2015 ist bislang ein erfolgreiches Jahr für Rennspiel-Freunde. Project Cars und F1 2015 erfreuen sich bereits großer Beliebtheit, Need for Speed steht in den Startlöchern und auch auf der Xbox One klopft ein Exklusivtitel an. Die Rede ist natürlich von Forza Motorsport 6. Pünktlich zum zehnjährigen Serienjubiläum ist der neueste Ableger der Rennspiel-Franchise auf Microsofts Xbox One erschienen. Wir haben es ausführlich getestet und klären euch darüber auf, ob sich der Kauf von Forza Motorsport 6 lohnt.
Als Ende 2013 Forza Motorsport 5 auf den Markt kam, schieden sich die Geister. Ein unpassender Soundtrack, technische Mängel und der eher überschaubare Umfang waren nur einige der Kritikpunkte, die sich die beliebte Rennserie anhören musste. Doch Forza Motorsport 6 soll nun alles besser machen. Das zuständige Entwicklerstudio Turn 10 und Microsoft haben den Rennspielgiganten nun auf den Markt geworfen und wir stellen fest: Am Umfang mangelt es dieses mal wirklich nicht. Doch fangen wir erst einmal vorne an.
Jetzt wird gekachelt
Windows 8 Gegner müssen beim gekachelten Hauptmenü nun sehr stark sein. So sieht man dem Titel doch an, dass Microsoft seine Finger dort mit im Spiel hatte. Ich finde es allerdings ganz und gar nicht schlimm, sondern im Gegenteil sogar sehr praktisch und übersichtlich. Euer Startbildschirm ist aufgeteilt in einen Home-Bereich, den verschiedenen Spielmodi, euren Fahrzeugen und einem Optionsmenü.
Im Homebildschirm seht ihr den zuletzt gespielten Modus, das Forza Hub (Eine Art Forza-Zentrale), eure Nachrichten und Lose. In der Spielmodi-Übersicht seht ihr namensgebend die einzelnen Modi, auf die wir später in diesem Test noch eingehen werden.
Die Fahrzeug-Rubrik wiederum umfasst die einzelnen Fahrzeuge, eure Garage und natürlich das Forza-Vista, in dem ihr euch jedes Fahrzeug in gewohnter Hochglanzoptik näher anschauen könnt. Bei über 450 Fahrzeugen habt ihr dort einiges zu sehen. Ergänzend gibt es noch eine Tuning-Abteilung mit allerlei Einstellungen, Schiebereglern und weiteren Fahrzeuganpassungen.
In den Optionen könnt ihr natürlich allerlei Spieleinstellungen vornehmen, Fahrzeugscreenshots posten und, und, und. Aber genug der Menüführung. Kommen wir zum eigentlichen Spiel.
Auf die Plätze, fertig, los
Das Spiel beginnt mit einem Einleitungsrennen im neuen Ford GT. Im Anschluss fahrt ihr allerdings nicht mit dem Ford weiter, sondern werdet vor eine Fahrzeugauswahl gestellt. Habt ihr euch entschieden, startet der eigentliche Karrieremodus. Hier findet ihr Rennevents, in fünf Staffeln aufgeteilt, die jeweils aus drei Rennen mit variabler Rundenzahl bestehen. Erst durch das erfolgreiche Beenden einer Staffel wird die nächste freigeschaltet. Erfolgreich bedeutet in diesem Zusammenhang, dass ihr in den Rennen jeweils unter den ersten drei Platzierungen landen müsst. Ein Punktesystem mit Wertung hätten wir zwar besser gefunden, aber das trübt den Spielspaß nicht.
Bei jedem Event einer Staffel wählt ihr aus sechs verschiedenen Fahrzeugklassen – das gestaltet das bewältigen der Aufgabe flexibler. Oldtimer-Muscle-Cars, Moderne Sportwagen oder doch High-End-Sportwagen? Ihr habt die Wahl, wie ihr diese Rennstaffel bewältigen wollt.
An Vielfalt soll es nicht scheitern
Während der Karriere schaltet ihr nach und nach sogenannte Schaurennen frei, die meiner Meinung nach für eine gelungene Abwechslung sorgen. Hier bekommt ihr Fahrzeuge gestellt und müsst spezielle Rennen in unterschiedlichen Kategorien absolvieren. Insgesamt gibt es zehn Kategorien, über Beispiel Top-Gear-Challenges und Ausdauerrennen bis hin zu den Moments-in-Motorsport. Spaßige Veranstaltungen wie Auto-Bowling oder Slalom-Rennen runden das Portfolio ab.
Neben der Karriere und den dazugehörigen Schaurennen gibt es da noch das freie Spiel. Wie der Name es bereits verrät, habt ihr dort die Möglichkeit beliebige Strecken mit einem Fahrzeug eurer Wahl zu meistern. Solltet ihr euch euer Traumauto nicht leisten können, habt ihr die Möglichkeit, einen Wagen zu mieten. Mit gemieteten Autos gibt es nach den Rennen allerdings keine Erfahrungspunkte. Bei über 450 Autos und 26 Strecken mit variablen Einstellungen in Hinsicht auf Wetter, Tageszeit und Streckenführung sollte so schnell also keine Langeweile aufkommen. Sollte aber doch jemand Langeweile verspüren, für den gibt es ansonsten noch die Rivalen-Challenges und Trainingsfahrten.
Der schönste Regen aller Zeiten?
Ein besonderes Highlight in Forza 6 sind die Regen- und Nachtrennen. Nun kann man natürlich sagen, dass es das alles schon mal in anderen Rennspielen gab – nichtsdestotrotz weiß Forza 6 in diesen Punkten zu überzeugen. Denn ich habe nun gelernt: Regenrennen können Spaß machen. Meist finde ich Rennen im Regen trist und genieße eher das schöne Wetter, doch durch die Spielmechanik habe ich richtigen Spaß an den Regenrennen entwickelt. Die tiefen Pfützen auf der Strecke können einem das Leben richtig schwer machen (Stichwort: Aquaplaning) – dafür macht es umso größeren Spaß.
Und auch bei den Nachtrennen ist der Titel sehr authentisch. Wer die Strecke bereits kennt, ist hier klar im Vorteil. Wenn man alle Fahrhilfen- und Hilfslinien ausschaltet, verpasst man bei 240 km/h auf dem Tacho auch gerne mal den idealen Bremspunkt einer Kurve in den teilweise wirklich sehr dunklen Passagen. Unser Scheinwerferlicht ist hier ganz klar das A und O. Insgesamt gefallen uns die Regen- als auch die Nachtrennen richtig gut. Schade ist allerdings: Es gibt keinen dynamischen Wetterwechsel, sondern fest vorgegebene Strecken mit den jeweiligen Einstellungen. So wird es also nie passieren, dass es auf einmal anfängt zu regnen. Diese Kritik ist aber nörgeln auf hohem Niveau, denn die Strecken wirken genau auf die jeweilige Herausforderung angepasst.
Wem die Herausforderung alleine nicht reicht
Wem die Einzelspieler-Herausforderung nicht reicht, der sucht den Mehrspieler-Modus auf – und der gefiel uns in den Testrennen richtig gut. Ihr tretet, wie in den anderen Spielmodi auch, gegen 23 andere Fahrer an und stellt dabei euer Können unter Beweis. Es gibt viele vorgegebene Wettbewerbe, ihr könnt aber auch eigene Rennen mit einer Vielzahl an möglichen Optionen erstellen. Sollte keine geeignete Anzahl an Spielern gefunden werden, wird mit Drivatar-KI-Gegnern aufgefüllt. Im Rahmen dieses Tests kam das aber nur ein mal vor. Neu im Mehrspielermodus von Forza Motorsport 6 sind die Ligen. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Online-Veranstaltungen, denen ihr basierend auf euren Fähigkeiten als Fahrer zugeteilt werdet, um ein möglichst ausgewogenes Fahrerfeld bereit zu stellen. Auch technisch liefen die Mehrspieler-Partien einwandfrei und ohne etwaige Framerate-Einbrüche oder ähnliches.
Selten sahen Rennen so schön aus
Technik ist natürlich immer ein großes Thema, wenn es um Rennspiel-Simulationen geht. Auch dort kann Forza Motorsport 6 problemlos glänzen, denn sie funktioniert bis auf wenige Ausnahmen überragend. Forza Motorsport 6 läuft in 1080p bei 60fps und hat die während unseres Tests auch jederzeit stabil gehalten. Lediglich ganz selten trat mal ein Kantenflimmern auf. Negativ aufgefallen sind uns lediglich die albern-klingenden Kollisionsgeräusche und das nicht immer durchdachte Schadensmodell der Autos. Ansonsten ist es optisch eine Augenweide auf der Xbox One.
Die KI der Gegner ist in acht Stufen einstellbar, zudem könnt ihr selbst festlegen, ob die KI eher professionell fahren soll oder doch eher rabiat und aggressiv. Der Schwierigkeitsgrad ist ebenso einstellbar und ist gefühlt noch mal angestiegen im Vergleich zum Vorgänger. Das merkt man unter anderem daran, dass die KI an mancher Stelle etwas unausgewogen wirkt und wir manche Fahrer partout nicht mehr einholen konnten. In anderen Rennen düsen wir dann aber wieder als Erster durch das Ziel mit meilenweit Abstand zum Nächstplatzierten.
Ansonsten gibt es die serientypischen Technikfunktionen: Allerlei Tuning sowie das An- und Abschalten von Fahrhilfen. Wenn ihr euch dafür entscheidet die Fahrhilfen abzuschalten, winken am Ende mehr Credits als Belohnung. Auf der anderen Seite sorgen die Fahrhilfen allerdings dafür, dass auch Neulinge des Genres direkt in das Spiel finden.
Neu an dieser Stelle ist das Mod-System. Für eure Credits könnt ihr Kartenpakete mit verschiedenen Mods kaufen. Zum einen gibt es sogenannte Crew-Mods, die die Eigenschaften eures Wagens geringfügig verbessern und kleinere Mods, die euch mehr Credits für bestimmte Fahrmanöver liefern, beispielsweise wenn ihr regelmäßig im Windschatten fahrt. Auch mehr Bodenhaftung oder ein Vorteil auf ausgewählten Strecken kann so eine Mod bewirken. Anfangs stand ich dieser Neuerung mehr als skeptisch gegenüber, doch im weiteren Spielverlauf stellen sich die Mods als sehr praktisch heraus.
Unser Fazit:
Forza Motorsport 6 ist in meinen Augen eine ganz klare Empfehlung für Rennspielfans und auch -neulinge. Die Optik ist mit 1080p und flüssig-laufenden 60fps eine Wucht, das Drivatar System funktioniert optimal und der Spielumfang sorgt für wochen- und monatelangen Spaß. Klar gibt es hier und da Mängel, wie zum Beispiel die lächerlich-anmutenden Kollisionsgeräusche oder die manchmal unausgewogene Gegner KI. Doch wenn man über diese Kleinigkeiten hinwegsieht, erwartet euch mit Forza Motorsport 6 ein langer und spaßiger Rennspielwinter. 26 Strecken in verschiedenen Variationen, 450 Autos und eine Menge Herausforderungen sollten euch lange Zeit unterhalten.