Im April 2016 nahm die Reise des britischen Entwicklers Lionhead Studios ein emotionales Ende. Die im Jahr 1996 von Peter Molyneux gegründete Softwarefirma erlang vor allem Bekanntheit durch die Action-Reihe Fable. Der letzte Ableger, das Multiplayer-Spiel Fable Legends, wurde unter den Trümmern des Studios begraben. Bis zu diesem Zeitpunkt verschlang das Großprojekt mehr als 75 Millionen US-Dollar. Einige Mitarbeiter starteten den Versuch, das Spiel unter dem Namen “Project Phoenix” zu retten. Sie scheiterten jedoch, obwohl es Interessenten gab und Microsoft der Idee nicht abgeneigt war. Während einige Mitarbeiter im Hause Xbox untergebracht wurden, wechselten andere zu Konkurrenten wie Ubisoft, Electronic Arts oder Sony. Der 29. April 2017 ging als letzter Tag des Studios in die Geschichte ein. Einzelne Stimmen des Teams betitelten das Ende als überaus emotional und traurig.
Goodbye old friend. #Lionhead #Fable pic.twitter.com/3AaquFaL3j
— Damian Buzugbe (@OmenD4) March 8, 2016
Das schwierige Geschäft
Die Frage darf gestellt werden, warum Microsoft sich dazu entschied, das ambitionierte Projekt einzustellen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Riesenkonzern weit früher den Stecker hätte ziehen können, um weitere Kosten zu vermeiden, es aber nicht tat. Fable Legends war als Free-To-Play-Titel geplant, offenbarte aber bei genauerer Betrachtung, dass er sich wesentlich von Genre-Nachbarn unterschied. Vergleicht man den Umfang eines League of Legends oder anderer MOBA-Titel mit dem von Fable Legends, so wirkte das Spiel enorm deplatziert. Das hat auch einen sehr nachvollziehbaren Grund,
Das Team rund um Art-Director John McCormack wollte von Beginn an etwas komplett anderes entwickeln: Fable 4. Es gab bereits Ideen und Ansätze für das Sequel. Es sollte das Spiel urpsrünglich düsterer werden, sich mehr auf seinen Rollenspielkern konzentrieren und die Industrialisierung der fiktiven Welt Albion weiter voranbringen. Bowerstone, die Hauptstadt Albions, sollte wieder im Zentrum stehen und als London-artige Metropole dargestellt werden.
Microsoft hielt jedoch nicht allzu viel von der Idee und zwang Lionhead ein “Games-as-a-Service”-Modell auf, woraus später Fable Legends resultierte. Das Spiel gerat während diversen Betas mehrfach in die Kritik der Spieler. Hauptgrund für die negative Resonanz war vor allem der einfach nicht aufkommende Spielspaß. Gründe dafür gibt es sicher einige, jedoch einen der über all den anderen ragt: Lionhead Studios wollte dieses Spiel nie entwickeln. Bei einer Reihe wie Fable, die maßgeblich durch das Herzblut der Menschen im Hintergrund lebt, ist das unbefriedigende Resultat keine sonderliche Überraschung
Erst wenn der letzte Baum gerodet ist
Die Marke Fable ist nicht tot. Jeder gefällte Baum hinterlässt vielleicht ein paar Eicheln, aus denen etwas Neues entstehen kann. So zum Beispiel der noch junge Entwickler Flaming Fowl Studios. Ein paar eifrige Ex-Lionhead-Mitarbeiter erhielten durch Microsoft die Fable-Rechte für das “Hearthstone”-artige Kartenspiel Fable Fortune, das am 25 Juli 2017 seine Veröffentlichung zelebrierte und durchweg positives Feedback einheimsen konnte.
Heroes! Don't forget to follow @FableFortune for all the latest news on #FableFortune! pic.twitter.com/spE0SjPx0H
— Flaming Fowl Studios (@FlamingFowl) June 9, 2017
Ein mindestens genauso interessantes Projekt ist Kynseed. Das 2D-Sandbox-RPG wirkt wie das uneheliche Kind von Stardew Valley und Fable. Der Entwickler selbst betitelt britische Volkslegenden als eine der größten Inspirationsquellen für den Titel. Die Familienidee aus Fable wird konsequent weitergeführt und unsere Spielfigur übergibt nach dem Tod das Erbe an das Kind, welche wieder durch uns gesteuert werden möchte. Das Studio PixelCount – ebenfalls bestehend aus alten Lionhead-Mitarbeitern – plant eine Veröffentlichung im kommenden Winter.
Gibt es Hoffnung für die Marke?
Alles schön und gut, aber was plant Microsoft mit der Marke? Bisher gibt es keine offiziellen Informationen, die Reihe scheint in der aktuellen Strategie der Xbox-Sparte keine Rolle zu spielen. Oder etwa doch nicht? Es gibt den ein oder anderen Hinweis auf ein neues Fable.
2015 ging Microsoft eine Partnerschaft mit dem britischen Entwickler-Studio Gobo ein. An was das Team arbeitet ist unbekannt, jedoch gab es in der Vergangenheit mehrere Job-Anfragen der Firma für ein Triple-A-Titel im Action-Genre angesiedelt, der für Konsolen entwickelt werden soll. Ebenfalls auffällig ist, dass einige Ex-Lionhead-Mitarbeiter in der Firma eingestellt wurden. Der “Executive Vice President of Gaming” Phil Spencer – der für seine Fannähe bekannt ist – äußerte sich ebenfalls zum Thema Fable.
Nothing to announce right now but I do think the IP has a lot of places it could go.
— Phil Spencer (@XboxP3) April 30, 2017
Interessant ist hier vor allem die Wortwahl Spencers, die andeutet, es könnten in Zukunft offizielle Informationen folgen. Xbox gerat in den letzten Jahren ins Hintertreffen und hofft mit der Xbox One X die lang ersehnte Wende einläuten zu können. Ein exklusives, einzigartiges Rollenspiel würde der noch jungen Konsole sicherlich mehr als guttun. Ob sich aus den Bruchteilen an unbestätigten Informationen ein großes Ganzes ergeben wird, werden wir sicherlich in den nächsten Monaten erfahren. Wer weiß, vielleicht sogar als eines der großen Xbox-Highlights auf der E3 2018. Wir bleiben auf jeden Fall an dem Thema dran und halten euch auf dem Laufenden.
Das denken wir:
Zugegeben, Fable war nie auf einem Niveau wie es ein Elder Scrolls war, trotz alledem mögen wir die Welt und deren liebevollen Geschichten. Wir würden uns sehr über ein Reboot oder ein Sequel auf der Xbox Konsole freuen.