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Pokémon: Sword & Shield im Test – Der perfekte Einstieg für neue Trainer

Kein Pokémon-Titel wurde so heiß erwartet und vorweg so kontrovers diskutiert wie Pokémon: Sword & Shield. Seit dem 15. November können sich Spieler selbst ihre Meinung zum ersten Pokémon-Ableger auf der Nintendo Switch machen. Was Sword & Shield anders macht, wo die Stärken liegen und für welche Gruppe von Spielern es perfekt ist, das klärt der Test.

Die inzwischen 8. Generation der kultigen Pokémon-Reihe hat einen richtigen Aderlass verpasst bekommen. Ganze 427 Pokémon wurden für den neuesten Ableger aus dem Roster gestrichen. Laut Entwickler Game Freak war es schlicht nicht möglich, diese absurde Menge an Pokémon auf das gleiche grafische Level zu bringen. Dass es zum Beispiel so manche alte Pokémons in Sword & Shield geschafft haben, Lieblinge wie Bisasam oder Schiggy aber weggefallen sind, verstehen viele Fans nicht und darum taten sie ihren Unmut auch lautstark im Internet kund.

Aber was steckt hinter all der Aufregung für ein Spiel? Man kann ohne jeden Zweifel behaupten, dass kein Ableger jemals so viele Neuerungen brachte, wie Sword & Shield. Das neueste Abenteuer der Taschenmonster spielt in der komplett unbekannten Gala-Region. Die ist dem Vereinigten Königreich nachempfunden und besteht aus verträumten Städten und offenen Wiesen. Dort starten wir wie üblich als frisch gebackener Trainer, zusammen mit unserem besten Freund Hop. Der ist der kleine Bruder des aktuellen Arena-Champions, Delion. Und den wollen wir vom Thron stoßen, indem wir selber der beste Pokémon-Trainer werden – die klassische Pokémon-Story eben. Dafür müssen wir wie gewohnt Gym-Trainer besiegen und Orden sammeln, um anschließend den Titel zu gewinnen. Und dafür geht es durch ganz Galar.

Direkt in den ersten Spielstunden zeigt Sword & Shield so einige schöne Ecken. Die verträumte Startstadt oder die imposant-mechanische Engine City sind nur eine Auswahl der abwechslungsreichen Umgebungen, die Sword & Shield so bietet. Komplett neu ist hier, dass man herumlaufende Pokémon im hohen Gras sieht. Dies sorgt für ein tolles Gefühl einer gefüllten Welt, in der uns die Pokémon nicht nur als frustrierende Zufallsbegegnung erscheinen, sondern aktiv von uns gesucht – oder eben vermieden – werden können. Toll!

In diesem Punkt springt vor allem die Naturzone als große Neuerung ins Auge. In diesem weitläufigen Areal finden wir nicht nur durchs hohe Gras schleichende Pokémon, sondern auch besonders starke Varianten, die sich außerhalb des Grases frei über die Karte bewegen. Und wer eine knackige Herausforderung sucht, der probiert die rot glühenden Pokémon-Nester aus, die besonders schwere Gegner beherbergen. Dadurch, dass die Gegner hier weitaus höhere Level als unsere Pokémon haben, brachte mich die Naturzone immer wieder zur Rückkehr, um noch stärkere Pokémon zu jagen. Besonders gut: Wir können in der Naturzone endlich die Kamera drehen. Für andere Games eine Selbstverständlichkeit, für Pokémon eine Revolution.

Alles in allem enthält Sword & Shield 81 neue und ziemlich cool gestaltete Pokémon. Grüne Affen, Elektro-Hunde und kleine Ritter sind nur der Anfang des neuen Rosters. Game Freak hat zwar viele kultige Pokémon gestrichen, dafür aber auch ordentlich geliefert. Neue Pokémon hin oder her: im Kern funktioniert die alte Mixtur unverändert gut. Wir sammeln neue Pokémon, trainieren sie durch Kämpfe, bringen ihnen neue Attacken bei und setzen im “Schere schlägt Papier”-Prinzip beispielsweise Pflanzen- gegen Wasser-Pokémon ein, um besonders harte Treffer zu landen. Die Erfahrungspunkte nach einem Kampf werden gleich auf alle Pokémon des Teams verteilt – das ist komplett neu. Somit können wir keine Pokémon mehr gezielt trainieren. Andererseits können unerfahrene Spieler so keinen Flaschenhals mit zu schwachen Pokémon erzeugen. Ebenfalls neu dabei ist die Dynamax-Entwicklung, mit der wir unsere Pokémon für einige Runden besonders groß und stark machen können.

Die Kritik an Sword & Shield kam vor allem von Veteranen der Reihe. Das Spiel ist dank seines lauen Schwierigkeitsgrades und Komfort-Funktionen wie der EXP-Verteilung aufs gesamte Team sehr einsteigerfreundlich. Die Veteranen hingegen suchen nach einer gesunden Mischung aus Nostalgie und Neuerungen. An Neuerungen wurde nicht gespart, Nostalgie will aber nicht so recht aufkommen. Zwar gibt es nach wie vor Pokémon aus Generation 1, eine Professorin und das gute, alte Pokémon-Center, im Großen und Ganzen fehlen aber zu viele alte Features, um Fans der ersten Stunde richtig einzufangen. Game Freak hat beispielsweise die Welt-Fähigkeiten wie Fliegen und Schneiden entfernt. In früheren Ablegern konnte man bestimmte Abschnitte erst betreten, wenn man das passende Pokémon oder Item dafür hatte. Das Snorlax, das den Weg zur nächsten Stadt versperrte, konnte nur mit einer Flöte geweckt werden. Dieses motivierende Environmental Storytelling streicht Sword & Shield komplett. Stattdessen geben wir unsere Pokémon Aufträge oder campen mit ihnen in der Naturzone. Das heißt nicht, dass Sword & Shield ein schlechtes Spiel ist – im Gegenteil, es macht süchtig und ist extrem spaßig , es ist nur nicht die Nostalgie-Bombe, die es hätte werden können.

Technisch läuft Sword & Shield solide – sowohl im Handheld-Modus, als auch auf dem TV. Lediglich oftmals aufpoppende Items stören das Gesamtbild. Insgesamt sind aber besonders die verträumten Umgebungen schön ausgefallen.

Im Jahre 2019 hätte dem Spiel dennoch eine irgendwie vertonte Sprachausgabe gut getan. Stumme Textfenster sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Musik hinter den Textfenstern ist in Summe sehr elektronisch ausgefallen. Eine Besinnung auf die Musik der früheren Teile hätte besser gepasst!

Unser Fazit:

Pokémon: Sword & Shield ist – Achtung, Wortwitz – ein zweischneidiges Schwert. Während Neueinsteiger und jüngere Spieler am Meisten von den im Grunde sinnigen Neuerungen profitieren, so vermissen Veteranen die alten Tugenden der Reihe. Sobald man sich aber damit und mit den wenigen technischen Macken abgefunden hat, versprüht Sword & Shield das gleiche Suchtpotential wie wir es von Pokémon gewohnt sind. Definitiv ein Must-Play für alle Pokémon-Fans, die offen für Neues sind!

Wertung: (4,1 / 5)

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