Wer hat als Kind nicht schon einmal davon geträumt, seinen eigenen Dinopark zu erstellen? Gerade zu der Zeit als Jurassic Park das Licht der Welt erblickte, hatten Titel wie Rollercoaster Tycoon und Theme Park ihre große Zeit. Nun, pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum der Filmreihe, ist es dank Frontier Developments soweit. Ob Jurassic World: Evolution dabei wirklich der erfüllte Kindheitstraum ist, klären wir in unserem Test.
Wenn ich an den ersten Jurassic Park-Film denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Die stampfenden Schritte des Tyrannosaurus Rex, das bebende Wasserglas und die darauf folgende Szene im Auto dürfte sich jedem Dino- und Filmfan ins Hirn gebrannt haben. Nach vielen Park- und Tycoon-Ablegern in den letzten 20 Jahren, war es nur eine Frage der Zeit, wann das Jurassic Park (Jetzt World)-Franchise Einzug in dieses Genre findet.
Als aufstrebender Parkmanager ist es in Jurassic World: Evolution euer Job, mehrere Dinoparks auf fünf verschiedenen Inseln zum Erfolg zu führen. Habt Ihr gewisse Ziele in einem Park erfüllt und eine bestimmte Wertung erreicht, wechselt Ihr zum nächsten Park. Das dieser Plan einfacher klingt, als es am Ende wirklich ist, liegt auf der Hand. Schließlich ist in einem Dinopark das Chaos vorprogrammiert oder glaubt ihr wirklich, die Urzeitbestien lassen sich von einem Zaun beeindrucken?
Doch fangen wir von vorne an: Nachdem Ihr das Spiel gestartet habt, findet Ihr euch auf der ersten Insel wieder und bekommt eure ersten Anweisungen. Was direkt auffällt: Ihr trefft die originalen Charaktere aus den Filmen. Sei es Bradley Wong als Henry Wu, Jeff Goldblum als Ian Malcolm oder auch Chris Pratt als Owen Grady – alle sind mit Ihren aus den Filmen bekannten Stimmen dabei. Kombiniert mit dem originalen Soundtrack kommt dabei ein tolles Feeling auf.
Fix habt Ihr die ersten Gebäude gebaut, forscht bereits an den ersten Upgrades und sucht passende Dinogene für eure Attraktionen, denn ohne Gene könnt Ihr keine Dinosaurier züchten. Ihr müsst Forschungsteams beauftragen, damit Sie passende Dino DNA finden. Das geschieht über eine Menü-Karte mit vorgemerkten Punkten, zu denen Ihr eure Teams schickt. An den Punkten steht direkt dran, welche Dinosaurier DNA dort gefunden werden kann. Nach wenigen Minuten kehrt das Team zurück und Ihr könnt schauen, ob Ihre Expedition ertragreich war. Die gefundenen Gene gibt es in unterschiedlich guter Qualität und für manche Dinos reichen 1-2 Expeditionen nicht aus. Mit weiteren Trips füllt sich eine Prozentanzeige, die euch sagt, wie hoch die Chance ist, dass der Dino auch wirklich gezüchtet werden kann und nicht beim Versuch verstirbt. Auch die Wesen und Farben der Dinosaurier lassen sich über Genveränderungen anpassen, allerdings zulasten eurer Prozentanzeige. Scheitert eine Züchtung, bleibt ihr leider auf den Kosten sitzen und je nach Dinosaurier wird das nicht gerade billig. Wollt Ihr also eine neue Spezies züchten, schickt Ihr euer Team oftmals 3-4 mal auf Reisen und wartet bis sie wiederkommen. Irgendwann habt Ihr dann genug Genmaterial zusammen, um den Dino zu züchten.
Habt Ihr es dann geschafft, wird eure Züchtung in einer kleinen Sequenz ins Gehege entlassen und Ihr könnt euch an Ihr erfreuen. Diese Sequenzen sehen sehr schön aus, nutzen sich jedoch mit der Zeit etwas ab. Im Gehege selber gilt es drauf zu achten, ob es euren Dinos an nichts mangelt. Gibt es eine große Wasserstelle? Besitzt das Gehege genügend Futterstellen?
Es gibt diverse Dinge, auf die wir achten müssen. Züchten wir einen Fleischfresser noch bevor wir eine geeignete Futterstelle gebaut haben, fällt er gerne mal über andere Dinos her und flott gilt das Gesetz des Stärkeren.
Doch je nach Eigenart des Dinosauriers hilft manchmal auch die beste Vorbereitung nicht. Nach und nach werdet Ihr die Wesen der Dinosaurier zu verstehen lernen. Wer mag es in großen Gehegen, wer fühlt sich schnell unwohl und welcher Dino neigt zu erhöhtem Aggressionspotential? Es wäre naiv anzunehmen, dass alle Dinos friedlich nebeneinander herleben. Es kommt also häufiger mal vor, dass ein Dino durch Krankheit oder einen direkten Kampf zutode kommt und Ihr eure Trupps losschicken müsst, um sie abzutransportieren. Die Ranger können wir dabei wahlweise selber steuern oder einfach via Klick befehligen. Zu Beginn macht es noch großen Spaß selber mit einem Buggy oder Helikopter ins Gehege zu fahren / zu fliegen und den Dinos eine Spritze zu verabreichen. Im späteren Verlauf regelten wir es zumeist mit der 1-Klick-Variante.
Generell befindet sich der Titel schnell in einer fortlaufenden Schleife. Ihr züchtet Dinos – euer Park wächst. Daraufhin erforscht Ihr Upgrades an euren Gebäuden, um zum Beispiel mehr Expeditionsteams auf Reisen zu schicken oder bessere Zäune zu bauen. Einhergehend mit immer größeren und gefährlicheren Dinos befindet Ihr euch in einem stetigen Wettrüsten. Dabei kann es auch schon mal vorkommen, dass ein Dino aus dem Gehege ausbricht und sich über die Parkbesucher hermacht. Quasi DER Showdown der Filme. Allerdings ist dieser Showdown im Spiel meist mit einem simplen Klick gelöst. Wir betäuben den Dino, verfrachten Ihn wieder ins Gehege und reparieren den Zaun, aus dem er ausgebrochen ist. Dramatische Elemente aufgrund der toten Parkbewohner dürft Ihr hier nicht erwarten. Lediglich die Schadensersatzklagen kommen euch teuer zu stehen und können euren Park schon mal ins finanzielle Chaos stürzen.
Der Parksim-Anteil ist ohnehin die große Schwäche des Spiels. So schön es ist neue Dinosaurier ins Gehege zu entlassen – so ernüchternd sind die Möglichkeiten außerhalb eures Geheges. Die Einnahmen der Parkbewohner sind Peanuts im Vergleich zu dem Geld, dass Ihr mit Expeditionen verdient. Auch die Gebäude für Parkbesucher sind sehr überschaubar. Neben einem Souvenirshop und einem Restaurant gilt es auf nicht viel zu achten. Bricht ein Dinosaurer mal aus, bringt Ihr eure Besucher in einem Bunker in Sicherheit. Auch storytechnisch dürft Ihr nicht viel erwarten. Ihr schließt nacheinander Aufträge für die 3 großen Institute ab, gegliedert in Unterhaltung, Wissenschaft und Sicherheit. Diese Aufgaben können lauten: “Züchte einen Triceratops mit einem Genom von mindestens 70%” oder “Züchtet zwei Fleischfresser und entlasst Sie in euer Gehege”. Ein richtiger Erzählfluss entsteht nicht. Den Großteil der Zeit verbringt Ihr damit Reparaturen vorzunehmen, aufzupassen, dass niemand ausbüchst und eure Dinosaurer in Ihren Verhaltensweisen zu beobachten.
Ansonsten geht es lediglich darum, immer größere Dinosaurier zu züchten und den Schauwert eures Parks zu erhöhen. Läuft euer Park gut, dürft Ihr ab einer bestimmten Wertung zur nächsten Insel. Die unterscheidet sich dann meist in der Schwierigkeit. So gibt es Inseln, an denen häufig Unwetter wüten und Teile eures Parks zerstören. Hier gilt es dynamisch zu agieren, damit alles im Lot bleibt. Wer damit leben kann, dass das Spiel in seinen Möglichkeiten überschaubar bleibt und nicht die Tiefe anderer Parksimulationen erreicht, wird mit Jurassic World: Evolution eine gute Zeit haben. Genrefans können sich allerdings nach einigen Stunden am Mangel der Möglichkeiten stören und sich langweilen.
Unser Fazit:
Jurassic World ist ein zweischneidiges Schwert. Was die Dinosaurier betrifft, hat Frontier Developments alles richtig gemacht – doch was den Park angeht auch einiges vernachlässigt. Das Spiel verkommt in einigen Momenten zu einer Art App Game, in dem man nur einige Knöpfe drücken- und anschließend warten muss. Es ist etwas schade zu sehen, dass der Titel viel Potential verschenkt und dabei nie die Klasse eines Zoo Tycoon erreicht. Für ein paar Runden am Abend ist der Titel aber dennoch gelungen. Die Verhaltensweisen der Dinosaurier und die Faszination dahinter retten den Titel und Kaschieren etwas den mageren Simulationsanteil.
Wertung: [usr 3.4]