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Resident Evil 7: Gold Edition im Test – Zwei Seiten einer goldenen Medaille

Da ist sie: die Gold Edition von Resident Evil 7. Fans des Hauptspiels dürfen sich jetzt die komplette Sammlung aller DLCs auf einer Disc kaufen und sich erneut in das Abenteuer mit den Bakers werfen. Ob und was die DLCs wert sind, das klärt der Test.

Resident Evil hat eine schwierige Geschichte voller Höhen und Tiefen hinter sich. Der Beginn der Reihe gilt aus gutem Grund als der Allvater des Survival-Horror-Genres. Während der Anfänge war Resident Evil hauptsächlich ein Horrorspiel, das seinen Appeal aus permanenter Munitionsarmut und dem gänsehauterregenden Schlurren von Zombies in den hinteren Winkeln eines verlassenen Herrenhauses zog. Mit Resident Evil 4 hat sich Capcom was getraut, den Bleianteil im Gameplay erhöht und einen bis heute von Fans heiß geliebten Action-Schocker geschaffen. Danach ging es mit Teil 5 und 6 weiter – und mit der Serie abwärts. Die Erwartungen an Resident Evil 7 waren hoch – Retter oder endgültiger Untergang des geschichtsträchtigen Franchise?

Tja, es war Ersteres – die Rettung. Wie ihr in unserem Test zu Resident Evil 7 nachlesen könnt, sind wir vom siebten Ableger der Reihe und seinem Aufeinandertreffen mit der Familie Baker hellauf begeistert. Capcom schaffte es, mit Resident Evil 7 mutige Änderungen, wie die Ego-Perspektive oder den Verzicht auf jegliche Zombies, mit altbekannten Tugenden der Reihe zu verbinden. Ein durch und durch geniales Spiel, das es in meine Top 3 der besten Horrorspiele aller Zeiten geschafft hat.

Die Resident Evil 7: Gold Edition enthält nun auch alle nach Release erschienenen DLCs für das Hauptspiel. Seien wir ehrlich: Capcom hat es nie einfach mit DLCs gehabt. Schon vor fünf Jahren sorgte DLC für Street Fighter X Tekken für Aufregung: Der befand sich nämlich schon zu Release auf der Disc und musste von Capcom nur zum Verkauf aktiviert werden. Natürlich ist Resident Evil 7 keine Ausnahme der finsteren Omen, die DLCs aus dem Hause Capcom inzwischen in sich tragen. Im Gegenteil: Hier steht das Erbe eines großartigen Spiels auf Messers Schneide. Also, was dürfen wir von den DCLs erwarten? Zweierlei: Eine Menge Abwechslung und viele verpasste Chancen.

Die Gold Edition von Resident Evil 7 enthält neben dem Hauptspiel beide Teile der Minispiel-Sammlung “Banned Footage” und zusätzlich die Story-DLCs “End of Zoe” und “Not a Hero”. Mit “Banned Footage” bekommen wir eine Reihe von kleinen Gameplay-Abschnitten spendiert, die in ihren Ideen nicht unterschiedlicher hätten ausfallen können. Erinnert ihr euch noch an den Kameramann Clancy aus dem Beginn des Hauptspiels? Der verschwindet nämlich am Ende seiner Aufzeichnung und landet in den Fängen der Bakers. Im Modus “Nightmare” müssen wir die Nacht im Keller des Herrenhauses überstehen und uns durch fiese Gegnerwellen ballern. “Nightmare” vereint Survival Horror mit Elementen aus der Tower Defense und einer Menge Klaustrophobie. In regelmäßigen Abständen bekommen wir “Teile” spendiert, mit denen wir neue Waffen und – wichtiger noch – Munition kaufen können. Und so müssen wir die Nacht mit den klebrigen “Molded” aus dem Hauptspiel und einigen Zwischenbossen überstehen. “Nightmare” ist ein guter DLC für Zwischendurch, der den Fokus klar auf Action setzt.

“Bedroom” hingegen verfrachtet uns, naja, in ein Schlafzimmer. Hier hat uns die Hausdame Marguerite ans Bed gefesselt, aus dem wir ausbrechen müssen. Der Clou: Die liebe Marguerite kommt regelmäßig ins Zimmer zurück, um nach uns zu sehen. Und damit sie nichts von unserem Ausbruch merkt, müssen wir alle Gegenstände wieder an die richtige Position rücken und uns ins Bett legen. So kommen wir nach und nach der Lösung und der Freiheit näher und erleben in klassischer Escape Room-Manier spannende Puzzles und eine Menge Grusel. Anhand dieser beiden DLCs merkt man bereits: Die Inhalte unterscheiden sich gewaltig und bereiten so einige Abwechslung. Sie sind keine wertvolle Neuerung zur Geschichte hinter Resident Evil 7, aber das sollen sie auch garnicht sein. Sie sollen spaßige Minispiele sein – und diese Rolle erfüllen sie mit Bravour.

“Banned Footage” enthält einen DLC, der wie kein anderer für eine verpasste Chance steht: “Daughters”. Denn “Daughters” beginnt mit einem vielversprechenden Setting, das so viel zur Hintergrundgeschichte von Resident Evil 7 beitragen hätte können. Es geht um die letzten Momente der Baker-Familie, bevor sie dem Wahnsinn verfällt. Wir erleben eine ruhige, liebevolle Familie, die ein junges Mädchen aus dem Sturm rettet und kurz danach den Verstand verliert. Viel Potential und nichts wird abgeliefert: Der DLC ist bereits nach ca. 20 Minuten vorbei und wir haben aus der Perspektive von Zoe wenig über die Familie gelernt. Wirklich schade, hier wäre so viel mehr drin gewesen! Der Rest von “Banned Footage” besteht lediglich aus kleinen Minigames, deren Dauer zu Kurz ist, um ihre Inhalte zu verraten. Für kurzweiligen Spaß sind sie aber mit Sicherheit zu gebrauchen.

Aber für die Story sind natürlich die Story-DLCs zuständig. Mit “Not a Hero” und “End of Zoe” möchte Capcom neue spielbare Charaktere mit eigener Handlung einführen. In “Not a Hero” spielen wir den allseits bekannten Chris Redfield, der nun für die Umbrella Corporation arbeitet. “Not a Hero” ist mehr Shooter, als Horror und stellt so eine frische Abwechslung dar – sofern man sich darauf einlassen kann. In der ungefähr zweistündigen Sequenz ballern wir uns mit Schrotflinte, Maschinengewehr und Magnum auf der Suche nach Lucas Baker durch Horden von Molded, sammeln neue Ausrüstungsgegenstände und konfrontieren den Bösewicht anschließend. Spaßiges Gameplay, spritzige Neuerung – aber kaum Mehrwert für die Narrative von Resident Evil 7. “Not a Hero” ist schlussendlich nur eine Entschuldigung, etwas mehr Action in das Gameplay von Resident Evil 7 zu bringen, ohne dabei erzählerisch etwas dazu beizutragen.

Der DLC “End of Zoe” erzählt die Geschichte von Zoe Baker und ihren Erlebnissen während der letzten Stunde von Resident Evil 7. Nachdem Zoe von Eveline bestraft wurde, dies aber überlebt hat, wird sie von Joe Baker, ihrem Onkel und dem Bruder von Jack Baker gefunden. Der möchte nun kurzerhand ein Heilmittel für sie finden und macht sich auf die Suche. Der besondere und unfreiwillig witzige Part and “End of Zoe”: Joe Baker kämpft mit seinen Fäusten. Ausschließlich mit seinen Fäusten. Immer mit einem Spruch auf den Lippen kloppen wir uns buchstäblich durch die Gegnerreihen, um an das Heilmittel für Zoe zu kommen. Auch hier trägt Capcom mit seinen DLCs nichts weltbewegendes zum Hauptspiel bei und führt einen neuen Protagonisten ein, der zwar spannend aussieht, es aber nicht bleibt und erzählerisch komplett auf der Strecke gelassen wird. Aber das wahnwitzige Gameplay von “End of Zoe” und der frische Fokus auf einen komplett neuen Teil der Geschichte mit einem komplett neuen Gameplay und neuen Umgebungen – das konnte uns unterhalten. Zusammen mit “Bedroom” ist “End of Zoe” wohl der spannendste DLC der Gold Edition von Resident Evil 7.

Unser Fazit:
Um die Gold Edition von Resident Evil 7 von vorne bis Ende gut zu finden, dafür muss man schon ein großer Resident-Evil-Freak sein. Während die DLCs zwar viel kurzweilige Unterhaltung und Abwechslung bieten, so bleibt doch immer ein fader Geschmack übrig: Es hätte mehr sein können – mehr Handlung, mehr Neues, mehr Spannung, einfach mehr. Gerne hätten die Minispiele geopfert und die Ressourcen für wirklich neue und spannende Story-Segmente verwendet werden dürfen.

Aber allen Fans von Resident Evil 7 sei gesagt: Wenn ihr das Universum des Hauptspiels so sehr mögt wie ich, dann reicht es schon, einfach etwas mehr Zeit darin zu verbringen und neue Winkel zu erkunden – und dafür ist die Gold Edition perfekt. Erwartet keine Meisterwerke, sondern nur etwas kurzweilige Unterhaltung.

Wertung: (3,8 / 5)

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