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Deus Ex: Human Revolution Live-Action Film – Das denken wir

Deus Ex: Human Revolution

Deus Ex: Human RevolutionDeus Ex: Human Revolution hatte mit seiner goldfarbenen Ästhetik nicht nur ein interessantes Artdesign, zusätzlich zeichnete es im letzten Jahr eine konsequent überzeugende Dystopie der nahen Zukunft. Durch technologischen Fortschritt ist es der Industrie möglich, den menschlichen Körper durch verschiedenste Verbesserungen – Augmentationen genannt – zu verbessern. Das konnten einfache Eingriffe wie geschärfte Augen oder gestärkte Beine sein, militärisch genutzte Verbesserungen waren aber die schattige Nebenwirkung. Daraus entstand ein ethischer Konflikt zwischen den abwertend genannten “Augs” und den Puristen, die sich für die Unantastbarkeit des menschlichen Körpers einzusetzen versuchten. So weit das Gesellschaftsbild im Deus Ex-Universum.

Vor wenigen Tagen erschien über YouTube der 12 Minuten lange Live Action-Film zu Human Revolution. Der von Fans der Serie gedreht und gespielte Streifen reiht sich in einer langen Tradition Filmen zu Assassin’s Creed und Fallout: New Vegas ein. Nicht selten werden von Fans Filme zu ihren Lieblingsspielen gedreht. Ein wiederkehrendes Merkmal ist das von Natur aus niedrigere Budget und daraus resultierend Defizite im Acting, Kostüm und Special Effects. Wie verhält sich das bei dem Fanfilm zu Human Revolution? Den Film könnt ihr euch unterhalb dieses Beitrags zu Gemüte führen.

Deus Ex Live Action 1Durch seine überschaubare Länge entfaltet der Streifen keine beachtliche oder gar neue Geschichte. Die Figur aus Human Revolution und Bekannte des Protagonisten, Megan Reed, wird vom Philantrophen Bob Page entführt, um Zugang zu einer Energiequelle zu erhalten. Eben jener Protagonist namens Adam Jensen macht sich auf dem Weg in die Einrichtung, um Megan zu befreien.
Der eingangs gelobte Stil von Human Revolution wurde durch ein steriles Weiß ausgetauscht. Der Goldstich fehlt somit, aber das Weiß kann ebenso überzeugen und erinnert entfernt an das Design eines Mirror’s Edge.

Bereits in den ersten Minuten, in denen eine halbnackte Megan Reed gen Kamera bibbert, erkennt man glasklar die Prioritäten des Fan-Flicks. Wie schon bei der Spielvorlage liegt das Augenmerk eindeutig auf ästhetischer Ebene. Während die Story inhaltlich flach wie die Niederlande bleibt und stellenweise schauspielerische Defizite erkennbar sind, ist viel Mühe seitens Star und Director Moe Charif in Choreographie, Kostümdesign und Special Effects gesteckt worden.
Sehr fein wurden die Kostüme den fiktiven Vorbildern nachempfunden. Der an die Reinaissance erinnernde und aufgrund der “Neuentdeckung” des menschlichen Körpers nicht unpassende Kleidungsstil wurde zwar nur punktuell, dafür aber gekonnt umgesetzt. Vor Allem das Outfit von Adam Jensen ist gelungen. Eben jener hat auch mit der Aussage “I didn’t ask for this!” eine humorvolle Anspielung an die Vorlage – Fans des Spiels wissen, worum es geht.

Deus Ex Live Action 2Eine gelungene schauspielerische Leistung ist vor Allem Bob Page zuzuschreiben. Die Inszenierung des Philantrophen und Teilzeit-Folterknechts ist schön geworden und sticht in Fragen Qualität im Cast heraus. Die Authentizität des Adam Jensen steht an zweiter Stelle. Statisten und filmische Vertretungen der Nebencharaktere sind in gewohnter Manier eher schwach ausgefallen – das mag nicht zu wenig daran liegen, dass diesen Schauspielern entweder Freiraum oder Aufmerksamkeit für ihre Rolle fehlt. Die Inszenierung der Yelena Federova, im Film genauso stumm wie schon im Spiel, ist trotz der coolen Vorlage überraschend schwach ausgefallen. Der verbale Nullpunkt wurde durch eine übertriebene und deshalb nicht überzeugende Mimik kompensiert. Spätestens seit Ryan Gosling oder Filmen wie “Walhalla Rising” wissen wir, dass Schauspieler ohne Text und Mimik-Extravaganza auskommen und wirken können. Ebenso sieht die Frisur im Film eher wie ein Mopp aus – der Mut für den authentischen Undercut fehlte wohl. Nichtsdestotrotz erfüllt die Rolle ihren Zwecks und das Kostüm, ja, das ist auch cool geworden.

Der stärkste Aspekt des Projektes sind eindeutig die Special Effects. Die Animation der Augmentationen erfordern natürlich ein großes Maß an technischer Bearbeitung – genau das hat der Film aber auch geschafft. Ob es nun um die sehr gelungenen Kampfchoreographien, die Armklingen von Jensen, die Gatling Gun von Yelena oder den riesen Roboter am Ende geht: Der Großteil der Mühe ging in die Special Effects. Diese sind durch die Bank überzeugend geworden und heben sich angenehm von billigem CGI-Gedöns ab. Audiovisuell durfte der Film passend mit den Originalstücken aus dem Soundtrack unterlegt werden.

Fazit:
Die Begeisterung der Netzgemeinde ist groß. Die technische Qualität, die Choreographien und die Kostüme sind erkennbar hochwertig und über dem Niveau vieler anderer (Fan-)Produktionen. Schauspielerische Defizite und passende Leistungen halten sich die Waage und ergeben gepaart mit der sonst stimmigen Inszenierung einen unterhaltsamen Fan-Film. Aufgrund der schauspielerischen Mängel der Nebendarsteller, den Defiziten bei den Kostümen und der (noch) nicht vielversprechenden Exposition der Geschichte halte ich eine vielfach geforderte Filmlänge von 90 Minuten momentan für nicht angebracht. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

httpv://www.youtube.com/watch?v=LO2Rx8YlSWY

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