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Nioh im Test – Das ist kein Dark Souls!

Nioh ist kein Dark Souls. Es ist zum Trend geworden, jedes knifflige Action-RPG mit dem Genre-Primus Dark Souls zu vergleichen und mit dem Tag “Souls-Like” um sich zu werfen. Das ist natürlich auch bei Nioh geschehen, dem neuesten Titel von Team Ninja, den Machern hinter Ninja Gaiden. Natürlich erinnert es an Dark Souls. Ein forderndes Kampfsystem, böse Dämonenarmeen, das Japan des 17. Jahrhunderts – Moment mal: Japan? Richtig, so selbstverständlich ist dieser Vergleich mit der Reihe von From Software nicht, denn Nioh hat durchaus eine reale Vorlage. Wo die liegt und warum der Vergleich beiden Spielen schmerzen muss, das erfahrt ihr im Test.

William Adams ist ein Samurai. Er ist sogar der erste nicht-japanische Mann gewesen, der den ehrenhaften Titel eines Samurai empfangen durfte. Als er sich nämlich Anfang des 17. Jahrhunderts mit seinem Schiff nach Japan aufmachte, schindete er ordentlich Eindruck und durfte sich schlussendlich zur exklusiven Kriegerkaste zählen. Team Ninja erzählt die Geschichte von William Adams und seiner Reise nach Japan nach – und schmückt sie zugegeben etwas aus. Williams Reiseziel ist nämlich von den bösen, der japanischen Folklore entstammenden Yokai-Dämonen besetzt, die sich neben einheimischen Soldaten gegen William stellen. Nioh interpretiert die Geschichte spannend, setzt sie mitten im Konflikt zwischen England und Spanien in den historischen Kontext, erzählt sie mit stimmigen Zwischensequenzen und Dialogen – aber ist doch komplett anders gestrickt als ein Dark Souls. Während Dark Souls eine unheimlich mystische, nebulöse Geschichte hat, die man sich beinahe komplett aus Item-Beschreibungen und versteckten Texten mühsam zusammenschustern muss, geht Nioh offener damit um und gibt uns als Spieler wesentlich mehr Informationen. Das ist überhaupt nicht wie Dark Souls, aber doch sehr gut so – denn die Story von Nioh rund um William Adams, globale Konflikte und die mysteriöse Ressource Amrita ist schlicht spannend.

Aus seinen Mechaniken macht Nioh – anders als Dark Souls – auch kein Geheimnis. Wer kurz nach Spielstart das Tutorial spielt, der bekommt direkt einen guten Überblick über das doch recht komplexe Kampfsystem. Alle Kämpfe in Nioh bestreiten wir in einer von drei Posen: hohe, mittlere und niedrige Haltung. Während die hohe Haltung wie ein Brett durchdonnert, dafür aber wenig Verteidigung bietet, ist die mittlere Haltung ausgewogen und begünstigt das Blocken. Wer den gegnerischen Pranken dafür lieber ausweichen möchte, der wählt die schwächere, dafür mobile niedrige Haltung. Natürlich müssen wir die Haltung auch abhängig davon wählen, gegen wen wir gerade kämpfen, um uns bestmöglich auf die jeweilige Kampfsituationen einzustellen. In diesen verschiedenen Posen schwingen wir ein breites Waffenarsenal von Äxten, Schwertern, Hämmern oder auch Fernkampfwaffen wie Bögen oder Gewehre, mit denen wir dank kritischen Treffern besonders viel Schaden austeilen. Hohen Schaden können wir auch mit der “Lebenden Waffe” verursachen. Das ist ein besonderer Kampfmodus, in dem wir mehr Schaden machen, unverwundbar sind und der sich besonders für knackige Gegner eignet.

Wie viel Schaden wir aber letztlich austeilen, das entscheidet ein Levelsystem. Bei dieser Level-Mechanik, in der wir mithilfe von Amrita verschiedene Stats wie Body, Heart oder Skill und so unsere Werte erhöhen, hat sich Team Ninja tatsächlich etwas von Dark Souls inspirieren lassen. Die Amrita-Ressource erinnert doch sehr an die Seelen der Souls-Reihe, die wir, genau wie in Nioh, nach unserem Tod einmalig aufheben und so retten können. Richtig cool: Wenn wir mal sterben, besteht die Chance, dass bei anderen Spielern – ja, auch Nioh ist zwischen den Spielern vernetzt – als sogenannter “Revenant” auftauchen. Diese besonders starken Gegner können beschworen und für besonderes Loot gelegt werden.

Apropos Loot: Das Beutesystem von Nioh sollte Anhängern von Diablo & Co. bekannt vorkommen. Das ist nämlich zufällig generiert und lässt je nach Dropchance mal bessere oder seltenere Items fallen. Jedes Item hat seine eigenen Stats und gerade in versteckten Kisten oder nach schweren Gegnern finden wir besonders hochwertige Items. Benutzen wir gute Waffen dann häufig, steigt der “Familiarity”-Level und die Waffe wird noch ein Stückchen besser. Dieses zufällige Lootsystem ist insgesamt wirklich motivierend und lädt zur Jagd richtiger Brocken ein.

Die Kämpfe sind die Momente, in denen Nioh richtig glänzen kann. Das Action-Rollenspiel erlaubt es Kämpfe auf viele unterschiedliche Arten zu bestreiten und hat so selbst nach Beendigung einen hohen Wiederspielwert. Die breite Waffenauswahl und die wichtige Rolle der Ausdauer, des sogenannten Kis, das man mit einem gezielten Tastendruck nach einer langen Angriffsserie wiederherstellen kann, macht aus jedem Kampf ein wirklich belohnendes Erlebnis.

Technisch ist Nioh kein Meilenstein, aber durchaus hübsch anzusehen. Die vielfältigen und stimmigen Umgebungen mit kleinen Nuancen japanischer Folklore sind eindrucksvoll und mitreißend inszeniert. Ob das brennende Städte oder verlassene Ruinen sind – Team Ninja versteht es, jedes Gebiet richtig zu inszenieren. Grobe technische Mängel sind während des Tests nicht aufgefallen.

Unser Fazit:
Nioh ist kein Dark Souls. Der Vergleich mag dank einschlägiger Parallelen naheliegend sein, aber er tut den beiden Spielen unrecht. Der Vergleich tut Dark Souls unrecht, weil er jedes schwere Action-RPG auf eine Stufe mit diesem Meisterwerk stellt. Aber er tut auch Nioh unrecht, weil er die Versuche von Team Ninja, ein eigenständiges, atmendes, atmosphärisches Spiel zu erschaffen, als blinde Kopie brandmarkt. Nein, Nioh ist mit Sicherheit kein Dark Souls. Es ist ein forderndes Abenteuer mit historischem Hintergrund, belohnender Erkundung und einem spannendem Kampfsystem. Dass einige Mechaniken an die Souls-Ableger erinnern, das bestätigt nur deren Impact im gemeinsamen Genre. Nioh hingegen ist ein komplett eigenständiges Spiel mit Substanz, Herzblut und Drive. Ich kann es jedem Fan von mitreißenden Settings und forderndem Gameplay ohne zu zögern empfehlen.

Wertung: (4.1 / 5.0)
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