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Command & Conquer: Remastered im Test – ein Meisterwerk

Am 05. Juni erschien das heiß erwartete Command & Conquer: Remastered. Die aufbereiteten Versionen von Command & Conquer Tiberian Dawn und Red Alert sind nicht nur grafisch aufpoliert, sie enthalten auch alle Erweiterungspakete, die exklusiven Konsolen-Missionen und neu aufgenommene Sprachaufnahmen – eine Menge für Liebhaber. Was Command & Conquer: Remastered außer reiner Nostalgie bietet, das klärt der Test.

Command & Conquer ist die beste RTS-Reihe aller Zeiten. Das ist in einem so umkämpften Genre und nebst Konkurrenz wie Age of Empires und Warcraft 3 ein mutiges Statement. Aber dennoch ist Command & Conquer etwas ganz besonderes für mich: Jeder kennt solche Titel, die die eigene Liebe für ein bestimmtes Genre entflammt haben. Manch einer vertieft sich gerne wegen “Heroes of Might & Magic” in Rundenstrategie oder ist Fußfall-Freak durch “FIFA 98”. Und meine Leidenschaft durch Strategie-Spiele kommt durch Anno 1602, Die Siedler 3 – und Command & Conquer. Als ich Mitte der 90er-Jahre – mit 6 Jahren deutlich zu jung dafür – Command & Conquer: Red Alert gespielt habe, war es um mich schon nach wenigen Minuten geschehen: Die packende Musik, das vielfältige Gameplay, die trashig, aber verdammt charmant erzählte Geschichte – wow! Und auch die Jahre danach sollten mich Tiberian Sun, Red Alert 2, Generals und Red Alert 3 begeistern. Man kann sich also denken, wie sehr ich mich über die Ankündigung eines Remasters der zwei einflussreichsten Ableger gefreut habe: Tiberian Dawn und Red Alert.

Und die Ankündigung hatte es in sich. Tiberian Dawn und Red Alert sollten grafisch auf 4K-Niveau aufgebürtstet werden, dazu gibt es neu gemischte und teilweise unveröffentlichte Musik des Original-Komponisten Frank Klepacki und optimierte Video-Sequenzen. Ebenso sollten die Käufer die volle Ladung Command & Conquer für ihr Geld bekommen: Command & Conquer: Remastered enthält die Basegames, sämtliche Erweiterungspakete und die bislang konsolenexklusiven Missionspakete. Dazu kommen eine verbesserte Steuerung, neu aufgenommene Interface-Sounds der EVA-Originalsprecherin Kia Huntzinger und, und, und. Aber was kann Command & Conquer: Remastered von den zahlreichen Versprechungen auch umsetzen?

Die kurze Antwort: Alles. Command & Conquer: Remastered ist eine Lobeshymne auf zwei der besten RTS-Spiele aller Zeiten. Die beiden Ableger aus den Jahren 1995 und 1996 bekommen durch das Remaster ein Wohlfühlprogramm. Die sehr gut gealterte Kernmechaniken rund um Basenbau, Einheitenbewegung und Missionsdesign sind beinahe unverändert übernommen worden. Die Entwickler von Petroglyph und Lemon Sky Studios umschmeicheln mit ihren Änderungen lediglich die Stärken der beiden Spiele und verderben – anders als bei vielen anderen Remasters – nicht den Charme des Originals. Den gibt es nämlich noch immer: Die herrlich trashigen Zwischensequenzen, die kitschigen Dialoge und martialische Aufmachung genießen inzwischen Kultstatus und sind natürlich nicht wegzudenken.

Die Geschichte der beiden Titel ist relativ schnell erzählt: In Tiberian Dawn erschüttert die Entdeckung eines wertvollen Minerals, dem Tiberium, die Welt. Schnell spaltet sich die rebellische NOD-Bruderschaft ab unter der Führung des charismatischen Anführers Kane ab und bekämpft den Staatenbund GDI – hier geht es um nichts anderes als die Weltherrschaft. Wahlweise auf der Seite der GDI oder NOD gilt es Tiberium-Quellen zu erschließen, ganze Länder zu erobern und die feindlichen Streitkräfte plattzumachen.

Wer das Sci-Fi-Setting von Tiberian Dawn schon abgefahren findet, der kennt Red Alert nicht. In der Neuinterpretation des Kalten Krieges reist Albert Einstein in der Zeit zurück und schafft es, den jungen Adolf Hitler lange vor dem zweiten Weltkrieg aus der Geschichte mit einem Treffen und Handschlag zu entfernen. Die Sovietunion, ganz ohne Widerstand aus Deutschland, wächst zu einer noch größeren Weltmacht heran und macht den Alliierten ordentlich Konkurrenz. Die Storys beider Teile werden zwischen den Missionen in inzwischen kultigen und total trashigen Echt-Zwischensequenzen erzählt. Wer Command & Conquer kennt, der schätzt die beinahe unverändert übernommenen Videoclips. Und wer ein Neueinsteiger ist, aber etwas Humor und Offenheit hat, der wird diesen Style von Command & Conquer: Remastered lieben lernen.

Unter der charismatischen Oberfläche verbirgt sich aber grundsolide Echtzeitstrategie, die es mit heutigen Titeln problemlos aufnehmen kann. Command & Conquer schafft die Balance zwischen Komplexität und einer flachen Lernkurve. Der Basenbau bietet vielfältige Gebäude wie Kraftwerke und Bunker oder Einheiten wie Panzer, Artillerie und Raketenschützen. Leider fügt auch das Remaster keine der fehlenden Komfortfunktionen moderner RTS-Titel wie einem Attack-Move oder der Möglichkeit hinzu, Gebäude auf Tasten zu binden, um schneller Einheiten zu bauen. Nichtsdestotrotz machen die Kämpfe sowohl in der Kampagne, als auch im Online- und Offline-Skirmish unverändert Spaß. Die lebendig animierten Gebäude, spannende Gefechte und der bisweilen anspruchsvolle Basenbau sorgen für Strategie auf hohem Niveau. Super!

Technisch hat sich natürlich einiges getan. Im Mittelpunkt von Command & Conquer: Remastered steht natürlich die grafische 4K-Aufwertung beider Spiele. Auf Tastendruck kann man zwischen alter und “neuer” Grafik wechseln und merkt so die deutlich erhöhte Detailtiefe bei Einheiten, Gebäuden und Hintergründen. Das gesamte Spiel sieht an allen Ecken und Kanten wesentlich besser aus. Dazu kommt das aufgewertete Seitenmenü und der neue Zoom, dank dem man wesentlich weiter aus dem Kampfgeschehen herausgehen und noch mehr Überblick erlangen kann.

Dazu kommen die leicht überarbeiteten Videosequenzen und die hörbar verbesserten EVA-Soundbites von Kia Huntzinger. Leider wurden scheinbar nur die Real-Videosequenzen verbessert und nicht jene in Spielgrafik – letztere sehen nämlich noch immer katastrophal aus. Schade, eine verpasste Chance. Insgesamt präsentieren aber sämtliche Quality of Life-Updates wie der Karteneditor, die funktionalen Multiplayer-Skirmishes, neu belegbare Hotkeys oder die Unterstützung für Community-Mods ein stimmiges und rundes Gesamtbild. All diese Neuerungen legen theoretisch den Grundstein, um Command & Conquer: Remastered zu einem langfristigen RTS-Titel mit kompetitiven Multiplayer a la Starcraft zu machen. Abwarten!

Auf jeden Fall darf man die Technik als stimmig bezeichnen. Die grafischen Neuerungen sind toll und angesichts des Alters absolut zufriedenstellend. Die beiden Titel laufen außerdem butterweich und werden von glasklarer und ziemlich gut ballernder Musik untermalt.

Unser Fazit:

Meine Hoffnungen haben sich erfüllt: Command & Conquer: Remastered ist ein Meisterwerk. Eine grafische Frischzellenkur, sinnvolle Neuerungen und der altbewährte Charme machen Command & Conquer: Remastered zu einer würdigen Neuauflage für zwei der größten und einflussreichsten RTS-Spiele aller Zeiten. Trotz einiger fehlender Steuerungs-Mechaniken macht Command & Conquer: Remastered eine tolle Figur.

Alle Strategie-Fans, ob Kenner oder Neueinsteiger, sollten mit den abwechslungsreichen Skirmishes und der charmanten Kampagne viele Stunden Spaß haben. So, genug geschrieben – ich starte mal wieder das Spiel.

Wertung: 4.9 out of 5 stars (4,9 / 5)

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