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Journey im PS4-Test – Wunderschön und charmant

Als Journey vor drei Jahren auf der Playstation 3 erschien, wurde das Indie-Adventure mit zahlreichen Awards und einer Grammy-Nominierung bedacht. Entwickler thatgamecompany brachte das Wüstenabenteuer jüngst auf die Playstation 4 und verspricht grafische Verbesserung. Ob sich der Kauf der PS4-Version lohnt, verraten wir euch hier.

An einer der vielen wunderschönen Stellen in Journey mache ich einen Screenshot. Generell mache ich in Spielen gerne Screenshots. Besonders gerne mach ich die nämlich in Spielen, bei denen jeder einzelne ein Kunstwerk ist. Titel wie Bioshock: Infinite haben das zur Perfektion gebracht – und auch Journey gehört dazu. Nachdem sich meine vermummte Spielfigur in den warmen Sand gesetzt hatte, schließe ich das Pausenmenü auch wieder. Ich merke: Ich bin nicht mehr allein. In der kurzen Zeit hat sich eine andere Figur mit einem langen Schal neben mich gesetzt. Jemand anderes möchte mit mir spielen.

Journey 1

Journey ist kein Spiel, das sich erklären muss. Im Gegenteil: Es lebt von seiner kurzweiligen, aber einzigartigen Erfahrung. Grundlegende Spielmechaniken werden nur spärlich erklärt, der Mehrspielermodus garnicht. Wie schon in der Souls-Reihe von From Software wird so die Erkundung zum zentralen Faktor für den Spielspaß erhoben – und für die Faszination, die auch Journey ausmacht.

Journey soll aus dem Spieler einen besseren Menschen machen

Nur auf den ersten Schritten, die unser vermummte Nomade durch die Wüste schneidet, gibt es ein simples Tutorial zur Steuerung. Warum wir durch eine schier endlich wirkende Wüste auf einen leuchtenden Berg hinzulaufen, das erklärt uns Journey nicht. Ebenso wenig werden uns die geheimnisvollen Glyphen erklärt, die unseren Schal verlängern und uns durch die Luft fliegen lassen. Dennoch wissen wir genau, dass wir zu diesem Berg möchten – und zur Quelle des Lichts.

Journey 4

Also heißt es in Journey: immer vorwärts gehen. Mit diesem subtilen Anweisung bleibt Entwickler thatgamecompany seiner Linie treu. In den Jahren 2006 und 2009 brachte das kalifornische Studio die Titel “Flow” und “Flower” auf Sonys Konsolen. Im Frühling 2012 brachte thatgamecompany das lang erwartete Wüsten-Abenteuer Journey auf die Playstation 3. Zwei Jahre später schafft es das Spiel endlich auch auf die Playstation 4.

Seit beinahe zehn Jahren versucht thatgamecompany, den Spieler mit seichten Kamerafahrten und erzählerischen Nuancen auf den richtigen Weg zu führen – große Zielmarkierungen sind ihnen zuwider. In Journey führt uns der richtige Weg durch eine Wüste, dunkle Tempel und verschneite Bergregionen. Um diese Gebiete zu durchqueren, müssen einigermaßen einfache Sprungrätsel gelöst werden. Alternativ können noch Glyphen eingesammelt werden, die uns die Rätsel anschließend erleichtern.

Journey 3

Journey bemüht sich dabei sichtlich, den Spieler beinahe fließend durch die Level zu führen. Nur im schlimmsten Fall wird der Fortschritt abrupt gestoppt – und wir stehen vor einer Rätselwand. Gegner gibt es wenige und gefährlich werden die uns selten – der Tod ist keine Gefahr in Journey. In der Regel fliegen wir sogar über Hindernisse hinweg und surfen die Sanddünen hinunter. Journey sorgt für einen entspannten und gleichsam wunderschönen Spielablauf, ganz ohne Frust. Die Schwierigkeit steht bei Journey nämlich nicht im Vordergrund. Viel mehr geht es um eine Reise, die den Nomaden an die Grenzen der Belastbarkeit führen soll.

Journey 5

So schön und fließend die Spielerfahrung auch ist, besonders lang ist sie nicht ausgefallen. Mit einer Laufzeit von etwa 2 Stunden mag das Indie-Adventure sogar ziemlich kurz geraten sein. Genau da liegt aber auch ein Vorteil: Durch die kompakte Länge war es thatgamecompany nämlich möglich, wunderschöne Momentaufnahmen zu schaffen. Besonders im Kapitel “Sunken City”, in dem wir durch vom prallen Sonnenlicht durchflutete Ruinen rutschen und dabei von fliegenden Wesen begleitet werden, lässt Journey seine atmosphärischen Muskeln spielen. Genau diese perfekt abgestimmten Momente sind der Grund, warum Journey wieder und wieder gespielt werden möchte.

Die Umsetzung für die Playstation 4 macht die Aufnahmen von Journey noch ein ganzes Stück schöner. Durch eine verdoppelte Framerate mit 60 Bildern pro Sekunde und einer Full HD-Auflösung wird Journey zu einem echten Augenschmaus. Besonders in den sandigen Gebieten am Anfang des Spiels zeigen sich gelungene Reflektionen in den Dünen. Die Texturen sind knackscharf und der stellenweise schlicht gehaltene Stil von Journey wird so perfekt abgerundet. Lediglich die Kantenglättung ist an einigen Stellen nicht ganz sauber.

Journey 2

Einer der charmantesten Aspekte von Journey ist aber der Mehrspielermodus. Wobei – ein richtiger Mehrspielermodus ist das nicht. Viel mehr treffe ich zufällig andere Spieler, die das gleiche Level durchstreifen und die gleichen Rätsel zu lösen versuchen. Spärliche Kommunikation in Form von Pings ist meine einzige Möglichkeit, mich mit anderen Spielern zu verständigen. Aber gerade diese Stille ist es, die das Erlebnis beinahe magisch macht. Andere Spieler werden getroffen, man löst Rätsel zusammen und verabschiedet sich anschließend oder bestreitet ein weiteres Level. Besonders schön: Am Ende des Spiels erfahren wir die Namen unserer Mitspieler – und können sie auch anschreiben.

Unser Fazit:
Wenn Jenova Chen, Mitbegründer von thatgamecompany, nach der Motivation seiner Spiele gefragt wird, dann ist die Antwort leicht: Die Menschen sollen zum Guten verändert werden. “Wir wollen zeitlose, interaktive Unterhaltung erschaffen, die die menschliche Psyche positiv verändern” – so beschreibt Chen die Motivation hinter Spielen wie Journey.

Und tatsächlich: Journey bleibt auch auf der Playstation 4 das virtuelle Kleinod, zu dem man immer gerne zurückkehrt, in dem man immer gerne Rätsel löst und in dem man immer neue Leute kennenlernt. Durch die wertigen grafischen Besserungen auf der Playstation 4 wird Journey noch ein ganzes Stück schöner – ganz ohne an narrativer Qualität zu verlieren. Klare Kaufempfehlung!

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