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Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 im Test – Ein Ausflug ins Jahr 1999

Wer hätte das gedacht: Skater-Legende Tony Hawk gibt nach dem letzten durchwachsenen Versuch erneut seinen Namen für ein HD-Remake des legendären Skater-Franchises Tony Hawk’s Pro Skater her. Am 4. September ist die Neuauflage von Tony Hawk’s Pro Skater 1 & 2 und die Augen tausender Spieler blicken gespannt auf das Ergebnis. Kann Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 dem vor über 20 Jahren ertönten, legendären Startschuss eines ganzen Genres neues Leben einhauchen? Der Test klärt es.

Wir schreiben das Jahr 1999. Du wirfst deinen Schulranzen in die Ecke, setzt dich vor den Fernseher und nimmst den blassgrauen Controller deiner PlayStation One in die Hand – Tony Hawk wartet auf dich. Das vor 21 Jahren erschienene Tony Hawk’s Pro Skater hat im Alleingang ein ganzes Genre gegründet, abertausende Teenies zu Skatern gemacht und ihnen einen ganz besonderen Musikgeschmack verpasst. Tony Hawk’s Pro Skater gehört zur Kindheit vieler Erwachsener dazu und wird bis heute in höchsten Ehren gehalten. Peppige Aufmachung, getimte Runden und eindringliches Gameplay “easy to learn, hard to master” – auch mich haben die ersten Teile von Tony Hawk’s Pro Skater begeistert.

Know-How aus der ersten Stunde

Umso schwieriger und mutiger ist es dann, die nostalgischen Erinnerungen einer großen Community aus der Watte auszupacken und in die Unreal Engine stecken zu wollen. Entwickler Vicarious Visions hat es gewagt: Das US-amerikanische Studio aus dem Bundesstaat New York hat bereits die GameBoy-Ableger der Tony Hawk’s Pro Skater-Reihe entwickelt und war somit von Beginn an dabei. Aber was hat Vicarious Visions außer der Grafik verändert?

Glücklicherweise waren die Entwickler beim Remake sehr vorsichtig und haben die grundlegenden Mechaniken änderungslos übernommen. Wir grinden, grabben, flippen und lippen uns durch die gleiche Level-Auswahl wie schon Ende der 90er Jahre – angefangen vom ikonischen Hangar-Level, über die abwechslungsreiche US-Schule, bis zum Skatepark im französischen Marseille. Selbst einen eigenen Skate-Park können wir uns wieder bauen. Cool!

Skaten ist wie Fahrrad fahren

Kenner werden sich schnell hineinfuchsen: Das Tastenlayout wurde unverändert übernommen. Lediglich durch den modernen Controller können Manuals auch über den Analogstick begonnen werden – wesentlich bequemer als die Pfeiltasten. Die üblichen Verdächtigen für eine bombige Kombo sind aber gleich geblieben: Mit Dreieck grinden, Quadrat für einen Kickflip, mit der Kreis-Taste halten wir das Brett für einen Grab fest. Dazu mischen wir noch einen Revert bei der Landung oder einen Manual, um das nächste Rail zu erreichen – und fertig ist die Kombo. Ganz wie früher!

Auch das grundsätzliche Spielkonzept hat sich kaum geändert. Wir beginnen den zweiminütigen Lauf mit einer Liste von Zielen, die wir im jeweiligen Level absolvieren müssen. Dazu gehören Highscores, Kombos, die ikonischen SKATE-Buchstaben oder das altbekannte versteckte Tape. Diese Aufgaben können wir Run für Run abarbeiten, um anschließend nach einigen erledigten Zielen das nächste Level freizuschalten. Wer die 100% will, der bleibt aber auch danach noch und holt sich den Rest. Denn das lohnt sich: Neue Skins, Board-Design und Stat-Punkte für die zahlreichen Profis oder den selbst erstellten Skater dürfen nach und nach freigeschaltet werden. Erfrischend: Beinahe alle Items können durch faire Errungenschaften im Spiel freigeschaltet werden – ganz ohne nervigen Grind samt Echtgeldfalle.

Wenige Änderungen

Ein paar Änderungen, wie ein Levelsystem oder einen ziemlich spaßigen Multiplayer-Modus, in dem wir gegen die Kombos anderer Spieler antreten, gibt es aber trotzdem. Neben altbekannten Größen haben es auch junge Talente in das Remake geschafft – darunter Riley Hawk, der älteste Sohn von Namensgeber Tony Hawk. Der hat übrigens höchstselbst sogar einige Stellen und das gesamte Tutorial eingesprochen. Sprachausgabe also unbedingt auf Englisch stellen! Wirklich toll, dass das Remake eine Brücke zwischen den Generationen schlagen kann.

Technisch ist Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 gut ausgefallen. Alle Level wurden in der Unreal Engine generalüberholt und haben trotz ihrer schicken Grafik den ursprünglichen Charme und das effiziente Layout nicht verloren. Dazu kommt, dass der Großteil des legendären Soundtracks aus dem Original übernommen wurde. Nur wenige Songs blieben auf der Strecke – das ist in Puncto Musikrechte nach zwei Jahrzehnen beinahe ein Wunder.

Lediglich die Animationen bei den verschiednenen Tricks sind etwas hölzern ausgefallen. Das sei angesichts der Tatsache, dass es sich hier am Ende immer noch um ein Remaster handelt, verziehen. Den Motion-Capturing-Aufwand kann man hier schlicht nicht erwarten. Geschmackssache sind das gelegentliche Flackern von Collectibles und gestürzten Skatern, das an einen Retro-Röhrenfernseher angelehnt ist. Das ganze soll nostalgisch aussehen, wirkt bisweilen aber wie eine Sci-Fi-Simulation und wird nicht jedem gefallen. Insgesamt ist Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 aber grafisch und musikalisch auch im Jahr 2020 toll umgesetzt.

Unser Fazit:

Die Ankündigung von Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 hat mich und viele andere mit Sorge und Hoffnung erfüllt. Glücklicherweise hat die Hoffnung gewonnen: Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 ist ein großartiges Remaster mit minimalen technischen Schwächen. Der Charme des Originals sprudelt nur so aus dem Remaster heraus. Entwickler Vicarious Visions hat gekonnt an einigen Stellschrauben gedreht, das Wesentliche unverändert beibehalten und dennoch ein vollwertiges Remaster abgeliefert. Besonders toll sind der beinahe vollständig beibehaltene Soundtrack und die originale Level-Auswahl.

Fans der ersten Stunde und interessierte Neueinsteiger werden gleichermaßen ihren Spaß mit Tony Hawk’s Pro Skater 1 + 2 haben!

Wertung: (4,8 / 5)

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