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Verdun im Test – Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin

Ich kauere mich zusammen. Um mich herum schlagen Granaten ein und meine Kameraden fallen vor meinen Augen tot um – plötzlich herrscht Stille. Ich schaue über den Rand des Schützengrabens und sofort pfeifen die Kugeln an meinem Kopf vorbei. Schnell begebe ich mich wieder in Deckung. Das schützt mich zwar vor den Schüssen meiner Feinde, aber nicht vor deren Gasgranaten. Wie in der Ausbildung gelernt setze ich meine Gasmaske auf. Sofort überkommt mich ein beklemmendes Gefühl und wirklich erkennen kann ich auch nichts mehr. Wie eine Maus im Labyrinth bewege ich mich durch die Gräben. Vor mir sind zwei Angreifer, die ich noch mit meinem Karabiner ausschalten kann, bevor es auch mich erwischt.

Verdun ist wohl der erste Multiplayer-Shooter, der den ersten Weltkrieg so akkurat und unverfälscht umsetzt. Im September 2013 wurde der Titel in das Early Access-Programm von Steam aufgenommen. In knapp zwei Jahren erhielt Verdun ungefähr 200 Updates – das entspricht einem Update alle drei Tage. Kaum ein anderes Spiel im Early Access-Programm wird so aktiv gehegt und gepflegt. Nun ist es endlich soweit: Verdun ist fertig! Aber kann es auch überzeugen? Das erfahrt ihr in unserem Test!

Aller Anfang ist schwer – so auch in Verdun. Wer hier nach einem einfachen Eroberungsmodus wie in Battlefield sucht, sucht vergebens. Ganz im Stile des ersten Weltkrieges liefern sich die Spieler unerbittliche Grabenschlachten. Zumindest im Gleichnamigen Modus – Trenchwar. Das angreifende Team versucht in den Graben des verteidigenden Teams zu gelangen, diesen zu übernehmen und die Spieler zurück zu drängen. Schlägt der Angriff fehl, setzt das rivalisierende Team zum Gegenangriff an, den es abzuwehren gilt. Was sich in der Theorie einfach anhört, ist in der Praxis eine knackige Herausforderung und ein ständiges Hin und Her. Durch das ausgeklügelte Squad-System spielt Teamplay bei Verdun eine ganz wichtige Rolle. Insgesamt gibt es sieben verschiedene Squads, welche sich auf beide Seiten aufteilen. Eine Einheit setzt sich aus bis zu vier Spielern zusammen, wobei jeder eine andere Rolle einnimmt. Vom Grenadier bis zum Scharfschützen ist alles vertreten. Je nach Squad-Art stehen verschiedene Spezialfähigkeiten für den leitenden Unteroffizier bereit. Diese Fähigkeiten sind für einen Sieg entscheidend, denn mit einem Artillerie-Angriff lässt sich die Anzahl der Gegner spielend dezimieren und der gesäuberte Bereich mit Gasgranaten freihalten. Selbstverständlich darf man die Gaswolke nach Wunsch betreten, dann darf man sich aber auch auf ein beklemmendes Gefühl einstellen. Setzt man die Gasmaske auf, geht ein großer Teil des Sichtfeldes verloren und das Geräusch der eigenen Atmung lässt einem ebenfalls einen Schauer über den Rücken laufen.

Verdun 1

Wer sich nach einigen hitzigen Grabenkämpfen mal entspannen will, der kann sich im Rifle Deathmatch mit anderen Spielern messen. Im Gegensatz zum Trenchwar-Modus ist die Ausrüstung frei wählbar und es gibt keine Squads. Sämtliche Spezialfähigkeiten wie Artillerieschläge oder Gasgranaten fallen also flach. Dafür stehen Spielspaß und Können im Vordergrund. Ob Sniper oder Graben-Flitzer, hier kann sich jeder Spieler nach Herzenslust austoben und auf Punktejagd gehen.

Egal für welchen Spielmodus man sich letztendlich entscheidet, das Gameplay weiß zu überzeugen. Das Handling der Gewehre geht locker von der Hand und auch die Ballistik ist durchaus gelungen. Mit insgesamt 21 Waffen können sich die Spieler bei Verdun über den Haufen schießen. Der Großteil lässt sich zusätzlich mit Erweiterungen wie einem Bajonett oder einem Zielfernrohr ausstatten. Das Freischalt-System funktioniert ähnlich wie bei den großen Brüdern Battlefield oder Call of Duty: Durch das Spielen steigert sich der eigene Rang und mit jedem neuen Rang erhält man einen Karrierepunkt, welcher sich dann für neue Schießeisen oder deren Verbesserungen ausgeben lässt.

Verdun 3

Gespielt wird bei Verdun auf sechs verschiedenen Karten. Jede einzelne von ihnen ist liebevoll gestaltet und mit Details übersät. Eine Feldflasche im Krater, ein totes Pferd im Stacheldraht, solche kleinen Dinge offenbart die Detailverliebtheit der Map-Designer. Damit die Rundenzeit beim Rifle Deathmatch nicht ins unermessliche steigt, sind die Maps in diesem Modus auf einen Teilbereich begrenzt. Lediglich beim Grabenkampf steht die volle Länge der Karte zur Verfügung.

Da ist Liebe zum Detail am Werk – das merkt man auch.

Grafisch kann sich die Reise an die Westfront durchaus sehen lassen. Dank dem Upgrade auf die Unity 5-Engine Anfang des Jahres hat das Team dem Spiel noch mal einen ordentlichen Schub verpasst. Kleine Feinheiten wie Schatten, welche die Waffen auf sich selbst oder die Arme der Spielfigur werfen, sind unauffällig, machen aber einiges her. Die Entwickler haben sich extra einige Historiker zur Hilfe geholt, um die Modelle der Waffen und Spieler, sowie die Schauplätze so realistisch wie möglich zu gestalten. Da ist Liebe zum Detail am Werk – das merkt man auch. Hier und da gibt es einige verwaschene Texturen, aber insgesamt kommt Verdun ganz stattlich daher. Positiv aufgefallen sind die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten in den Grafik-Optionen.

Musikalisch orientiert sich Verdun, wie sollte es anders sein, ebenfalls an der damaligen Zeit. Allerdings nur im Hauptmenü, denn während des Kampfes herrscht absolute Funkstille. Verständlich, denn das trägt nur zum Realismus bei.

Verdun 4

Das beste Gameplay, die schönste Grafik und die größten Maps bringen aber nichts, wenn niemand spielt. Im Grunde genommen können die Entwickler nichts dafür, da sind allein die Spieler im Zugzwang. Knapp tausend Leute auf vier verschiedenen Master-Servern, wobei die EU den größten Teil ausmacht. Hier tummeln sich circa 700 schießwütige Grabenkämpfer. Die restlichen 300 finden sich auf dem US-Server. Die australischen und japanischen Server sind fast gänzlich leer.

Vielleicht liegt es am mangelnden Content? Sollte das der Fall sein, dann können Verdun-Spieler bald aufatmen. Blackmill Games und M2H haben bereits weitere kostenfreie Zusatzinhalte in ihrer Roadmap angekündigt. In Zukunft darf man sich auf belgische, amerikanische und deutsche Truppen freuen. Außerdem soll es neue Waffen, Maps und Spielmodi geben.

httpv://youtu.be/kWp-7XH3080

Unser Fazit:
Verdun ist ein grundsolider Multiplayer-Shooter, der den ersten Weltkrieg in seiner ganzen Brutalität zeigt. Die originalgetreue Gestaltung der Spieler- und Waffen-Modelle sowie der Schlachtfelder ist beeindruckend! Die Entwickler scheuen weder Kosten noch Mühen, um den Spielern ein möglichst authentisches Spielgefühl zu vermitteln. Die beängstigende Stimmung, während man mit der Gasmaske durch die dichten Wolken wandert ist unvergleichlich. Leider sind zwei Spielmodi etwas wenig und die Server dürften auch gerne voller sein. Aber vielleicht kriegt Verdun noch mal einen ordentlichen Schwung, wenn der neue Content kommt. Die Leute von M2H und Blackmill Games haben bewiesen, dass sie das Thema erster Weltkrieg sauber umsetzen können. Wenn es mehr Entwickler schaffen würden, dieses Setting so dermaßen düster und charakteristisch umzusetzen, dann darf es ruhig mehr Spiele dieser Art geben!

Bei Verdun kann jeder, der auf das Setting des ersten Weltkrieges steht, bedenkenlos zugreifen. Es lohnt sich!

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