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FUZE4 Nintendo Switch im Test: Mach dein eigenes Ding!

Seit Ende August dürfen Nutzer mit FUZE4 Nintendo Switch eigene Spiele für Nintendos Hybrid-Konsole entwickeln. Das kleine Studio FUZE Technologies aus Großbritannien hat es sich zum Ziel gesetzt, Einsteiger und auch erfahrenere Programmierer in die Welt der Videospiele-Entwicklung einzuführen. Ob ihnen ihr Vorhaben gelingt, erfahrt ihr in unserem Test.

Schon seit einigen Jahren können sich Raspberry Pi- und Windows-Benutzer mit FUZE BASIC vergnügen. Nun geht mit FUZE4 Nintendo Switch eine überarbeitete Version der Software an den Start und ermöglicht das Kreieren eigener Spiele – und das sogar unterwegs! Dafür bietet das Programm ein gut geschnürtes Gesamtpaket aus Sprache, Ressourcen, Hilfe und Tools.

Einer der wichtigsten Aspekte der Spieleentwicklung ist wohl die Programmiersprache. Hier setzen die erfahrenen Programmierer von FUZE Technologies auf die Hilfe von Pädagogen. Ziel war es, eine leicht zu erlernende, gut lesbare und trotzdem flexible Sprache zu erschaffen. Das ist dem Studio auch vollends gelungen. Die Befehle sind leicht verständlich und die Syntax eingänglich.

Weiterhin sind sämtliche Befehle in verschiedene Kategorien eingeteilt. Neben den Standardfunktionen, wie zum Beispiel Schleifen und Bedingungen, gibt es zahlreiche Methoden für die 2D-, 3D- und Audio-Verarbeitung. FUZE 4 Nintendo Switch kann also in dieser Kategorie durch eine schöne Sprache und einen gut leserlichen Code glänzen.

Beim erlernen einer Programmiersprache sind gute Tutorials und Hilfestellungen unabdingbar. Deshalb bringt FUZE4 Nintendo Switch eine Reihe an Tutorials und eine integrierte Hilfe-Funktion mit sich. Diese Inhalte lassen sich bequem über die Help-Taste einblenden. Neben den verschiedenen Tutorials findet sich dort auch eine komplette Referenz sämtlicher Befehle und Schlüsselwörter inklusive passender Beispiele. Ist ein bestimmter Befehl markiert, kann mit einem Druck auf die Help-Taste direkt die Referenz für die gewählte Funktion aufgerufen werden – das ist überaus praktisch!

Außerdem kann die Hilfe mit einem Druck auf F11 in den passiven Modus geschickt werden. Dann ist sie zwar am rechten Bildschirmrand sichtbar, der eigene Code lässt sich jedoch weiter bearbeiten. Allerdings hakt die Bedienung der eingebauten Hilfe- und Tutorial-Anzeige ab und an. So kann man beispielsweise nicht horizontal im angezeigten Programmcode der Hilfe scrollen, während diese nur passiv am Seitenrand angezeigt wird. Das ist wirklich ärgerlich. Denn sobald man in den passiven Modus wechselt, springt die Code-Anzeige zurück an den Anfang – lange Zeilen muss man sich also einprägen. Hier dürfen die Jungs und Mädels von FUZE4 Nintendo Switch noch nachbessern.

Die enthaltenen Tutorials wirken gut durchdacht und bieten eine angenehme Lernkurve für Neueinsteiger. Nutzer mit Programmiererfahrung benötigen die ersten paar Tutorials lediglich, um sich an die Syntax der Sprache zu gewöhnen. Die meisten Standard-Funktionen, wie zum Beispiel if-Abfragen oder Schleifen, unterscheiden sich nur geringfügig von anderen Programmiersprachen. Doch auch Anfänger können innerhalb weniger stunden Bereits durch ihr erstes eigenes 2D Jump’n’Run hüpfen. Dies wirkt überaus motivierend und spornt förmlich zum Ausprobieren und Erweitern an.

Natürlich spielt die Bedienbarkeit bei einer derart kreativen Entwicklungsumgebung eine wichtige Rolle. Das hat auch das Team von FUZE4 Nintendo Switch erkannt und der Software eine Unterstützung für USB-Tastaturen spendiert. Diese lassen sich am Dock der Nintendo Switch anschließen und bieten einige nützliche Hotkeys. Dies erhöht die Bedienerfreundlichkeit enorm und sorgt für eine flottere Geschwindigkeit. Benutzt man den Befehl zum laden eines Bildes, kann man den Asset-Browser per Hotkey aufrufen. Hat man die passende Grafik gefunden, lässt sich ihr Name mit einem simplen Tastendruck direkt in den Befehl einfügen – das ist außerordentlich bequem.

Ist keine USB-Tastatur verfügbar, kann der Programmcode mit Hilfe der eingeblendeten Touchscreen-Tastatur geschrieben werden – wahlweise auch mit den Joy-Cons, beziehungsweise einem anderen Controller. Allerdings empfehlen wir die Verwendung einer richtigen Tastatur.

Für die Steuerung unseres Spiels stehen die Joy-Con-Controller und der Pro-Controller, inklusive der Bewegungssteuerung und der HD-Rumble-Funktion, zur Verfügung. Im Handheld-Modus ist der Touchscreen der Nintendo Switch ebenfalls nutzbar.

Damit das eigene Spiel auch optisch einen guten Eindruck hinterlassen kann, stehen den Benutzern über 10.000 Assets zur Verfügung. Darunter befinden sich neben 2D-Grafiken auch 3D-Modelle und Audio-Dateien von 30 verschiedenen Spendern. Sogar namhafte Künstler wie Kenney und Ansimuz sind vertreten. Damit man den Überblick nicht verliert, sind sämtliche Assets nach ihren Erstellern sortiert. 3D-Welten lassen sich mit einem einfachen Befehl erzeugen und mit modularen Sets sowie individuellen Gegenständen befüllen.

Fans von 2D-Grafiken dürfen sich über zahlreiche Sprite- und Tile-Funktionen freuen. Eigene Grafiken erstellt man auf einfachste Weise mit dem integrierten Bild-Editor. Leider lässt sich der Touchscreen bisher nicht zum Zeichnen benutzen. Das ist echt schade, kann sich aber durch zukünftige Updates noch ändern. Mit dem ebenfalls enthaltenen Map-Editor lassen sich ganz bequem 2D-Welten, Top-Down-Karten und Hintergründe kreieren.

Mit über hundert Musikstücken und mehr als 1000 Soundeffekten sorgt FUZE4 Nintendo Switch für klangliche Abwechslung. Sollten die bereits enthaltenen Audio-Dateien nicht ausreichen, oder nicht so recht in die eigene Schöpfung passen, können mit einem programmierbaren Synthesizer eigene Klänge und Musikstücke komponiert werden.

Die Vielfalt der Assets hinterlässt einen wirklich positiven Eindruck. Von mittelalterlichen Strategiespielen über (J)RPGs bis hin zu Sci-Fi-Weltraumschlachten ist jedes Thema vertreten. Allerdings gibt es keine Möglichkeit, am PC erstellte Bilder oder 3D-Modelle zu importieren. Hier sitzt Nintendo mit den strengen Restriktionen am längeren Hebel.

Ob sich diese Einschränkungen in Zukunft ändern, ist ziemlich unwahrscheinlich. Zumindest gibt es für das Hinzufügen von Bildern die Möglichkeit, über einen Umweg. Außerdem möchten die Entwickler die enthaltenen Assets und Tools im Laufe der Zeit erweitern und verbessern. Insgesamt kann FUZE4 Nintendo Switch auch hier auf jeden Fall einige Pluspunkte gutmachen.

Auch die Leistung der Software kann sich sehen lassen. FUZE4 Nintendo Switch arbeitet als Interpreter. Das heißt, dass der Code während der Laufzeit Zeile für Zeile in Maschinensprache übersetzt wird. Üblicherweise werden Spiele bereits vor der Veröffentlichung übersetzt. Dadurch benötigen sie zur Laufzeit keine zusätzliche Rechenleistung für diese Aufgabe. Dennoch ließen sich bisher zu keiner Zeit Leistungseinbrüche feststellen. Wie die Performance bei wirklich umfangreichen 3D-Projekten aussieht, muss sich jedoch noch zeigen.

Die eigenen Projekte können jederzeit mit anderen Nutzern per Freundescode geteilt werden. Doch auch hier gibt es bisher eine Einschränkung: Die Person, die euer Spiel testen will, muss FUZE4 Nintendo Switch ebenfalls besitzen. Das ist wirklich schade. Eine kostenlose App, die nur das Spielen ermöglicht, wäre auf jeden Fall eine gute Ergänzung. Fremde Kreationen können wir nicht nur testen, sondern auch den zugrunde liegenden Code begutachten. Durch diese Funktion sorgen die Entwickler für zusätzliche Lerneffekte innerhalb der Community.

Diese tummelt sich im hauseigenen Forum des Studios und steht mit helfenden Ratschlägen zur Seite. Die Kentnisse der Nutzer reichen vom Anfänger bis hin zum Programmierer mit 30+ Jahren (Berufs-)Erfahrung. Außerdem werden immer wieder neue Projekte vorgestellt – auch abseits von Spielen. Beispielsweise eigene Programme zum Erstellen von 3D-Landschaften oder zum Abspielen von Musik mit Hilfe der Music Macro Language. Zudem nutzen die Entwickler das Forum zur aktiven Kommunikation mit der Community. Es können unter anderem Bugs gemeldet und Vorschläge für neue Features eingereicht werden. Das Team von FUZE Technologies reagiert zügig – dies hinterlässt einen wirklich guten Eindruck.

Unser Fazit:

FUZE4 Nintendo Switch ist ein idealer Einstieg in die Welt der Videospiele-Entwicklung. Die leichte Sprache, gepaart mit der ausführlichen Hilfe, den verständlichen Tutorials und den zahllosen Assets ergibt ein wahres Wunderpaket. Zwar ist die Software für eine wirklich spezielle Zielgruppe zugeschnitten, diese wird aber hervorragend bedient. Programmieranfänger sollten ein wenig Zeit und Geduld mitbringen, was sich aber wirklich lohnt. Die freundliche und hilfsbereite Community, sowie die aktive Teilnahme der Entwickler, runden das Gesamtpaket sauber ab. Dadurch lassen sich auch die kleineren Fehler in der Bedienung wiedergutmachen. Wir können FUZE4 Nintendo Switch jedem, der sich mit dem Thema Spieleenwicklung auseinandersetzen will, wirklich wärmstens empfehlen.

Wertung: (4,5 / 5)

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