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Microsoft Flight Simulator im Test: Fliegen auf Wolke sieben

Seit fast 40 Jahren begeistert der Flight Simulator von Microsoft Fans und Hobby-Piloten auf der ganzen Welt. Nun ist mit dem Microsoft Flight Simulator (2020) der mittlerweile vierzehnte Ableger der Reihe erschienen – ganze sechs Jahre nach seinem Vorgänger. Wie Microsoft diese Entwicklungszeit genutzt hat und ob sich der Kauf lohnt, erfahrt ihr in unserem Test.

Fahrwerk ausgefahren? Check! Landeklappen ausgefahren? Check! Geschwindigkeit verringert? Check! Jetzt nur noch die Nase im Landeanflug etwas nach oben ziehen und…  schwarzer Bildschirm – Ich habe das Flugzeug schon wieder geschrottet!

So oder so ähnlich dürften die ersten Erfahrungen eines jeden unerfahrenen Hobby-Piloten aussehen. Denn Simulatoren sind eine Klasse für sich und längst nicht für jeden geeignet. Dennoch macht der Microsoft Flight Simulator so einiges richtig, um auch für Neueinsteiger durchaus interessant zu sein.

Die integrierte Flugschule nimmt neue Spieler an die Hand und bringt ihnen die Welt der Luftfahrt ein wenig näher. Dazu stehen verschiedene Lektionen bereit, welche aufeinander aufbauen. Dabei ist jede Lektion ordentlich strukturiert und vermittelt das nötige Wissen auf eine leicht verständliche Weise. Somit haben selbst unerfahrene Piloten schnell den Dreh raus.

Ein Ausflug in die Alpen

Vom Propellerflugzeug zur Boeing 787

Für die vorhandenen Lektionen steht allerdings lediglich ein Propellerflugzeug bereit. Und wir mussten schnell feststellen, dass der anschließende Umstieg auf eine Boeing 787 vielleicht doch keine so gute Idee war. Hier wären weitere Übungen zum Umgang mit großen Langstreckenflugzeugen eine wirklich tolle Ergänzung.

Doch bereits mit einer Propellermaschine kann man die Welt spielend leicht auf eigene Faust erkunden. Außerdem steuert sich ein kleines Flugzeug viel einfacher und sorgt somit für deutlich mehr Spaß! Vor allem das Überfliegen bekannter Orte und Gegenden hat uns etliche Male schmunzeln lassen. Jedoch ist es ein wirklich überwältigendes Gefühl, durch ferne Großstädte oder abgelegene Gebirge zu fliegen und die Aussicht zu genießen.

Start- und Landepunkt bestimmt man intuitiv auf einer Google Earth ähnlichen Weltkugel. Zudem können zahlreiche Einstellungen verändert und nach eigenen Wünschen angepasst werden. Neben akkuraten Live-Daten für Wetter und Uhrzeit lassen sich diese auch völlig frei bestimmen. Bei klarem Himmel über den Alpen in den Sonnenuntergang fliegen? Kein Problem! Nachts bei Regen über San Francisco ein paar Runden drehen? Euer Wunsch ist dem Flight Simulator Befehl!

Nebelfeld bei Queenstown, Neuseeland

Die meisten Einstellungsmöglichkeiten dürften frische Hobby-Piloten allerdings ein wenig überfordern. Denn neben den einfachen Wetter-Optionen können sogar verschiedene Windschichten und die Betankung beziehungsweise die Beladung des Flugzeugs eingestellt werden. Jedoch sind diese von Haus aus so vorgegeben, dass man sich keinen großen Kopf darum machen muss. Und auch während des Flugs greifen den Piloten zahlreiche Hilfssysteme unter die Arme. Diese lassen sich aber auch einzeln abschalten.

Fliege wie du willst

Obwohl der Start von einer Flugbahn immer wieder ein tolles Erlebnis ist, ist er nicht zwingend notwendig. Man kann seine Reise auch direkt in der Luft beginnen und ein vorher festgelegter Landepunkt ist auch nicht Pflicht. Somit lässt der Microsoft Flight Simulator den Spielern völlige Freiheit.

Neben freien Flügen sorgt der Herausforderungsmodus für eine gelungene Abwechslung. In den Kategorien Landeherausforderung und Wildnisflug dürfen Hobby-Piloten ihr Können unter Beweis stellen. Während die Landeherausforderung eine gute Kontrolle über das Flugzeug erfordert, setzt der Wildnisflug voll und ganz auf euren Orientierungssinn. Dabei gilt es, bestimmte Strecken ohne jegliche Hilfe zu absolvieren. Erfolgreich beendete Herausforderungen werden mit Punkten belohnt und online mit anderen Spielern verglichen. Das spornt ungemein an und sorgt für einen hohen Wiederspielwert.

Das Schloss Neuschwanstein im bayerischen Allgäu

Nur Fliegen ist schöner

Eine derart umfangreiche und realitätsnahe Simulation benötigt natürlich auch die richtige Technik unter der Haube. Doch auch hier kann der Flight Simulator voll und ganz überzeugen. Abgesehen von der teilweise fotorealistischen Grafik, werkelt ein wirklich ausgeklügeltes System im Hintergrund. Bei aktiver Internetverbindung werden laufend aktuelle Gelände-, Wetter-, Verkehrs- und Flugdaten gestreamt. Dies benötigt zwar einiges an Bandbreite, sorgt aber für ein unglaublich realistisches Gefühl.

Eine KI erstellt anhand der Gelände- und Verkehrsdaten die aktuelle Umgebung. Dies funktioniert auch fast immer perfekt. Nur in abgelegenen Orten können die Satellitenbilder in seltenen Fällen etwas matschig wirken. Dort sind meist auch nur wenige Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Dagegen ist der Detailgrad, zum Beispiel in Großstädten und deren Umgebung, wirklich immens und man kann beim Überfliegen beobachten, wie sich die Autos durch den Stau quälen.

Die Wetterdaten sorgen für eine realistische und absolut akkurate Flugerfahrung. Neben den verschiedenen Druckgebieten werden auch die unterschiedlichen Windschichten abgebildet und in die Simulation mit einbezogen. Zudem bestimmt die aktuelle Uhrzeit natürlich auch den Stand der Sonne.

Kurzer Besuch bei Cristo Redentor, Rio de Janeiro

Die Steuerung mittels Maus und Tastatur ist zwar möglich, jedoch alles andere als schön. Erfahrene Hobby-Piloten dürften ohnehin einen Joystick oder ähnliche Steuerungssysteme besitzen. Für Einsteiger empfehlen wir auf jeden Fall einen Controller – ansonsten wird aus dem anfänglichen Enthusiasmus sehr schnell purer Frust. Zum Glück befinden befinden sich Controller meist schon im eigenen Besitz oder sind recht günstig zu erwerben.

Doch auch das Einbinden eigener Elektronik ist durchaus möglich. Für unseren Test haben wir eine einfache Steuerung auf Basis eines Arduino Micros aufgebaut. Zum Einsatz kam ein Joystick, sowie diverse Schalter, Taster, Dreh- und Schiebepotentiometer. Sämtliche Eingaben wurden ohne Probleme erkannt und sorgten für ein deutlich angenehmeres und immersiveres Fluggefühl.

Dies dürfte vor allem für Enthusiasten interessant sein. Denn auf diese Weise lassen sich eigene Cockpits bauen oder alten, ausrangierten Joysticks neues Leben einhauchen.

Auf dem Rückweg aus den Alpen

Bereits zum Release sind zahlreiche Städte und je nach Version bis zu 40 Flughäfen und bis zu 30 Flugzeuge mit hohem Detailgrad integriert. Allerdings ist das natürlich nur ein kleiner Bruchteil der Realität. Um diesem “Mangel” entgegenzuwirken, können auf dem internen Marktplatz Flugzeuge, Flughäfen, Städte, Sehenswürdigkeiten und Missionen erworben werden.

Diese Inhalte stammen nicht nur von Microsoft beziehungsweise den mitwirkenden Studios. Praktisch jeder kann eigene Inhalte erstellen und auf dem Marktplatz anbieten. Das ist eine wirklich gute Idee und sorgt hoffentlich für eine aktive Community.

Unser Fazit:

Der Microsoft Flight Simulator schafft es, aus unerfahrenen Neueinsteigern begeisterte Hobby-Piloten zu machen. Selbst Spieler, die sich sonst gar nicht für Simulatoren interessieren, kann das Wunderwerk aus dem Hause Microsoft in seinen Bann ziehen. Die Flugschule vermittelt das nötige Wissen auf leicht verständliche Weise, wirkt aber ohne Lektionen zu den Passagiermaschinen etwas unfertig. Hier darf auf jeden Fall noch nachgebessert werden. Die Technik ist der absolute Wahnsinn und setzt ganz neue Maßstäbe. Darüber hinaus ist der Microsoft Flight Simulator eine wahre Augenweide. Wer auf Flugsimulatoren steht, der darf bedenkenlos zugreifen. Unentschlossene Interessenten können den Titel auch mit dem Xbox Game Pass für PC testen.

Wertung: 4.7 out of 5 stars (4,7 / 5)

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