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Deliver us the Moon im Test – Ein beklemmender Ausflug ins All

Im Jahr 2016 startete das kleine niederländische Studio “KeokeN Interactive” eine Kickstarter-Kampagne für Ihr Sci-Fi-Adventure “Deliver us the Moon”. 2.840 Unterstützer haben über 100.000€ gesammelt, um das Projekt zu realisieren. Drei Jahre später, am 10. Oktober, erscheint die Vollversion. Wir haben uns für euch in den Orbit schießen lassen und Deliver us the Moon getestet.

Die Erde wurde von einer Energiekrise hart getroffen. Die Menschheit hat die Ressourcen unseres nun von Staub überzogenen Heimatplaneten in der Mitte des 21. Jahrhunderts aufgebraucht und sucht händeringend nach einer Alternative, um den Untergang der Menschheit abzuwenden. Glücklicherweise liegt die Lösung nur wenige Lichtsekunden entfernt – auf unserem eigenen Mond. Die dort vorhandenen Helium-Vorkommen werden auf dem Mond abgebaut und mithilfe eines Lichtstrahls, des MPT, als Energie auf die Erde gesendet. Die Energiekrise scheint gelöst, das Ende der Menschheit aufgehalten.

Wenige Jahre später der Schock: Der Energie-Transmitter, der MPT, ist offline. Kein Signal vom Mond, keine Energie mehr für die Erde. Die Menschheit zerstreitet sich und niemand kann oder will sich um den Mond kümmern. Nur die Besatzung der Raumfähre Fortuna One wird mit einer Ein-Mann-Mission zum Mond geschickt, um die Situation zu überprüfen, den MPT online zu bringen und die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren.

Im PR-Sprech der Game-Publisher bezeichnet man Deliver us the Moon als “Narratives First Person-Abenteuer”. Für uns heißt das: Ein Abenteuer – zum Größten Teil – aus der Ego-Perspektive, wenig Action und viel Story, versetzt mit Rätseln, Erkundung und eindrucksvollen Szenen – ganz im Stile von Gone Home, The Witness und Firewatch.

Der Beginn von Deliver us the Moon ist bereits sehr eindrucksvoll: In einer staubigen Abschussrampe mitten in der Wüste müssen wir unsere Rakete, die Fortuna One, startbereit machen. Ein Sandsturm nähert sich und die Zeit läuft uns davon – schnell gilt es die Triebwerke bereit zu machen und zur Laderampe zu sprinten. Sind wir ins Cockpit eingestiegen, müssen wir unser Zeitdruck und ohne Spielraum für Fehler die Startsequenz einleiten. Hierfür lesen wir die notwendigen Schritte, Schalter und Hebel von einer kleinen Tafel ab – mit kaum Erklärungen.

Charmant: Generell lässt uns Deliver us the Moon das Meiste selbst entdecken. Das nächste Ziel wird uns zwar im Hauptmenü angezeigt, aber den Weg dorthin, die Codes für verschlossene Türen und die Wege auf der Raumfähre und innerhalb der Mondstation müssen wir selbst entdecken. Das lädt zum Entdecken ein und sorgt für eine dichte Atmosphäre auf der einsamen Mondstation.

Deliver us the Moon erzeugt seine Atmosphäre und erzählt seine Geschichte also durch das Entdecken der Mondstation – Environmental Storytelling also. Das ist leider auch einer der größten Kritikpunkte an Deliver us the Moon. Der Spieler wird nach und nach mit Informationen über die Handlung gefüttert, ohne selbst viel entdecken zu müssen. Gefundene Audio- oder Videologs und gescannte Items enthüllen Teile der Geschichte wie durch Zauberhand. Ein Beispiel: Wir scannen ein Wrack-Teil auf der Mondstation und wissen sofort alles über die Hintergründe – ohne Dialog oder Nachforschung. So richtiges Entdecker-Feeling kommt da auf lange Sicht nicht auf. Schade!

Leider sind die verschiedenen Rätsel auch zu selten und nicht anspruchsvoll genug, um die Wanderung über unseren Erdtrabanten etwas aufzulockern. Dass Environmental Storytelling noch wesentlich immersiver sein kann, das zeigt der Genre-Kollege Firewatch: Von manchen als “Wander-Simulator” abgetan

Auf technischer Ebene hat Deliver us the Moon Spielraum nach oben. Die gute Nachricht vorab: Der Titel läuft stabil, stürzt nicht ab und sieht im Großen und Ganzen in Ordnung aus. Im Detail hätten die Umgebungen aber noch detailreicher und spannender gestaltet sein können. In Puncto Steuerung kann man KeokeN Interactive aber nur auf die Finger hauen: Die Kamera-Steuerung ist dermaßen schwammig, dass man mit der Maus nur so über das Mauspad rudern muss, um die Kamera zu drehen – auch bei voll aufgedrehter Empfindlichkeit. Gepaart mit einer hakeligen Steuerung in der Schwerelosigkeit ist jede Bewegung ein echter Kampf. Hier muss dringend ausgebessert werden!

Trotz einiger Mängel fühlt sich Deliver us the Moon aber passend an. Die einsame Reise zum Mond hat an einigen Stellen schöne Ausblicke und wird von wenigen Musikstücken und Ambient-Titeln passend untermalt – stimmig!

Unser Fazit:

Wenn man Spaß an Deliver us the Moon haben möchte, muss man wissen, worauf man sich einlässt. Es ist nämlich ein recht klassischer “Walking-Simulator”, der seine Atmosphäre durch Entdeckung von Hinweisen und gelegentlichen Action-Sequenzen aufbaut. Trotz eines spannenden Szenarios kommt Deliver us the Moon nicht an die erzählerische Größe von Games wie Firewatch oder Gone Home heran. Wer aber großen Spaß an solchen Titeln hat, Geduld für die grausige Steuerung mitbringt und dazu ein Sci-Fi-Geek mit Hang zu dystopischen Szenarien ist – der kann hier gerne zuschlagen!

Wertung: (3,5 / 5)

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