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Farpoint – Mit Plastik gegen die Aliens!

Auf der E3 2016 wurde Farpoint inklusive VR Aim Controller offiziell vorgestellt. Knapp ein Jahr später dürfen wir uns nun über den Release freuen. Natürlich stellt sich die Frage: Kann Farpoint halten, was es verspricht? Wir haben den VR-Ego-Shooter inklusive Aim Controller für euch getestet!

Wir befinden uns im Landeanflug auf die Raumstation Pilgrim. Unsere Mission: Dr. Tyson und Dr. Moon zurück zur Erde bringen. Doch leider macht uns die Anomalie, die von der Besatzung der Pilgrim erforscht wird, einen Strich durch die Rechnung. Wie es der Zufall so will implodiert sie und zieht uns mitsamt Schiff und Raumstation direkt in ein Wurmloch. Mit einer Rettungskapsel erreichen wir einen bislang unbekannten Planeten. Wieso musste das auch ausgerechnet während unserer Schicht passieren?

Die Antwort ist klar: Damit wir uns, bewaffnet mit dem VR Aim Controller, in hitzige Feuergefechte gegen fiese Aliens stürzen können! Dies dürfte auch das Hauptargument für den VR-Ego-Shooter Farpoint sein. Der spezielle Controller macht das Spiel zu einem wahren Erlebnis für VR-Fans!

Es ist wirklich verblüffend, wie ein Stück Plastik zusammen mit einer VR-Brille zur Blei-spuckenden Waffe mutiert. Wir können sie von allen Seiten betrachten, drehen und wenden wie wir wollen: Das Tracking-System arbeitet akkurat und flüssig. Entsprechend gut funktioniert das Zielen über die Visiere der verschiedenen Waffen. Die Verarbeitung wirkt, trotz Plastik, sehr wertig.

Bereits nach kurzer Zeit geht die Steuerung in Fleisch und Blut über und wir ballern die Aliens so gekonnt über den Haufen, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Der Aim Controller verfügt über die gleichen Tasten wie der Dualshock 4 – inklusive Share- und Options-Button und einem Knopf der als Touchpad-Ersatz dient. Die Anordnung ist ebenfalls clever gelöst und ermöglicht langes Spielen ohne krampfende Finger.

Dank einiger Optionen lässt sich das VR-Erlebnis für nahezu alle Spieler anpassen. Beispielsweise könnt ihr Dreh-Art und -Geschwindigkeit einstellen. Damit ist sichergestellt, dass Motion Sickness fast gänzlich vermieden wird. Anfangs kann es für empfindliche Spieler trotzdem noch etwas unangenehm sein. Jedoch sollten die Beschwerden innerhalb kurzer Zeit abklingen.

Bis wir die ersten Gegner zu Fleischmarmelade verarbeiten können, bekommen wir erst einmal eine kleine Eingewöhnungsphase. In einem angenehmen Tempo werden wir an die Funktionen und Möglichkeiten herangeführt. Insgesamt ist zu sagen, dass das Team von Impulse Gear einen guten Rhythmus zwischen Feuergefechten und Verschnaufpausen gefunden hat.

Während dieser Pausen wird auch die recht dünne Story von Farpoint weitergeführt. Dazu nutzen die Entwickler keine Cutscenes, sondern holographische Nachrichten und Video-Sequenzen von Überwachungskameras. So erfahren wir schon zu Beginn, dass Dr. Tyson und Dr. Moon die Katastrophe ebenfalls überlebt haben und auf diesem Planeten gestrandet sind. Also machen wir uns auf die Suche nach ihnen.

Wir bewegen uns durch insgesamt acht lineare Level, die liebevoll gestaltet sind. Trümmer der Pilgrim sind in der ganzen Welt verstreut und Höhlen mit leuchtenden Pflanzen oder Alien-Eiern runden das Leveldesign ab. Sobald ein größerer Kampf bevorsteht, weiten sich die begehbaren Areale etwas aus. Damit stellen die Entwickler sicher, dass uns genug Platz zum Ausweichen und in Deckung gehen zur Verfügung steht. Größere Bewegungsfreiheit wird uns jedoch nicht von Anfang an eingeräumt – die Option zum umdrehen des Charakters ist standardmäßig deaktiviert. Das ist nicht weiter tragisch, denn verpassen können wir ohnehin nichts. Außer Waffen, Munition oder Hologramm-Nachrichten gibt es nicht viel zu finden. Das ist schade, hier fehlen einige Rätsel oder Nebenaufgaben. Auch ein paar Sammelobjekte wären durchaus wünschenswert. Der Boss-Kampf im ersten Drittel des Spiels wird leider auch der letzte bleiben. Unterm Strich wirkt Farpoint inhaltlich etwas leer.

Auf dem Weg zu den zwei Forschern stellt sich uns eine Vielzahl an Kreaturen in den Weg. Egal ob Außerirdische Spinnen, Drohnen, humanoide Aliens oder Roboter – Farpoint kann mit einer abwechslungsreichen Gegnersammlung aufwarten. Während wir uns um die kleinen Spinnen kümmern die uns ins Gesicht springen, werden wir aus der Ferne von ihren größeren Verwandten mit Schleimkugeln beschossen. Im weiteren Verlauf des Spiels müssen wir uns den Sucherdrohnen stellen und den Lasern der Roboter ausweichen. Dabei fällt auf, dass die Modelle detailreich gestaltet und teilweise von anderen Spielen beziehungsweise Filmen inspiriert sind. Die kleinen Springspinnen erinnern stark an die Headcrabs aus Half-Life und die Roboter sehen aus wie AT-STs aus Star Wars.

Damit wir diesen elendigen Aliens eins auf die Mütze geben können, stellt uns Farpoint insgesamt fünf verschiedene Waffen zur Verfügung. Das Standard-Sturmgewehr, die Schrotflinte und das Scharfschützengewehr sind eindeutig auf menschliche Ingenieurskunst zurückzuführen. Dagegen stammen das Plasmagewehr und der Dornenwerfer von den außerirdischen Bewohnern des Planeten. Allerdings können wir immer nur zwei Knarren zur gleichen Zeit mit uns führen. Außerdem bringen einige der Wummen optionale Explosivgeschosse mit. Zum Beispiel Granaten oder Lenkraketen. Diese müssen wir mit sammelbaren Munitionspaketen wieder auffüllen. Im Gegensatz dazu können wir im normalen Feuermodus theoretisch durchgehend ballern – uns steht unendlich Munition zur Verfügung. Jedoch müssen wir die Flinten, je nach Modell, abkühlen lassen oder Nachladen, bevor wir uns wieder ins Getümmel stürzen können.

Auch bei den Waffen dürfen wir uns über liebevoll entworfene Modelle freuen. Kleine Abnutzungserscheinungen wie zum Beispiel Kratzer oder Dellen runden die Optik ab. Cooler Nebeneffekt: Durch die Vibration des Aim Controllers wird eine Art Rückstoß erzeugt. Dadurch verzieht es unsere Waffe natürlich auch im Spiel. Im Allgemeinen ist der Umgang mit den Schießeisen ziemlich gut gestaltet. Zum Wechseln unseres Argumentationsverstärkers heben wir den Controller einfach über unsere Schulter – ganz so, als würden wir nach dem Gewehr auf unserem Rücken greifen.

Dass die Feuergefechte so intensiv und spaßig sind, liegt nicht nur an der Gegner-Vielfalt oder der Steuerung. Auch die künstliche Intelligenz der Widersacher weiß zu gefallen. So bewegen sich die fiesen Kreaturen recht geschickt durch die Umgebung und versuchen den Spieler zu flankieren. Verfehlen die kleinen Springspinnen ihr Ziel, greifen sie den Spieler nicht von hinten an, sondern fliehen wieder nach vorne. Dies mag auf den ersten Blick unlogisch erscheinen, macht aber durchaus Sinn: Der Spieler muss sich nicht ständig umdrehen und so wird ein verheddern im Kabel der VR-Brille vermieden.

Grafisch überzeugt Farpoint zwar nicht auf ganzer Linie, kann aber insgesamt durch tolle Panoramen und detaillierte Modelle punkten. So dürfen wir zum Beispiel einen riesigen Plasma-Vulkan bestaunen, während wir uns mit den schicken Knarren durch die Gegner kämpfen. Allerdings wirken die Texturen in der näheren Umgebung etwas grob und unscharf. Abgesehen davon kommt es oft zu leichtem Kantenflimmern. Dies ist natürlich der VR-Technik geschuldet und dadurch auf jeden Fall verzeihbar. Besitzer einer PS4 Pro dürfen sich Aufgrund der doppelten Rendering-Auflösung zumindest über ein klareres Bild freuen.

Auch musikalisch weiß der Titel aus dem Hause Impulse Gear zu gefallen. Umgebungsgeräusche verstärken die Immersion noch mal um ein ordentliches Stück. Außerdem können wir Gegner anhand ihrer Klänge aus allen Richtungen orten. Der Soundtrack wirkt stimmig und passend gewählt. Sogar die deutsche Synchronisierung ist durchaus gelungen. Die Stimmen haben einen gewissen Charakter und es wirkt zu keiner Zeit wie lieblos abgelesener Text.

Haben wir nach ungefähr 5 Stunden den letzten Pixelfeind vom Bildschirm gepustet, endet Farpoint auch schon recht abrupt. Einziger Trostpreis: Nach Abschluss der Kampagne können wir die einzelnen Level vom Hauptmenü aus erneut betreten und durch Abschüsse Punkte kassieren. Diese werden dann online mit den Highscores anderer Spieler verglichen. Im Multiplayer-Teil des Spiels treten wir mit einem weiteren Mitspieler auf vier verschiedenen Karten gegen Wellen von Aliens an. Und das macht ordentlich Laune!

Unser Fazit:
Hand aufs Herz: Ohne den VR Aim Controller wäre Farpoint nur halb so gut – wenn überhaupt. Die schmale Story wird durch inhaltliche Leere ergänzt – leider! Ein paar Sammelobjekte, Rätsel und mehr Boss-Gegner hätten dem Spiel wirklich gut getan und auch den Wiederspielwert deutlich erhöht. Auch ein wenig mehr Hintergrundinformation zum Planeten beziehungsweise dessen Bewohnern wäre wünschenswert. Schließlich benutzen wir einen Scanner um die Holo-Nachrichten zu laden. Wieso können wir damit keine Aliens scannen? Immerhin kann der Titel durch einen enormen Spielspaß punkten. Es ist ein unfassbar geniales Gefühl, auf einen Gegner loszustürmen und ihm ordentlich mit der Schrotflinte einzuheizen. Auch die Immersion ist gewaltig! Das Wegzucken beim Angriff einer Sprungspinne, das Ducken in niedrigen Höhlen, oder die wackeligen Beine in großen Höhen – es ist ein wahnsinniges Erlebnis!

Lohnt sich der Kauf von Farpoint? Wenn man bereits eine PlayStation VR sein Eigenen nennt und das Geld übrig hat, dann lohnt es sich durchaus. Ein Anschaffungsgrund für Sonys VR-Headset ist Farpoint allerdings nicht.

Wertung: (3.5 / 5.0)
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