Gruppe zu finden. Ein vernünftiges Matchmaking-System sollte her. Kein dummes Ticket-System. Wie auch immer. Nachdem ich gecheckt hatte, dass ich wesentlich schneller eine Raid-Gruppe finde, wenn ich im Bungie-Forum suche (durchschnittliche Wartezeit durch das Ticket: 45 Minuten), war es dann endlich so weit. Ich stand Calus gegenüber – mit fünf Spielern, die ich nicht kannte.

Eine Frau aus Dubai, ein Typ, der zufällig auch ziemlich lange in Dubai lebte, mittlerweile aber in Amerika unterwegs ist, ein anderer Spieler aus Osteuropa (ich konnte den Akzent nicht zuordnen), ein weiterer Hüter aus Österreich und noch jemand, von dem ich keine Ahnung habe, woher er stammte. Wir legten los und wir hatten keine Chance. Der Typ, mit der mir unbekannten Herkunft, war mit mir und der Frau aus Dubai im Void. Das Problem: Er wurde in den Kopf von Calus gezogen. Immer und immer wieder. Aber das machte nichts. Niemand verlor die Fassung und wir hatten unseren Spaß. Wir unterhielten uns, lernten uns etwas kennen, aber nach einer Stunde verließ der Hüter, der anscheinend Probleme mit dem Ablauf des Raids hatte, die Gruppe. Wir mussten Ersatz suchen. Es dauerte rund zehn Minuten und ein neuer Hüter nahm seinen Platz ein.

Wir sollen uns f*****.

Anfangs schien alles gut zu laufen. Doch dann bewegte sich der Neuzugang nach einigen Versuchen nicht mehr. Er fing an ausfallend zu werden und sagte uns, dass er nur in die Gruppe kam, um sich den Checkpoint zu holen. Wir seien Idioten und Loser und wir sollen uns f*****. Der Neuzugang war weg und mit ihm mein Glaube an das Gute im Menschen. Ich fragte mich, was einen Menschen dazu bringt, sich so in einem Spiel zu verhalten. Und wie ist dieser Mensch im echten Leben? Ist er da auch so ein Arschloch oder nutzt er sein Hüter-Dasein, um seinen Real-Life-Frust zu kompensieren? Nachdem wir uns rund fünf Minuten lang Fragen wie diese gestellt hatten, ohne eine Antwort darauf zu finden, suchten wir erneut Ersatz.

Ein Glücksgriff: Der neue Hütter – ich glaube er kam ebenfalls aus Amerika – war ruhig, gelassen und hatte alles unter Kontrolle. Er gab Anweisungen, koordinierte uns und sorgte dafür, dass niemand das Zeitliche segnete. Wir hatten es geschafft – nach rund drei Stunden (!!!). Ich hatte zum ersten Mal Calus erledigt. Ein richtig gutes Gefühl. Aber nicht wegen der Belohnungen. Sondern – und jetzt kommt der Grund, warum ich Destiny so liebe – weil ich mit Menschen, die ich vorher nicht kannte, etwas geschafft habe, das ich nicht für möglich gehalten hatte (zumindest nach den ersten kläglichen Versuchen). Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, tauschten uns aus, lachten, regten uns auf und zum Schluss jubelten wir gemeinsam. Obwohl wir uns gerade erst kennengelernt hatten. Und genau das ist es, was mich an Destiny (egal ob 1 oder 2) so fasziniert.

Das lässt sich wahrscheinlich auch auf viele andere Online-Spiele übertragen, aber ich habe selten eine Community erlebt, die sich unabhängig von den vom Spiel vorgegeben Möglichkeiten zusammenschließt (hier meine ich beispielsweise die zahlreichen LFG-Seiten), um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen.

Dieses Abenteuer werde ich auf jeden Fall nicht wieder so schnell vergessen. Da sehe ich gerne über die ein oder anderen Mängel im Spiel hinweg. Und naja, Arschlöcher gibt es eben überall – spätestens ab 500.

In diesem Sinne: Wir sehen uns im Turm.

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