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Doom Eternal im Test – Das Spiel des Jahres?

Kaum ein Shooter weckt solche Erinnerungen wie Doom: Das revolutionäre Urgestein, der gruselige dritte Teil oder das raue Reboot aus dem Jahr 2016 waren allesamt grandiose Spiele. Besonders das inzwischen vier Jahre alte Reboot finde ich spitze, weshalb mich die Ankündigung von Doom Eternal umso mehr gefreut hat. Wir haben Doom Eternal ausgiebig für euch getestet und berichten nun, warum Doom Eternal ein heißer Anwärter für den Titel “Spiel des Jahres” ist.

Der Doom Slayer ist nicht bekannt dafür, halbe Sachen oder Gefangene zu machen. Als alle Kreaturen der Hölle rund um drei mächtige Höllenpriester ihren Angriff auf die Erde starten, wird der grün gepanzerte Ballermann aktiv und startet seinen (neuesten) Kreuzzug gegen Luzifers Horden. Es gilt, die drei Höllenpriester nacheinander auszuschalten und so der Invasion die Handbremse zu ziehen. Zugegeben: Die Story von Doom Eternal ist auch bei diesem siebten Ableger nicht oscarverdächtig.

Vielmehr dient die Geschichte als roter Faden, um die abwechslungsreichen Level thematisch miteinander zu verbinden. Was das im Einzelnen für Level sind, das wollen wir euch nicht verraten, aber so viel sei gesagt: Entwickler id Software hat sich wieder selbst übertroffen. Kein Level gleicht dem anderen und strotzt nur so vor Details. Ein frühes Beispiel ist eine verwüstete Stadt auf der von der Hölleninvasion gebeutelten Erde. Hier marschiert ein riesiger, gehörnter Höllentitan durch zerstörte Wolkenkratzer hindurch, der Himmel ist feuerrot und an jeder Ecke finden wir Propaganda-Durchsagen mit der Bitte, die neuen Götter mit offenen Armen zu empfangen. Egal, wohin man schaut: id Software hat sich sichtlich Mühe gegeben, die Level auf allen Ebenen detail- und abwechslungsreich zu gestalten und zusammen mit der musikalischen Untermalung extrem atmosphärisch zu präsentieren. Absolut umwerfend!

Die Handlung hinter Doom Eternal schafft es aber dennoch, offene Fragen im Doom-Universum zu beantworten. Wieso startet die Hölle eine Invasion? Woher kommt der Doom Slayer? Und warum kämpft er mit solcher Entschlossenheit und enormer Kraft gegen die Dämonen? In Form von Zwischensequenzen, Audio-Logs und Kodex-Einträgen erfahren wir eine ganze Menge über die Hintergründe von Doom Eternal und dem Doom Slayer. Das lockert die Handlung auf und spendiert Doom Eternal etwas Mehrwert.

Um den Dämonen ordentlich in den Hintern treten zu können, braucht der Slayer natürlich das entsprechende Arsenal. Und hier hat Doom Eternal merklich aufgestockt. Selbst im Vorgänger aus dem Jahr 2016 war die Auswahl an Waffen beachtlich. Alles von Schrotflinten, über schwere Sturmgewehre und Plasmawaffen durften wir auspacken und mit verschiedenen Modifikationen noch weiter aufwerten. Das ist auch in Doom Eternal wieder möglich: Wir können die vollautomatischen Schrotflinte noch schneller, die Chain Gun noch mobiler und das Plasmagewehr noch stärker machen. Dazu kommen ein Flammenwerfer, Eis- und Splittergranaten und sogar ein besonders starker Blutschlag, mit dem wir Gegner mit einem Schlag außer Gefecht setzen können. Im späteren Spielverlauf kommen noch eine ganze Reihe fieser Waffen dazu, die wir euch aber an dieser Stelle nicht verraten wollen.

Verschiedene Situationen fordern verschiedene Waffen: Während große Gruppen von schwachen Dämonen wie gemacht für den Raketenhagel eines schweren Sturmgewehrs sind, kann man mit der Schrotflinte den schwer gepanzerten Pinkys so richtig zusetzen. Die zum Teil selbst auf der mittleren Schwierigkeitsstufe sehr anspruchsvollen Kämpfe fodern den Spieler so richtig. Hier muss blitzschnell zwischen den Waffen und ihren Modifikationen umgeschaltet, verschiedene Granaten eingesetzt, Munition mit der Kettensäge und Rüstung mit dem Flammenwerfer aufgestockt werden. Die Kämpfe sind also nicht nur blitzschnell und knackig schwer, sondern auch extrem dynamisch. Das macht jede Auseinandersetzung mit einem Mix aus den verschiedensten Dämonen zu einer ganz neuen Herausforderung, an die man sich jedes mal neu anpassen muss. Diese dynamischen Kämpfe in alter Quake- und Unreal Tournament-manier sind größter – und bester – Bestandteil von Doom Eternal. Die zahlreichen Schusswechsel werden von gelegentlichen Umgebungs-Puzzles und vor allem gegen Spielende sehr häufig auftretenden und bisweilen knackigen Sprungeinlagen aufgelockert. So müssen wir unter Zeitdruck durch radioaktive Gülle tauchen, an Wänden emporkraxeln oder breite Abgründe mit Doppelsprüngen und Forward-Dashes überwinden.

Aber die Verbesserung vom Slayer hört bei den Waffen lange nicht auf. Wir können verschiedenste Fähigkeiten und Stats des Slayers an anderer Stelle aufwerten. So ist es möglich, Runen zu sammeln, um Zusatzfähigkeiten freizuschalten: Dazu gehören eine erhöhte Kontrolle in der Luft oder schnellere Nahkampf-Kills. Wer sogenannte Prätorenanzugs-Punkte sammelt, verpasst seinen Fähigkeiten neue Eigenschaften. So erzeugt die Splittergranate beispielsweise eine zweite Explosion, die Gegner taumeln lässt. Oder die Eisgranate macht gefrorene Gegner empfindlicher gegen Schaden. Wächterkristalle hingegen erhöhen Kapazitäten von Gesundheit, Rüstung und Munition und senken etwa die Cooldowns von Flammenwerfer & Co. Wer in den verschiedenen Levels Herausforderungen absolviert, Geheimnisse findet oder die besonders harten Slayer-Herausforderungen schafft, der kann noch viel mehr freischalten – darunter neue Waffen, Soundtracks oder Collector’s Items.

Ihr merkt schon: Doom Eternal bietet eine ganze Menge. Das Ausmaß an Verbesserungsmöglichkeiten in einem Shooter dieser Qualität ist beinahe einzigartig und ermöglicht jedem Spieler, den Slayer nach seinen ganz besonderen Vorlieben zu konfigurieren. Und angesichts der Schwierigkeit so mancher Herausfoderungen, besonders im späteren Spielverlauf, rechtfertigt diesen Wunsch nach bestmöglicher Ausrüstung mit Sicherheit. Und wessen Doom-Itch nach erfolgreichem Durchspielen noch nicht endgültig gescratcht ist, der kann sich mit schwierigen Master-Levels austoben, bereits absolvierte Level nach Collectibles absuchen oder diese mit freigeschalten Cheat-Codes neu bestreiten. Selbst auf mittlere Schwierigkeit hat so manche Begegnung ordentlich gescheppert – und von den Schwierigkeiten “Ultra Violence” (schwer) und “Nightmare” (sehr schwer) wollen wir garnicht erst sprechen. Doom Eternal bietet auch nach der circa 15-stündigen Hauptkampagne genug Material für die Masochisten und unter uns.

Auch in Puncto Multiplayer hat Doom Eternal einiges zu bieten. Im Battle-Modus treten zwei Spieler in Form von Dämonen gegen einen anderen Spieler an, der den mächtigen Doom Slayer samt aller Waffen und Modifikationen spielt. Die beiden Spieler können zusätzlich Unterstützung in Form anderer KI-Dämonen beschwören. Entwickler id Software verspricht, regelmäßig neuen Content und auch neue Versionen der schweren Master-Level nachzureichen.

Technisch ist unsere getestete PC-Version von Doom Eternal toll optimiert. Selbst auf mittelstarken Systemen darf man sich bei hoher Grafikeinstellung auf durchweg stabile 60 FPS freuen. An keiner Stelle gab es Tearing, FPS-Stottern oder andere Grafikprobleme. Die Ladezeiten sind kurz und die Kämpfe flüssig. Dazu sieht Doom Eternal auch toll aus: Die abwechslungsreichen Umgebungen sind besonders auf höheren Grafikeinstellungen und Auflösungen dank knackscharfer Texturen und atmosphärischer Lichteffekte bombastisch anzusehen.

Die musikalische Untermalung kann sich Doom Eternal definitiv als Alleinstellungsmerkmal auf die Fahne schreiben: Während bei Kämpfen das altbekannte Metal-Gewitter donnert, so wechselt der Soundtrack in einigen Level-Abschnitten zu elektronischen Stücken oder düsterem Chorgesang. Kaum ein Spiel der letzten Jahre hatte einen so abwechslungsreichen und durchweg stimmigen Soundtrack wie Doom Eternal. Einfach Spitze.

Unser Fazit:

Wow! Wenn dieses Jahr nicht noch einige Knüller in Petto hätte, wäre Doom Eternal jetzt schon mein Spiel des Jahres. Das Meisterwerk von id Software schafft es, das bewährte Kampfsystem des spektakulären Vorgängers noch weiter aufzubohren und durch eine absolute Masse an Zusatzinhalten zu veredeln. Doom Eternal weiß genau, wo seine Stärken liegen: bei den actionreichen Ballereien, den blutigen Nahkampf-Kills und der markanten Death Metal-Ästhetik. Diese Stärken spielt Doom Eternal gekonnt aus und erweitert sie um einen enormen Spielumfang, etwas Abwechslung im Gameplay und einer Menge Unlockables.

Wenn Doom ein Latte Macchiato ist, dann ist Doom Eternal ein doppelter Espresso. Wenn Doom die neue Platte von Tim Bendzko ist, dann ist Doom Eternal die gesamte Cannibal Corpse-Diskographie. Wenn Doom dein Lieblings-Shooter ist, dann stürzt ihn Doom Eternal vom Thron. Dringende Kaufempfehlung!

Wertung: 5 out of 5 stars (5 / 5)

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