Kurz bevor die aktuelle Konsolengeneration der Next-Gen Platz macht, beschert uns das Studio Quantic Dream – die Macher von Fahrenheit und Heavy Rain – mit Beyond: Two Souls noch ein ganz besonderes Highlight, exklusiv für die Sony-Konsole PlayStation 3. In unserem Test erfahrt ihr, ob Quantic Dream mit Beyond an die bisherigen Erfolge anknüpfen kann.

Zu Beginn lässt sich festhalten, dass Quantic Dream an alten Tugenden festhält und sich gerade was das Interface betrifft auf ein Minimum an Anzeigen beschränkt. So werden lediglich Interaktionsmöglichkeiten mit einem kleinen weißen Punkt angezeigt, in dessen Richtung man den rechten Analog-Stick drücken muss, um eine Aktion auszuführen. Auf diese Weise wird man nicht durch nervige Anzeigen oder Einblendungen aus dem Spielfluss gerissen.

Ähnlich intuitiv fällt die Steuerung in Action-Sequenzen aus: Mit dem linken Stick bewegt ihr euch und wenn ihr in einen Kampf geratet, dann müsst ihr den rechten Stick einfach in die Schlagrichtung der Protagonistin Jodie drücken. Schon führt ihr einen erfolgreichen Angriff aus. Man benötigt zwar ein paar Versuche, bis man das richtige Timing verinnerlicht hat, aber bereits nach kurzer Zeit geht die Steuerung leicht von der Hand. Ab und an kommt es jedoch vor, dass unsere Heldin – gerade in schmalen Gängen – an einer Ecke festsitzt und wir zurückweichen müssen, um unseren Weg fortsetzen zu können.

Übrigens: Über dieses Links könnt ihr euch die App BEYOND Touch für euer Android Smartphone oder das iPhone downloaden. Mit dieser App könnt ihr dann Beyond: Two Souls bequem mit eurem Smartphone steuern. Besonders Gelegenheitsspieler, die am Controller nicht sonderlich geübt sind, wird das freuen.

Hier ein Bild aus der App:

Ganz neu ist hingegen die wirklich ausgeklügelte Story, die auch einige Neuerungen in Sachen Gameplay mit sich bringt. In Beyond: Two Souls übernehmt ihr die Rolle von Jodie Holmes (gespielt von Ellen Page), die im Alter von acht Jahren bemerkt, dass sie eine mysteriöse Entität namens Aiden umgibt. Und diese mysteriöse Kraft ruft natürlich auch die Regierung auf den Plan und der Forscher Nathan Dawkins (gespielt von Willem Dafoe) versucht herauszufinden, wer oder was Aiden ist. In Beyond spielt ihr verschiedene Abschnitte mit Jodie, die insgesamt 15 Jahre ihres Lebens umfassen. Mit anderen Worten: Ihr steuert Jodie als kleines Mädchen, aber auch als erwachsene Frau.

Aber nicht nur das, ihr dürft auch fast zu jeder Zeit mit einem Druck auf die Dreieck-Taste Kontrolle über die mysteriöse Entität Aiden übernehmen. Übrigens: Beyond: Two Souls lässt sich auch im Koop-Modus spielen. Hier steuert dann ein Spieler Jodie und der andere übernimmt die Kontrolle von Aiden. Wenn ihr Aiden steuert, könnt ihr euch in einem gewissen Radius frei um Jodie bewegen und wie ein Geist Gegenstände bewegen oder durch Wände wandern, um an Informationen zu gelangen. Ein Beispiel: Jodie sitzt in einem Raum und vor ihr liegen vier verschiedene Karten. Im gegenüberliegenden Raum sitzt auch eine Person, die ebenfalls Karten vor sich liegen hat. Die andere Person zieht eine Karte und Jodie muss herausfinden, welche Karte gezogen wurde. Dafür wechselt ihr einfach zu Aiden, schwebt durch die Wand zur anderen Person und blickt dieser über die Schulter. Schon wisst ihr, welche Karte gezogen wurde. Das ist jedoch nur ein Beispiel, für die Kraft, die in Aiden schlummert.

Im weiteren Verlauf des Spiels müsst ihr Jodie beispielsweise beschützen, indem ihr ein Schutzschild um sie erzeugt oder die Kontrolle über Feinde übernehmt, um danach Selbstmord zu begehen. Ihr seht, Aiden besitzt unglaublich große Macht – teils mehr als Jodie lieb ist. Die Beziehung zwischen Jodie und Aiden lässt sich wohl am ehesten als Hass-Liebe bezeichnen, die sich durch das ganze Spiel zieht und an die Substanz geht – sowohl an die von Jodie, als auch an die des Spielers . Denn die Story ist wirklich filmreif inszeniert und packend bis zum Schluss.

Dies liegt nicht zuletzt an der tollen schauspielerischen Leistung von Ellen Page und Willem Dafoe und natürlich am aufwendigen Performance Capture-Verfahren, das nicht nur die Bewegungen, sondern auch deren Mimik bis ins kleinste Detail erfasst. So werden Emotionen äußerst glaubhaft transportiert. Schnell vergisst man beim Zocken, dass die Charaktere im Spiel nicht “echt” sind. Das schaffen nur wenige Spiele.

Die Grafik von Beyond: Two Souls kann ebenfalls überzeugen. Wirklich beeindruckend, was Quantic Dream da noch so alles aus der PS3 kitzelt. Die Levels strotzen nur so vor Details, die Wettereffekte wirken unglaublich realistisch und die Charaktere sind bis ins kleinste Detail ihren realen Vorbildern nachempfunden. Lediglich an manchen Stellen trübt fehlende Kantenglättung den Gesamteindruck.

Darüber hinaus sorgen – ähnlich wie in Heavy Rain – verschiedene Wege und Vorgehensweisen für einen hohen Wiederspielwert. So liegt es an euch, ob ihr euch beispielsweise an einer Stelle im Spiel von der Polizei festnehmen lasst oder ob ihr die Flucht ergreift. Jede eurer Entscheidungen hat Einfluss auf das Ende des Spiels. Insgesamt erwarten euch in Beyond: Two Souls 23 verschiedene Endsequenzen.

Im Gegensatz zu Heavy Rain läuft die Story in Beyond jedoch nicht chronologisch ab. Das bedeutet, man springt zeitlich im Leben von Jodie hin und her, was gerade zu Beginn etwas konfus wirkt. Abgesehen davon sind manche Abschnitte etwas sehr kurz geraten und an manchen Stellen fühlt man sich als Spieler etwas zu passiv.

Unser Fazit:
Wie Heavy Rain ist auch Beyond: Two Souls ein Spiel, das nicht jedem gefallen wird. Die Steuerung ist etwas ungewohnt und für manche Spieler wird sich das Gameplay an sich vielleicht etwas zu passiv anfühlen. Und trotzdem ist Beyond: Two Souls ein Spiel, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Selten war der Grad zwischen Film und Videospiel schmaler als hier und das ist auch gut so. Beyond: Two Souls ist ein interaktives Abenteuer der besonderen Art.