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ERICA im Test – Sonys interaktiver Film

Eins muss man zugeben: Mit seinem ersten Titel “ERICA” hat das Londoner Studio Flavourworks etwas Einzigartiges geschaffen. ERICA ist nämlich ein interaktiver Kinofilm in voller Länge exklusiv auf Sonys Playstation 4. Was ERICA als Spiel und als Film taugt und wo noch Verbesserungsbedarf besteht, das klärt der Test.

Erica hat eine besondere Gabe. Genau wie ihre Mutter kann die junge Frau in die Zukunft schauen. Ihr Vater, ein Arzt, versucht die Gabe in ihr zu wecken und übt regelmäßig mit ihr. Als Erica in jungen Jahren ihren Vater ermordet und mit einem merkwürdigen Symbol in die Haut geritzt auffindet, beginnt ihre Leidensphase: Jahre von Albträumen und Flashbacks quälen sie. Kurz darauf gerät sie in den Verlauf einer übernatürlichen Geschichte von Familie, Verrat und einer gefährlichen Organisation.

ERICA versucht gleichzeitig Film und Spiel zu sein. Leider kann die Handlung des Erstwerkes von Flavourworks nicht mit dem regulären Kino mithalten. Zu wenig Tiefgang und Entwicklung für die Charaktere, zu abrupte Ortswechsel, zu viele offene Fragen am Ende – ERICA baut ein vielversprechendes Gerüst und verschenkt erzählerisches Potenzial. Trotz einiger – vor allem zu Beginn – spannender Szenen und stellenweise überzeugender Schauspieler haut ERICAs Handlung nicht um.

Wie steht es mit den spielerischen Elementen? ERICA ist ein interaktiver Film. Das bedeutet, dass der Spieler die Entscheidungen für Hauptfigur Erica trifft und so die Handlung steuert. Der Entwickler verspricht Interaktionen im Sekundentakt: Alle 10-15 Sekunden werden wir ins Geschehen eingebunden. Leider sind 90% der Spielereingaben keine Entscheidungen, sondern nur Interaktionen mit der Umwelt: Wir öffnen Schubladen, zünden Kerzen an oder untersuchen die Umgebung. Da hätte es mehr werden dürfen, denn die wichtigen Entscheidungen, die wir dann treffen dürfen, sind richtig spannend!

Die Eingaben können wir wahlweise via Controller oder Smartphone-App tätigen. Dringende Empfehlung: Nutzt die Smartphone-App. Durch das größere Eingabefeld macht das Ganze mehr Spaß als mit dem Miniatur-Touch des Dualshocks. Die Spieldauer beträgt, typisch Film, etwa 90-120 Minuten. Speichern ist aufgrund der kurzen Spiellänge nicht erlaubt – Schade! Einige Male hätte ich den einen oder anderen Durchlauf beendet und später fortgesetzt. Das hätte aber gehießen, jeglichen Fortschritt zu verlieren. Zumindest Checkpoints würden Sinn machen!

Es kommen nämlich der eine oder andere Durchlauf zusammen, wenn man alles sehen möchte. Es gibt eine Hand voll wichtiger Entscheidungen im Spiel, die die Handlung in die eine oder andere Richtung lenken können. Möchte man alle Enden sehen und alle Trophäen ergattern, so muss das Spiel mindestens ein Paar mal durchgespielt werden.

Unser Fazit:

ERICA hat sich viel vorgenommen – und nicht alles erreicht. Die Interaktion eines Spiels und die Qualität eines Films zu vereinen ist Stand jetzt eine Herkulesaufgabe. Aber ERICA öffnet den Genremix mit einem nicht überall überzeugenden, aber insgesamt kurzweiligen und unterhaltsamen Erlebnis – und lockt so vielleicht Nachahmer an. Denn interaktive Filme können einen Heidenspaß machen – das hat ERICA hier und da schon gezeigt. Alle, die eine okkulte und übernatürliche Geschichte genießen können und die Hollywood-Erwartung nicht zu hoch schrauben, denen wird ERICA Spaß machen.

Wertung: 3.9 out of 5 stars (3,9 / 5)

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