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Serious Sam 4 im Test: Seriously serious – da wäre mehr drin gewesen

Serious Sam ist zurück. Der kultige Ballermann kehrt nach seinem letzten Ausflug gegen metzelnde Alien-Horden vor beinahe 10 Jahren zurück und hat wieder dicke Wummen im Gepäck. Wie sich das Kugelinferno im vierten Teil schlägt, das klärt der Test.

Eine außerirdische Invasion auf der Erde, ein einsamer Retter der Menschheit, ein ausgefallenes Waffenarsenal – Moment mal, gab es das nicht schon mal? Richtig: Die Prämisse von Serious Sam gleicht der aktuellen Retro-Shooter-Welle, die id Software auch mit Doom: Eternal geritten hat. Kultige One-Liner, ausgefallene Schießeisen und brachiale Balleraction sind aktuell ziemlich im Trend. Auch Serious Sam 4 fährt die gleiche Schiene: In naher Zukunft überfallen außerirdische die Menschheit und versklaven große Teile der Weltbevölkerung. Ob tot oder zu hirnlosem Kamikaze-Kanonenfutter mutiert – die Menschen haben schlechte Karten. Gut, dass Serious Sam mit kultiger Sonnenbrille und Bomben-Druck auf dem T-Shirt die Erde retten möchte. Wie? Mit viel Blei natürlich.

Und so ballern wir uns durch eine ungefähr zehnstündige Kampagne und kämpfen gegen aufgeblähte Säure-Monster, schwer bewaffnete Frankensteins und fliegende Gehirne. Dabei stehen uns nicht nur normale Waffen wie Revolver oder Schrotflinten zur Verfügung: Als Belohnung für verschiedene Nebenmissionen sammeln wir auch ausgefallene Utensilien wie ein tragbares schwarzes Loch ein. Nach und nach wird auch Serious Sam immer besser: Wir verbessern Gesundheit, Resistenzen gegen Schadensarten oder schalten zweihändige Waffen frei. So führen wir – entsprechende Fähigkeitspunkte vorausgesetzt – zwei Revolver gleichzeitig und schaffen die Gegnerhorde in halber Zeit. Generell gilt: Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto höher die Punktzahl – und schneller die Freischaltung des nächsten Skills.

Einen höheren Schwierigkeitsgrad erreicht Serious Sam 4 aber leider nur, indem uns einfach eine größere Gegnerhorde um die Ohren gehauen wird. Ein Schere-schlägt-Papier-Prinzip, in dem verschiedene Waffen nur bestimmte Gegner so richtig effizient um die Ecke bringen? Fehlanzeige. Ein Vorteil, wenn man sich geschickt in der Arena positioniert und Power-Ups gezielt verwendet? Auch nicht.

All das hatte Genrekollegen Doom: Eternal vorzuweisen und hat die Latte für die Konkurrenz hoch gelegt – Serious Sam 4 macht Limbo dadrunter durch. Letztlich ballern wir uns mit einem einigermaßen unterhaltsamen Arsenal durch stetig wachsende Gegnerhorden. Wenn Serious Sam dann noch seine irgendwann recht monotenen One-Liner abfeuert, quält man sich nur noch durch die berechenbaren Gemetzel – Atmosphäre und Abwechslung sucht man leider vergebens.

Ein Lichtblick: Wenn man aber einen Freund oder fremden Spieler via Spielersuche zum gemeinsamen Koop-Abenteuer einlädt, wird die Stimmung durch den vorhandenen Ingame-Chat deutlich aufgelockert. Gemeinsames Ballern macht einfach mehr Spaß, kompetitive Modi sind aber nicht ins Spiel integriert.

Die Marke “Serious Sam” und sein Meta-Humor haben im Jahr 2020 deutlich an Farbe verloren. Gepaart mit seinen technischen Problemen macht das neueste Abenteuer nämlich nur eine mittelstarke Figur. Ein Remake samt starker Technik und charakterlicher Neuinterpretation hätte dem einfach gestrickten Haudrauf besser gestanden als eine spielerisch dünne und technisch schwierige Fortsetzung. Serious Sam 4 ist nämlich geplagt von spät nachladenden Texturen, kantigem Anti-Aliasing, häufigen Abstürzen und überdurchschnittlichen Ladezeiten. Wem’s hilft: Sollte das Spiel mal unerwartet abstürzen, sind die Auto-Saves großzügig gesetzt und freies Speichern jederzeit möglich.

Unser Fazit:

Serious Sam 4 hatte als knackige Marke und mit der aktuellen Retro-Shooter-Welle beste Chancen auf einen Hit. Daraus ist leider wenig geworden: Technische Probleme, schwacher Auftritt, wenig Abwechslung – Genrekollegen haben dem muskulösen Ballermann die Latte deutlich zu hoch gelegt. Was bleibt, ist ein kurzweiliges Bleiabenteuer, das für echten Genuss viel Augenzwinkern und Geduld benötigt. Wer das aber mitbringt und eine Schwäche für den ernsten Samuel hat, der dürfte vor allem mit dem integrierten Koop-Modus Spaß haben. Wer eine ernsthafte Fortsetzung mit modernem Charisma sucht, der sollte von Serious Sam 4 aber die Finger lassen.

Wertung: (3,8 / 5)

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