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Imperator: Rome im Test – Gefundenes Fressen für Hardcore-Fans

Das antike Rom war schon das Setting vieler genialer Spiele – Caesar 3 oder Total War: Rome zum Beispiel. Und nun versuchen sich auch die Strategie-Veteranen von Paradox Interactive an dieser geschichtsträchtigen Epoche: Am 25. April veröffentlichte das schwedische Studio sein ersten Grand Strategy-Titel, der vollständig in der Epoche der römischen Expansion angesetzt ist. Wie sich Imperator: Rome in diesem neuen Setting schlägt, das klärt der Test.

Wenn ich an Paradox Interactive denke, dann erinnere ich mich an viele Begegnungen mit einem der sympathischsten Studios, das ich je kennengelernt habe. Die Präsentationen mit Paradox Interactive, zum Beispiel zu Titeln wie Stellaris oder Cities: Skylines, finden fast immer im kleinen Kreis statt. Ob nun eine kleine, aber unfassbar witzige Hands-on-Session im stickigen Container während der Gamescom 2015 oder die spontanen Einladung zum Mittagessen am Messe-Stand ein paar Jahre später – alles rund um Paradox Interactive strahlt den wohligen Charme einer kleinen und dicht gepackten Community von Strategie-Nerds aus, zu denen ich mich einfach mal frech selbst zähle. Eins steht nämlich fest: Die Games von Paradox Interactive sind in erster Linie knallhart und megakomplex – eben nur was für echte Enthusiasten.

Hier ist Imperator: Rome absolut keine Ausnahme. Während der Sci-Fi-Ableger Stellaris vergleichsweise zugänglich ausgefallen ist, haut uns Paradox mit Imperator die volle Komplexität antiker Staatsführung um die Ohren. Neben dem römischen Imperium können wir uns auch für andere Staaten auf der absolut gigantischen Weltkarte entscheiden, die vom wilden Germanien bis an den indischen Ozean reicht. Aber ob wir uns nun für Rom oder Karthago entscheiden, viel einfacher wird das Spiel so oder so nicht. Immerhin ist das Ziel des Spiels eindeutig: Erobere die Welt.

Damit wir aber zumindest ein paar mehr Funktionen von Imperator: Rome auf dem Weg zur totalen Weltherrschaft kennenlernen, steigen wir direkt ins Tutorial ein. Diese doch sehr praxisorientierte Anleitung stellt uns vor ein Dutzend Übungsaufgaben und stellt uns so verschiedene Spielmechaniken wie Diplomatie oder Kriegsführung vor. Auch nach dem Tutorial sei aber gesagt: Ohne ein bisschen Experimentieren kommt man vorerst nicht weiter.

Wir haben uns natürlich vorbildlich für das römische Reich entschieden und waren angesichts der Fülle an Features schon in den ersten Spielminuten erstaunt und überfordert. Spannende User Interfaces waren noch die die Stärke von Paradox Interactive und auch in Imperator: Rome sieht es nicht anders aus. Die diversen Einflussmöglichkeiten auf unsere Republik und ihre Nachbarn sind in einer Leiste am oberen Bildschirm abgelegt. Hier können wir Diplomatie betreiben, unseren Handel konfigurieren oder Boni durch Opfer an bestimmte antike Gottheiten wie Mars oder Merkur ergattern. Zusätzlich gibt es noch ein übersichtliches Makro-Menü, in dem wir bequem Einheiten und Gebäude bauen können und dass uns die Navigation durch Unmengen an Menüs etwas leichter macht.

Natürlich können wir uns auch auf die Total War-artige Übersichtskarte begeben, unsere Städte manuell steuern, Einheiten umherbewegen und unsere Nachbarstaaten studieren. Die meisten Entscheidungen aber müssen von unserem Senat, dem römischen Parlament, abgesegnet werden. Und hier kommt ein gewichtiges Feature von Imperator: Rome ins Spiel: die Politik. Der Senat und der römische Adel besteht aus einer ganzen Menge verschiedener Charaktere, allesamt mit eigenen Beziehungen untereinander und zu uns. Stellen wir uns gut mit dem Senat, werden unsere Kriegserklärungen schnell und einfach durchgewunken. Lehnt der Senat unsere Entscheidungen ab und wir machen es trotzdem, werden wir schnell zum Tyrannen erklärt. Da kann es schnell passieren, dass sich Senatoren mit eigenen Privatarmeen gegen uns stellen und uns während eines Krieges in den Rücken fallen. Politik ist in Imperator: Rome unfassbar wichtig und kann über Sieg und Niederlage entscheiden – Paradox hat die Tücken des römischen Imperiums hervorragend dargestellt.

Imperator: Rome ist nichts für Anfänger. Verschachtelte Menüs, unfassbar viele Features und Einflussmöglichkeiten, wenig Vertonung und dafür umso größere Textfluten, durch die sich der Spieler lesen muss: Imperator: Rome hat, wie alle Spiele aus dem Hause Paradox Interactive, eine steile Lernkurve. Glücklicherweise ist das Tutorial sehr angenehm angestaltet, wer sich aber auf entspannte Strategie-Runden im Stile von Civilization oder Anno freut, der wird auch mit Imperator: Rome gegen eine Wand laufen.

Technisch läuft Imperator: Rome im Großen und Ganzen anständig. Die massiv große Karte hat kaum Ruckler, die Ladezeiten halten sich im Rahmen. Die Weltkarte ist schön gestaltet und lässt sich mit verschiedenen Zusatzinfos wie Religionszugehörigkeit oder Meinung gegenüber dem Spieler einfärben – ohne dabei im Datenmüll zu versinken und an Ansehnlichkeit zu verlieren. Lediglich die Interfaces hätten etwas mehr Abwechslung gebrauchen können. Warum zum Beispiel ist das Interface bei den Ägyptern im römischen Stil? Hier hat Paradox einiges an Potenzial verschenkt, das Erlebnis atmosphärischer zu machen.

Unser Fazit:

Man sollte sich genau überlegen, ob man sich Imperator: Rome zulegt. Nicht etwa, weil es ein schlechtes Spiel ist – im Gegenteil: Man merkt auch an diesem Ableger, wie viel Mühe sich das Studio bei seinen Spielen gibt und wie viel Recherche bei der Entwicklung betrieben wird. Aber es ist eben, genau wie seine Vorgänger, verdammt schwer. Wer die Vorgänger wie Crusader Kings oder Europa Universalis gerne gespielt hat, der wird auch mit Imperator: Rome seinen Spaß haben. Wer entspannte Strategie-Kost sucht und keine Berührungspunkte mit den Vorgängern hatte, der sollte sich an bekannte Genre-Kollegen halten.

Wertung: 3.9 out of 5 stars (3,9 / 5)

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