Kaum ein Spiel wurde in den letzten Wochen so kontrovers diskutiert, wie Hatred von Destructive Creations. Auch wir äußerten uns bereits kritisch zu diesem Iso-Shooter. Aber nicht nur das Spiel geriet in die Kritik, auch einige der Entwickler, die angeblich einer neonazistischen Gruppe nahe stehen sollen.
Wir wollten nun mehr über Hatred und die Beweggründe erfahren, die schließlich zu so einem Spiel führen. Aus diesem Grund haben wir kürzlich ein Interview mit dem Creative Director Jarosław Zieliński geführt, der uns mehr über das Spiel und seine Ansichten zur aktuellen Diskussion verriet.
RebelGamer.de: Ihr habt gerade euer neues Spiel “Hatred” angekündigt, in dem ein ziemlich hasserfüllter Charakter einen Amoklauf begeht. Was war eure Intention hinter “Hatred”?
Jarosław Zieliński – Creative Director: Wir wollen ein gutes Spiel entwickeln, das dem Spieler ein “sündiges Vergnügen” bereitet, während er den extremsten Bösewicht spielt, den man sich nur vorstellen kann. Wir haben es satt, die Welt mit Neo-Exo-Anzügen und Cyber-Laser-Gewehren zu retten. Hatred geht da einen ganz anderen Weg. Du spielst einen richtig üblen Typen. Es gibt nicht viele Spiele, die dir erlauben, der Böse zu sein.
RebelGamer.de: Zur Story von Hatred: Kannst du uns mehr zu den Absichten des Hauptcharakters erzählen? Wird in “Hatred” überhaupt eine Geschichte erzählt?
J. Z.: Hatred bietet keine Story, die den Antagonisten genauer beschreibt. Wir wollten auch keine Beweggründe nennen, nur um seinen Amoklauf zu rechtfertigen, da wir ganz einfach auch nicht wollen, dass der Spieler mit dem Hauptcharakter sympathisiert. Abgesehen davon wollten wir auch das Mysterium um ihn herum aufrechterhalten. Er ist eine Massenvernichtungswaffe. Aus diesem Grund können wir ihn auch nicht mit zu viel Menschlichkeit ausstatten, das würde die Atmosphäre komplett zerstören.
RebelGamer.de: Wie man eurem Statement, das ihr am 21. Oktober veröffentlicht habt, entnehmen kann, habt ihr nicht mit so viel negativem Feedback gerechnet. Welche Reaktionen habt Ihr denn erwartet?
J. Z.: Nur um das noch einmal klar zu machen: Wir haben mit negativen Reaktionen gerechnet, wir haben nur nicht damit gerechnet, dass Hatred dadurch so bekannt wird. Wir wussten, dass sich viele über den kontroversen Trailer beschweren würden, aber wir haben nicht erwartet, dass das Interesse insgesamt so groß ausfallen würde. Wir sind sehr glücklich darüber, was in den letzten Wochen alles passiert ist. Wir könnten uns kein besseres Marketing für unser Produkt wünschen.
RebelGamer.de: Die negativen Reaktionen zum Spiel kennen wir ja schon. Erzähl uns doch etwas von den positiven Reaktionen.
J. Z.: Die Wahrheit ist, dass das meiste negative Feedback von den Medien und anderen Entwicklern kommt. 95 Prozent der Mails, die uns Spieler schreiben, sind sehr positiv. Dieser Kommentar stammt beispielsweise aus einer Mail: “Endlich ein Entwicklerstudio, das Eier in der Hose hat.” Es sieht so aus, als wären einige Leute absolut heiß auf Hatred.
RebelGamer.de: Wer sollte sich das Spiel kaufen und warum?
J. Z.: Leute, die angepisst sind und ihre negative Emotionen in einer virtuellen Welt herauslassen möchten. Leute, die gelangweilt davon sind, den guten Kerl in einer fröhlichen und bunten Atmosphäre zu spielen. Und natürlich auch Leute, die auf gute Twin-Stick-Shooter stehen. Sagen wir es, wie es ist: Das ist keine einfache Angelegenheit, da es zu viele mittelmäßige oder schlechte Games dieses Genres gibt. Während wir hier versuchen, etwas wirklich Gutes und Einzigartig zu machen.
RebelGamer.de: Lass uns über die Wurzeln von „Hatred“ reden: Gab es irgendeine Inspirationsquelle für die Entwicklung des Spiels?
J. Z.: Als erstes [ein indiziertes Spiel von Running With Scissors]. Als zweite Inspirationsquelle diente uns das ganze schreckliche Zeug, das uns heutzutage auf unserem schönen Planeten umgibt. Ab und an ist es eine gute Sache, Dinge zu vergessen, die wir in den Nachrichten gehört haben. Starte das Spiel, schnapp dir dein Gewehr und kill alles, was sich bewegt. Und das ohne Reue zu zeigen. Nur um etwas vom Druck oder den Frustrationen loszuwerden, die man, aus welchen Gründen auch immer, aufgebaut hat. Darum geht es in Hatred.
RebelGamer.de: Viele Studien stellen einen Zusammenhang zwischen Gewalt in Videospielen und wirklichen Gewalttaten her. Glaubst du, dass „Hatred“ – oder jedes andere Videospiel – gewalttätige Reaktionen außerhalb eines Spiels hervorrufen kann?
J. Z.: Spiele können dafür verantwortlich gemacht werden, süchtig zu machen, aber nicht dafür, Gewalt in der realen Welt auszulösen. Ich denke, dass Spieler im Allgemeinen viel ruhiger sind, als Personen, die nicht zocken. Vielleicht liegt das ja daran, dass Spieler ihre negativen Emotionen an ihre virtuellen Charaktere abgeben können? Ich weiß es auch nicht, aber Fakt ist, dass es in unserer Welt immer Gewalt gegeben hat. Und ich glaube nicht, dass die Zahl der gewalttätigen Menschen durch die Popularität von Videospielen gestiegen ist. Du etwa?
RebelGamer.de: Du wurdest persönlich heftig dafür kritisiert, die Facebook-Seite der rechtsextremen „Polish Defence League“ (Kurz: PLO) geliked zu haben. Laut deinem persönlichen Statement dient dir die Seite aber nur als alternative Nachrichtenquelle. Die Inhalte der Seite sind fast ausschließlich Islam-feindlich: Überraschen dich angesichts dessen die negativen Reaktionen?
J. Z.: Über dieses Thema gibt es nicht mehr viel zu sagen. Wir brauchen uns hier nicht im Kreis zu drehen. Wen es interessiert, der kann mein Statement auf unserer Website http://www.destructivecreations.pl nachlesen.
RebelGamer.de: In deinem Statement behauptest du weiter, dass Leute ständig Dinge auf Facebook liken würden, die sie nicht kennen. Kanntest du die Inhalte der PLO ebenfalls nicht?
J. Z.: Ich wusste nicht, dass es sich hier um eine Organisation handelt. Insofern ist es sehr witzig, dass mich manche Leute als „Unterstützer“ von etwas bezeichnen, von dem ich nicht einmal wusste, dass es in dieser Form existiert.
RebelGamer.de: Hast du noch abschließende Worte für unsere Leser?
J. Z.: An alle Leute, die sich durch unser Videospiel beleidigt oder angewidert fühlen, kauft es nicht, spielt es nicht, niemand zwingt euch dazu. Und unsere Zielgruppe sollte Folgendes wissen: Wir werden nicht aufhören, wir werden nichts verändern, wir wissen eure Unterstützung wirklich zu schätzen! Es wird mit Sicherheit schwer werden, Hatred in Deutschland zu kaufen, aber einige unsere Fans haben mir erzählt, dass es da „gewisse Tricks“ gibt.
Nachfolgend findet ihr das Original-Interview:
RebelGamer.de: You just announced your new game „Hatred“, in which a rather misanthropic lead character is going on a shooting rampage. What was your intention behind „Hatred“?
Jarosław Zieliński – Creative Director: We wanted to create a good game, which gives player a “sinful pleasure” of playing not only as a villain, but the most extreme one. We’re kind of sick of saving the world, while being protected by some sort of neo-suit-exo-skeleton-stuff and shooting cyber-cool-laser-cannon. Hatred is going somewhere else with its plot and what player has to do. You’re an evil guy here, not many games are allowing you to be the evil one.
RebelGamer.de: So, the story of “Hatred”: Can you tell us more about the motives of the lead character? Does “Hatred” contain any sort of background story for what is happening?
J. Z.: Hatred does not provide any background of The Antagonist. We didn’t want any just to justify his killing spree, as we simply don’t want the player to sympathize with him. We also want to keep the mystery around him. He’s the weapon of a mass destruction, so we simply can’t fulfill him with too much of humanity, as this would basically ruin the whole atmosphere of Hatred.
RebelGamer.de: According to Destructive Creation’s statement, which you and your team made on October 21th, you did not anticipate this amount of negative reactions for Hatred. Violence in video game is especially in Germany a very controversial topic. What exactly did you expect the reactions to turn out?
J. Z.: Just to make it clear we did expect negative reactions, we just didn’t expect Hatred becomming so famous. We knew that there will be many people who will complain about our controversial trailer, but we didn’t expect that basically the whole world’s interest will be THAT big. We’re very happy with what happened over the last week though. We couldn’t imagine a better marketing campaign for our product.
RebelGamer.de: Well, we all have seen the negative reactions „Hatred“ has caused. Tell us more about the positive feedback you and your team received.
J. Z.: The truth is that the most of negativity we’ve met comes from media and other game developers. 95% of e-mails written to us by players are most supportive and gamers are telling us that we can’t give up and that finally – let me quote some of the e-mails here: “there’s a developer with such balls” to do something like this. Looks like people are pretty hungry for the first successor of [an indexed game by Running With Scissors].
RebelGamer.de: As for the gameplay of “Hatred”: Who should buy “Hatred” and why should they?
J. Z.: People who are pissed off and want to play a game to let their bad emotions out in virtual reality. People who are tired of playing always as a good guy, in games full of cheerful and colorful atmosphere. And finally people who like twin-stick shooters and would really look for something of a good quality in this genre. Let’s say it straight that it’s not an easy thing, as this genre is flooded by games of medium to low quality. While we’re trying to do something really good and unique here.
RebelGamer.de: Let’s talk about the roots of „Hatred“. Do you have any source of inspiration that lead to the Development of the game?
J. Z.: First [an indexed game by Running With Scissors] of course. The second inspiration would be all evil stuff that takes place on our lovely planet nowadays. Sometimes it’s a really good thing to just forget about what we’ve heard on the news, start the game, grab your rifle and just kill anything that moves, not showing mercy to anyone. Just to get rid of some of the pressure or frustration one is struggling with, for whatever reason. This is what Hatred is all about.
RebelGamer.de: Many studies claim that there is a definite connection between violence in video games and violence in real life. Do you think “Hatred” – or any other violent video game for that matter – may cause violent reactions in real life?
J. Z.: Many studies claim, but no studies have proven it. Games can be blamed for being addictive, but not for being a trigger for violence in real life. I find people who play games rather much more calmer in general, than those who don’t. Maybe because the first group can spread all the negative emotions upon virtual characters? I really don’t know, but the fact is violence was always present in our world. Games are something new and I don’t see any increase of violent people, since games became popular, do you?
RebelGamer.de: You personally received a lot of criticism for liking the Facebook page of the “Polish Defence League” (Polska Liga Obrony). According to your personal statement, this specific Facebook page serves you only as a source of news aside from mainstream media. The content of the page mostly consists of islamophobic images and videos: Considering the message of these contents, are you surprised at the negative reactions you got?
J. Z.: There’s really not much more I could add on the topic, than what I’ve already explained in my statement. And there’s really no need to run in circles about this. So whoever’s curious can read my thoughts in the news post on our website: http://www.destructivecreations.pl
RebelGamer.de: According to your statement, people like pages on Facebook they don’t know all the time. Did you not know about the character of the PLO’s content?
J. Z.: I didn’t know it’s some kind of organization so it’s funny so see people call me a “supporter” of something, that I didn’t even know exist as an organized thing.
RebelGamer.de: Any final words for our readers?
J. Z.: To all people that feel offended or disgusted by our game – don’t buy it, don’t play it, no one forces you to do so. And all those who are our target audience should know this: we won’t stop, we won’t change it, we really appreciate your support! I know it will be difficult to buy Hatred in Germany, but some of our fans told me “they have their tricks”.