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Days Gone im Test – Grandioses Adventure trifft auf umwerfende Spielwelt

Seit dem 26. April ist das dystopische Action-Adventure Days Gone aus dem Hause Bend Studio, bekannt für die Syphon Filter-Reihe, erhältlich. Was Days Gone so auf dem Kasten hat und wo wir noch Potential sehen, das klärt der Test.

Als ich die ersten Trailer von Days Gone während der E3 2016 gesehen habe, war ich ganz aus dem Häuschen. Eine dystopisch-emotionale Geschichte im Stile von The Last of Us, adrenalingeladenes Gameplay und meine Lieblings-Spielfiguren: Zombies. Das sah wirklich verlockend aus. Aber first things first: Worum geht es in Days Gone?

Eine mysteriöse Krankheit hat in den USA einen Ausnahmezustand ausgelöst und große Teile der Bevölkerung in sogenannte Freakers, tollwütig aggressive Zombies, verwandelt. Wir schlüpfen in die Haut von Deacon, einem Mitglied einer Motorrad-Gang, der während der Epidemie seine Frau verloren hat und nun mit seinem Freund Booze durch den verwüsteten US-Bundesstaat Oregon zieht. Deacon und Booze beschäftigen sich als sogenannte Drifter und sammeln für verschiedene Siedlungen Kopfgelder für gesuchte Verbrecher. Natürlich hört die Geschichte hier nicht auf: Als die beiden sich für eine Reise in Richtung Norden rüsten wollen, machen sie vorher eine Entdeckung, die sie zum Bleiben verleitet – und ihr bisheriges Weltbild auf den Kopf stellt. Mehr sei hier nicht gesagt, um niemandem zu viel von der Geschichte zu verraten. Insgesamt hat die Geschichte von Days Gone viel Potential, füllt dieses aber nicht so recht aus. Die Charaktere werden kaum weiterentwickelt oder sind, meistens die verschiedenen Nebencharaktere, von Grund auf uninteressant. Deacon und Booze bleiben während großer Teile der Geschichte die Klischeebeladenen “Family above all”-Biker und haben erzählerisch wenig Veränderung zu bieten. Bend Studios hat hier trotz sehr spannender Momente ein bisschen was liegen gelassen – schade.

Der wahre Held in Days Gone ist aber die Spielwelt. Das postapokalyptische Oregon sieht einfach grandios aus. Dichte Wälder, in denen uns Freaks Schritt auf Schritt verfolgen, verlassene, manchmal mit Freak-Nestern durchsetzte, Geisterstädte – Days Gone bietet eine atmosphärische Spielwelt, in der jeder Outpost wie eine willkommene Ruhezone wirkt.

Dieses desolate Stück Natur bereisen wir als Biker natürlich stilecht auf unserem Motorrad. Das können wir mit zahlreichen technischen und kosmetischen Upgrades verbessern und müssen natürlich auch dafür sorgen, dass es gut läuft. Dazu gehört die Reparatur bei Beschädigungen durch Stürze oder Angriffe und selbstverständlich ein voller Tank. Gerade Letzteres kann gerne kritisch werden: Führen wir beispielsweise eine Schnellreise über die Weltkarte durch, dann vergeht Zeit und ein Teil des Tanks wird verbraucht. Dann kann es gerne passieren, dass uns anschließend auf dem Weg das Benzin ausgeht. Und besonders Nachts, wenn die Dichte der lichtscheuen Freakers am Höchsten ist, möchte man nicht zu Fuß unterwegs sein. Wenn dann auch noch die Munition zur Neige geht, dann erlebt man die besten Momente aus Days Gone. Die treten nämlich dann auf, wenn es brenzlig wird: wenig Munition, von Massen an Gegnern verfolgt, Lebenspunkte knapp über Null.

Mit Survival-Aspekt samt chronischer Anspannung hat Bend Studios mit Days Gone an vielen Punkten den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch cool: Gelegentlich greifen wilde Tiere wie Wölfe oder auch Freakers ebenfalls die (menschlichen) Gegner an, an die wir uns gerade ranpirschen. Cool, wie die Spielwelt unabhängig von uns miteinander interagiert.

Abseits davon spielt sich Days Gone wie ein gewöhnliches Action-Adventure. Wir können neue Waffen wie Schrotflinten oder Maschinengewehre entdecken, Molotov-Cocktails oder Medikits basteln oder unsere Gesundheit oder Ausdauer upgraden. Aufbessern können wir außerdem diverse Fähigkeiten wie verbesserte Nahkampf-Fähigkeiten oder eine längere “Survival Vision”, um neue Gegenstände aufzuspüren.

Das Trademark von Days Gone sind wohl die sogenannten Horden. Die Freakers treten in unterschiedlichen, mal vorsichtigeren, mal aggressiven Varianten auf – und manchmal in Horden. Das sind gemeinsam agierende, ziemlich eindrucksvolle Mengen an Freakers, die wie eine Flutwelle auf euch niederprasseln. Besonders in den ersten Spielstunden heißt es angesichts einer Horde: Schnell aufs Motorrad oder ins Gras beißen. Natürlich lernt man irgendwann, mit ihnen umzugehen, aber immer wieder sorgen Horden für Wow-Momente während des Spielens. Grandios, Days Gone!

Auf technischer Ebene sind uns auf unserer Reise durch Oregon leider einige Probleme begegnet. Gelegentlich hat das manuelle Savegame am letzten Kontrollpunkt gespeichert, statt an der wirklichen Speicherstelle – das hat uns gerne 20 Minuten Spielzeit oder mehr gekostet. Dieser Fehler schien aber eher zu Spielbeginn aufgetreten zu sein, im späteren Verlauf ist das Problem seltener aufgetreten.

An anderer Stelle gab es steife Charakteranimationen, besonders im Übergang von Cutscenes zu Gameplay. Das hat an der Atmosphäre gerüttelt. Dazu kamen in der englischen Fassung stellenweise dermaßen leise Sprachausgaben, sodass man sich nicht bewegen darf, um ohne Untertitel überhaupt etwas zu verstehen. Auch häufige FPS-Einbrüche gibt es zu bemängeln, die mit dem neuesten Update mutmaßlich der Vergangenheit angehören.

Grafisch ist Days Gone wunderschön. Der eingebaute Fotomodus lädt zu Landschafts-Aufnahmen der wunderschönen Berg- und Waldgebiete von Oregon ein. Zusätzlich wird das Gameplay von stimmiger Musik untermalt. Damit hält sich Days Gone tapfer im hohen Qualitätsanspruch der First Party-Titel aus dem Hause Sony.

Unser Fazit:

Das letzte Spiel von Bend Studios liegt sieben Jahre zurück, der letzte AAA-Titel sogar 15 Jahre. Für diese zeitliche Lücke ist Days Gone wirklich gut geworden. Die technischen Mängel beiseite bietet Days Gone trotz wenig Innovation in puncto Mechaniken ein spritziges und spannendes Gameplay-Erlebnis mit charakterlich starren, dafür sympathischen Hauptfiguren. Besonders die Horden und die toll umgesetzte Spielwelt haben uns beeindruckt.

Wer das typische Flair von First Party-Adventures für die PS4 mag, der wird auch mit Days Gone seinen Spaß haben. Besonders, wenn technische Probleme via Patch ausgemerzt sind, darf man sich auf eine tolle Erfahrung freuen.

Wertung: 4.4 out of 5 stars (4,4 / 5)

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